Wunderkind erwartet „wahres Duell“
Titelverteidiger Magnus Carlsen trifft auf formstarken Fabiano Caruana
LONDON – Von diesem Freitag an bis maximal zum 28. November wird in London mal wieder die Schach-Weltmeisterschaft ausgespielt. Hier gibt es die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Veranstaltung.
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Was steht genau an Gegenüber sitzen sich am Brett der amtierende Champion Magnus Carlsen (Norwegen) und Fabiano Caruana, der als erster US-Amerikaner seit dem legendären Bobby Fischer im Jahr 1972 um den Titel kämpft. Das Duell steigt in „The College“, einem altehrwürdigen Gebäude im Herzen der Stadt.
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Warum diese beiden Als Titelverteidiger ist Carlsen gesetzt. Nachdem er sich 2013 mit gerade 22 Jahren zum zweitjüngsten Weltmeister der Geschichte gekürt hatte, verteidigte er die Krone der Schachwelt 2014 und 2016 zweimal. Caruana setzte sich im März bei einem Kandidatenturnier in Berlin gegen sieben Kontrahenten durch und sicherte sich das Recht, Carlsen herauszufordern.
? Wer ist der Favorit? Wie zuletzt eigentlich immer: Carlsen. Der inzwischen 27Jährige hat sich vom einstigen Wunderkind längst zu einem der besten Schachspieler der Geschichte gemausert. Seit Juli 2011 ist „König Magnus“ununterbrochen Weltranglistenerster, wies einst mit einer Elo-Zahl von 2882 den höchsten bislang erreichten Spielstärke-Wert auf und holte zudem insgesamt fünf WM-Titel im Schnell- und im Blitzschach. Auch in diesem Jahr gewann der Norweger bereits drei hochkarätig besetzte Turniere. „Weltmeister zu sein, ist Teil meiner Identität geworden, und dementsprechend geht es um viel. Es kümmert mich gar nicht so sehr, Weltmeister zu sein. Ich möchte aber nicht, dass es jemand anders ist“, sagt Carlsen und prophezeit: „Dieses Mal ist es das wahre Duell.“
Wie gut sind die Chancen ? für eine Überraschung
Gar nicht mal so gering. Schließlich ist Caruana zweifellos in der Form seines Lebens. Der in Miami geborene 26-Jährige mit italienischen Wurzeln liegt in der Weltrangliste direkt hinter Carlsen auf Rang zwei. Seine Bilanz gegen den großen Dominator der vergangenen Jahre ist zudem nur leicht negativ. Zuletzt trotzte er Carlsen beim prestigeträchtigen Sinquefield Cup in eigentlich aussichtsloser Situation immerhin noch ein Remis ab. „Die meisten
Topspieler sind sehr selbstbewusst, manche sogar arrogant“, stichelte Caruana zuletzt: „Für Magnus ist es besonders schwer, dass ihm sein unglaublicher Erfolg nicht zu Kopf steigt.“
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Wie ist der Modus? Gespielt werden maximal zwölf Partien, wobei das Eröffnungsrecht jeweils wechselt. Alle zwei Tage steht ein Ruhetag an. Für einen Sieg gibt es einen Punkt, bei Remis erhalten beide Kontrahenten jeweils einen halben. Erreicht ein Spieler vorzeitig 6,5 Zähler, ist das Duell beendet. Bei Gleichstand nach dem zwölften Spiel wird, wie bei der WM 2016 zwischen Carlsen und dem Russen Sergej Karjakin, ein Tiebreak mit verkürzter Spielzeit gespielt.
Wo kann man die Spiele ? verfolgen?
Im Internet gibt es unzählige Live-Ticker und auch LiveStreams, die das Geschehen auf dem Brett begleiten und kommentieren. Live-Bilder von den Spielern gibt es allerdings nur über den kostenpflichtigen Stream auf der Homepage des Veranstalters (www.worldchess.com).