Nordwest-Zeitung

Nicht nur direkte Anwohner sollen zahlen

Stadt informiert Anlieger am 5. November über Ausbauplän­e für die Bremer Heerstraße

- VON JENS SCHÖNIG

B0100 8wei wird es künftig nur noch einen Parkund Grünstreif­en geben. Die Ausbaubeit­räge werden über den unmittelba­ren Bauabschni­tt hinaus erhoben.

OSTERNBURG – Auch lange nach Schulschlu­ss könnte es am nächsten Montag in der Cäciliensc­hule noch ziemlich voll und laut werden. Dorthin lädt die Stadt für den 5. November um 18 Uhr die Anwohner der Bremer Heerstraße ein, um ihnen den aktuellen Planungsst­and für den Ausbau der Straße zwischen Dählmannsw­eg und Herrenweg vorzustell­en.

Nur ein Zusatzange­bot

Was bislang über die Ausbauplän­e bekannt ist, lässt schon einmal nicht erwarten, dass die Anwesenden die Informatio­nen völlig teilnahmsl­os verfolgen werden. So können die Gewerbetre­ibenden sich nur schwer damit abfinden, dass die Zahl der Parkplätze entlang der Straße sinken wird. Denn künftig wird es statt Parkstreif­en auf beiden Straßensei­ten nur noch einen auf der Nordseite (stadteinwä­rts) geben. Den Bedenken entgegnet die Stadt, dass die öffentlich­en Parkplätze an der Straße lediglich ein Zusatzange­bot seien und die privaten Stellplätz­e auf den Grundstück­en der Anwohner vorhanden sein müssen. „Insbesonde­re für Gewerbebet­reibende ist das Vorhalten entspreche­nder privater Stellplätz­e notwendig, da die öffentlich­en Parkplätze den Bedarf nicht decken können“, sagt die Stadt.

Hinzu käme, dass die bislang vorhandene­n öffentlich­en Parkplätze bei den letzten Verkehrszä­hlungen nur zu etwa 50 Prozent belegt waren. „Auf Grundlage der erfolgten Zählungen wird davon ausgegange­n, dass die Anzahl der Parkplätze auch bei einer einseitige­n Anordnung ausreichen­d ist“, so die Folgerung.

Auf ein noch deutlicher­es Echo dürfte bei den Anwohnern allerdings die Erhebung der Beitragssä­tze für den Ausbau der Bremer Heerstraße sorgen. Denn schon aus der offizielle­n Einladung zum Infoabend geht hervor, dass nicht nur die Anwohner des Bauabschni­tts zur Kasse gebeten werden. „Beitragsre­chtliche Auswirkung­en“hat der Ausbau demnach für alle Anwohner zwischen Bahnhofsal­lee und Müllersweg. Das ist ein guter Straßenkil­ometer mehr als der Abschnitt, der tatsächlic­h ausgebaut wird.

Besondere Rechnung

Auf diese beitragsre­chtliche Besonderhe­it wurden die Anwohner bereits in dem Einladungs­schreiben hingewiese­n und sie soll in der Informatio­nsveransta­ltung erklärt werden. Tatsächlic­h gibt es die Beitragssa­tzung her, dass die Stadt Ausbaubeit­räge über ein Teilstück hinaus geltend machen kann. Das Instrument dafür ist im Fall der Bremer Heerstraße der sogenannte Teilstreck­enausbau. „Im Beitragsre­cht kommt es darauf an, wo fängt die öffentlich­e Einrichtun­g, also die beitragsre­chtlich zu bewertende Straße, an und wo hört sie auf“, erklärt Stadtsprec­her Stephan Onnen. „Eine Abrechnung nur des Teilstücks ist danach rechtlich nicht zulässig.“

Mit näheren Erläuterun­gen hält sich der zuständige Fachdienst im Vorfeld des Informatio­nsabends noch etwas bedeckt. Ein genauerer Hinweis zur Problemati­k findet sich im Niedersäch­sischen Landesjust­izportal. Dort wird das „negative Bauprogram­m“als Grundlage des Teilstreck­enausbaus erläutert. „Der beitragsfä­hige Teilstreck­enausbau setzt ein Bauprogram­m voraus, nach dem der weitere Ausbau der Reststreck­e nicht beabsichti­gt ist“, heißt es dort, und: „Bei einem Teilstreck­enausbau gilt die Straße im gesamten Verlauf als erneuert.“

Das bestätigt auch Stadtsprec­her Stephan Onnen auf Nachfrage. „Aufgrund des bereits jetzt herrschend­en guten Ausbauzust­andes der Bremer Heerstraße ist ein weiterer Ausbau der Reststreck­e auch nicht notwendig“, so Onnen.

Ein schwacher Trost für die Betroffene­n: Die Landesregi­erung diskutiert derzeit, ob die Ausbaubeit­räge abgeschaff­t werden sollen. Für die Anwohner der Bremer Heerstraße kommt das aber zu spät.

 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Hier soll gebuddelt werden: Die Bremer Heerstraße wird bis zum Herrenweg ausgebaut.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Hier soll gebuddelt werden: Die Bremer Heerstraße wird bis zum Herrenweg ausgebaut.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany