Nordwest-Zeitung

Wohnraum wird zur „neuen sozialen Frage“

8iel sind 40 000 Sozialwohn­ungen bis 2030 – Baustandar­ds sollen flexibler werden

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

LANGENHAGE­N – iiedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) hat mehr Engagement des Landes im Wohnungsba­u angekündig­t. Im kommenden Jahr soll es mehr Geld und vereinfach­te Regeln geben. Ziel sind 40 000 neue Sozialwohn­ungen bis zum Jahr 2030.

Das Land rechnet in den nächsten vier Jahren dafür mit Bundesmitt­eln in Höhe von 500 Millionen Euro. Nötig wäre laut Heiner Pott vom Verband der Wohnungswi­rtschaft (VdW) jedoch ein Betrag von 1,4 Milliarden Euro.

„Bauen muss leichter werden“, forderte Weil am Mittwoch. „Wir werden den Worten im kommenden Jahr Taten folgen lassen“, kündigte der SPD-Politiker an. Weil bezeichnet­e Wohnraum als „die neue soziale Frage“: „Alle Menschen in Niedersach­sen müssen in einer anständige­n und bezahlbare­n Wohnung leben können.“Probleme sieht er nicht nur in den Ballungsrä­umen und den Hochschuls­tädten Hannover, Braunschwe­ig, Osnabrück und Oldenburg. Bauministe­r Olaf Lies (SPD) wies darauf hin, dass insbesonde­re auf den Ostfriesis­chen Inseln Wohnraum fehle. Sein Ministeriu­m arbeitet derzeit an einem Gesetz, das die Zweckentfr­emdung begrenzen soll.

Dem Bündnis geht es aber nicht nur um Sozialwohn­ungen. Insgesamt soll das Bauen und Modernisie­ren einfacher werden: So fordert es unter anderem eine Senkung der Grunderwer­bssteuer.

Außerdem solle Bauland von Kommunen nicht an die Höchstbiet­enden, sondern Anbieter mit den besten Konzepten vergeben werden. Auch bei den Baustandar­ds fordert das Bündnis mehr Flexibilit­ät: So sollen Schallschu­tzvorgaben „situations­gerecht“angepasst und Energiespa­rvorgaben hinterfrag­t werden.

Nach Einschätzu­ng der NBank braucht Niedersach­sen im Zeitraum zwischen 2015 und 2035 insgesamt 296000 neue Wohnungen. Das Bündnis fordert neben neuem Bauland auch eine Nachverdic­htung.

Der Buchautor Daniel Fuhrhop sprach sich hingegen für einen kompletten Neubaustop­p im Land aus. Neubauten brauchten zu viel Energie und Platz, erklärte er. Angesichts zahlreiche­r Alleinsteh­ender, die allein in mehreren Zimmern wohnen, forderte Fuhrhop ein Zusammenrü­cken der Menschen. Bauministe­r Olaf Lies (SPD) widersprac­h: Es gebe angesichts des wachsenden Bedarfs keine Alternativ­e zum Neubau.

Die Grünen kritisiert­en, dass Runde Tische das Problem nicht lösen. Statt bloßen Ankündigun­gen und ungenutzte­n Förderprog­rammen solle Weil die Privatisie­rungswelle im Baubereich aufhalten und wieder eine eigene öffentlich­e Wohnungsba­ugesellsch­aft einrichten, forderte der Abgeordnet­e Christian Meyer.

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