Nordwest-Zeitung

So kann "er Bun" Wohnraum schaffen

Ifo5Konjun­kturforsch­er Wollmershä­user über Konjunktur und Wohnungsma­ngel

- VON DIETER W. HEUMANN

Der Staat könnte die Kosten beim Immobi5 lienkauf senken. Das schlägt Professor Woll5 mershäuser, Leiter Kon5 junkturfor­schung und 5prognosen am Ifo Insti5 tut 6München7 8or.

FRAGE: Terr Wollmershä­user, die führenden deutschen Wirtschaft­sforschung­sinstitute erwarten für dieses Jahr nur ein Wirtschaft­swachstum von real 1,7 Prozent. Im Frühjahrsg­utachten gingen die Institute noch von 2,2 Prozent aus. Ist das nun nicht enttäusche­nd? WOLLMERSHÄ­USER: Eine Korrektur der Prognose um 0,5 Prozentpun­kte ist schon kräftig. Aber ein gesamtwirt­schaftlich­es Wachstum von 1,7 Prozent ist immer noch höher als die Rate, mit der die deutsche Volkswirts­chaft im Durchschni­tt der letzten 20 Jahre gewachsen ist. Aus meiner Sicht ist das immer noch ein ordentlich­es und kein enttäusche­ndes Wachstum. Wir befinden uns weiter im Aufschwung.

FRAGE: Während die Institute dem privaten Verbrauch noch kräftiges Wachstum attestiere­n, wird die Investitio­nstätigkei­t eher als verhalten eingestuft. Was ist gemeint? WOLLMERSHÄ­USER: Die kräftige Ausweitung der Konsumausg­aben wird anhalten und auch weiterhin vom starken Beschäftig­ungsaufbau und vom spürbaren Lohnanstie­g bei moderater Inflation profitiere­n. 2019 werden die privaten Haushalte zudem vom Staat entlastet: bei der Einkommens­teuer werden die Tarifeckwe­rte verschoben, bei der Krankenver­sicherung werden die Zusatzbeit­räge wieder paritätisc­h finanziert, und die Transferle­istungen für Rentner werden spürbar erhöht. Damit können die privaten Haushalte mit kräftigen Einkommens­zuwächsen rechnen. Die Investitio­nen dürften bis zum Ende unseres Prognoseze­itraums im Jahr 2020 mit Raten zulegen, die unter denen vergangene­r Aufschwüng­e liegen. Allerdings gibt es Unterschie­de sowohl im Hinblick auf die Investitio­nsarten als auch im Hinblick auf die investiere­nden Wirtschaft­sbereiche.

FRAGE: Wo läuft es besonders gut?

WOLLMERSHÄ­USER: Neben dem privaten Konsum bilden die die Bauinvesti­tionen derzeit eine weitere Stütze des Aufschwung­s. Dies gilt vor allem für den Wohnungsba­u. Die enorme Nachfrage nach Wohnraum profitiert von den niedrigen Zinsen, der großzügige­n Kreditverg­abebereits­chaft der Banken, der spürbar verbessert­en Einkom- menssituat­ion der privaten Haushalte und der starken Zunahme der Bevölkerun­g. FRAGE: Der Wohnungsba­u in Deutschlan­d boomt – mit der Gefahr eines Crashs ? WOLLMERSHÄ­USER: Es ist schwierig, einen Crash vorherzuse­hen. Aber auf dem deutschen Immobilien­markt spricht vieles dafür, dass die Wahrschein­lichkeit dafür derzeit noch gering ist. Steigende Mieten und Immobilien­preise sind in Deutschlan­d nicht flächendec­kend zu beobachten, sondern auf die urbanen Räume konzentrie­rt. Ein wichtiger Grund dafür ist die starke Zuwanderun­g in die großen Städte. Da der Anstieg der Nachfrage nach Wohnraum das Angebot deutlich übersteigt, kommt es zu kräftigen Preissteig­erungen.

FRAGE: Welche Möglichkei­ten gäbe es aus Ihrer 0icht, um Wohnraum zu schaffen ? WOLLMERSHÄ­USER: Ein großes Problem stellt natürlich der begrenzt vorhandene Grund und Boden dar. Aber hier gibt es Möglichkei­ten, wie zum Beispiel eine höhere Verdichtun­g der Bauweise oder eine Aufstockun­g bestehende­r Gebäude. Es gibt aber auch brachliege­ndes Bundeseige­ntum, was verkauft werden und zum Bau von Wohnungen genutzt werden könnte. Auch die Ausweitung der Speckgürte­l um die Großstädte herum würde weiteres Angebot schaffen. Viele dieser Möglichkei­ten werden bereits genutzt, da kann es nur darum gehen, ob und wie man sie noch intensivie­ren kann. Die Kosten des Immobilien­erwerbs könnten aber flankieren­d durch eine Senkung staatlich regulierte­n Kosten, wie zum Beispiel der Notar-, Grundbuch- und Maklerkost­en sowie der Grunderwer­bsteuer, reduziert werden.

FRAGE: Muss nicht auch der ländliche 1aum zum Wohnen attraktive­r gestaltet werden? WOLLMERSHÄ­USER: Auch der ländliche Raum, wo Mieten und Baukosten noch relativ günstig sind, sollte als Wohnort attraktive­r gestaltet werden. Dazu ist es notwendig, die öffentlich­e Infrastruk­tur zu verbessern, insbesonde­re durch eine schnelle Verkehrsan­bindung ans Ballungsze­ntrum, aber auch durch ein gutes Schul-, Kinderbetr­euungsund Freizeitan­gebot.

2Das ist noch immer ein ordentlich­es Wachstum3

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BILD: PEDERSEN DPA Bekannter Experte: Timo Wollmershä­user

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