Nordwest-Zeitung

Falsche Polizisten sorgen für Angst

30-Jähriger in Heidelberg vor Gericht – Frau um 300 000 Euro betrogen

- (alle Angaben ohne Gewähr) VON JULIA GIERTZ

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44175 HEI<ELBERG – Alles fing mit dem Telefonläu­ten an. Der Griff zum Hörer kostete Susanne K. (Name geändert) den Schmuck, die Wertsachen und viel Bargeld. Rund 300 000 Euro Gesamtscha­den – im Leben der Frau aus Sinsheim bei Heidelberg ist seit dem Abend des 19. Februar 2018 nichts mehr wie es war. Susanne K. schildert die Ereignisse am Mittwoch dem Landgerich­t Heidelberg. Dort muss sich ein 30-Jähriger wegen des Falsche-Polizisten­Tricks verantwort­en muss. Als angebliche­r Polizeibea­mter soll er laut Anklage die 64 Jahre alte Frau um ihre Habseligke­iten gebracht haben.

Sie gehört zu den zahlreiche­n älteren Menschen in Deutschlan­d, die auf die Polizisten-Masche hereingefa­llen sind. Die beiden vermeintli­chen Beamten des Polizeiprä­sidiums Mannheim schilderte­n ihr die Festnahme eines Einbrecher­s, bei dem eine Liste mit 47 potenziell­en Opfern – darunter auch sie – gefunden worden sei. Bei ihrem eine Straße weiter lebenden Sohn sei bereits eingebroch­en worden. Auch andere mit richtigen Namen genannte Nachbarn seien betroffen. Später erweckten sie den Eindruck, dass ein Einbrecher bereits im Garten sei. Von einer Pistole und Betäubungs­gas war die Rede.

Die frühere Sekretärin stopfte schließlic­h Uhren, Schmuck, Münzen, Bargeld sowie den Fahrzeugbr­ief eines neu gekauften Jeeps in eine Plastiktüt­e. Dann traf sie auf den von den beiden Anrufern angekündig­ten Kollegen. Als diesen sogenannte­n Abholer identifizi­erte sie nach eigenen Worten den Angeklagte­n im Gerichtssa­al. „Ich bin wirklich sicher, dass er das ist.“Jetzt lebe sie in Angst und könne nur noch schlecht schlafen.

Der Angeklagte wurde zwei Tage nach dem Fall in Sinsheim auf frischer Tat festgenomm­en. Er sollte bei einem 74-Jähringen in Magstadt bei Stuttgart einen Umschlag mit 47 000 Euro abholen. Doch die Polizei hatte Wind bekommen und ertappte ihn. Wegen des versuchten Betruges an dem alten Mann ist er zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräf­tig. Der 30-Jährige bestreitet die Tat und will an dem Abend im westfälisc­hen Hagen gewesen sein; ein Zeuge sagt, er könne das bestätigen.

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