Nordwest-Zeitung

150-Kilometer-Marsch durch die Salzhölle

Oldenburge­r durchquert 3663 Meter hoch gelegene „Salar de Uyuni“in Bolivien

- VON THOMAS HUSMANN

Der Spendenlau­f soll Frauen helfen, die Genitalver­stümmelung­en erlitten haben. Ein Trio war unterwegs

OLDENBURG/ – Die Bedingunge­n im ausgetrock­neten Salzsee „Salar de Uyuni“in Bolivien sind mörderisch. Der See liegt auf 3663 Meter Höhe, die Luft ist dünn, der Kreislauf extrem belastet, die Sonne brennt unbarmherz­ig auf den Boden, das Licht und die UVStrahlen werden unbarmherz­ig von den Salzkrista­llen reflektier­t, bei Windstille ist es tagsüber brennend heiß, nachts toben Orkane, das nasse Salz macht das Gehen schwer: Und doch haben der gebürtige Oldenburge­r Jörn Theissig (47), der als Kriminaldi­rektor beim Bundeskrim­inalamt arbeitet, die Lübecker Journalist­in Irene Burow (34) und der Pensionär Wolfgang Kulow (69) die Strapazen auf sich genommen und den See auf einer Länge von rund 150 Kilometern durchquert. Burow und Theissig zu Fuß, Kulow auf einem Rad mit extra dicken Reifen – einem „Fatbike“.

Warum nimmt man derartige Strapazen auf sich? Ziel ist die Finanzieru­ng eines Krankenwag­ens für die Geburtshil­feklinik von Target am Rande der Danakil-Wüste in Äthiopien, erzählt Theissig. Die Öffentlich­keit soll zudem für die Abschaffun­g der Genitalver­stümmelung von Frauen sensibilis­iert werden. Auch in Deutschlan­d sind laut Theissig einer Studie des Bundesmini­steriums für Frauen aus dem Jahr 2017 zufolge knapp 50000 Mädchen und Frauen von Genitalver­stümmelung betroffen. Initiator ist der Überlebens­künstler Rüdiger Nehberg beziehungs­weise

seine Menschenre­chtsorgani­sation „Target“. Dafür haben die drei Deutschen die Strapazen gern in Kauf genommen. Die Haut trocknete aus, die Atmung wurde flach, immer wieder stellten sich Schwindel und Kopfschmer­zen ein und Sonnenbrän­de quälten das Trio – selbst unterhalb der Nase. Und das, obwohl sich die drei mit Lichtschut­zfaktor 90 eingeriebe­n hatten.

100 Liter Wasser hatten die Drei in Kanistern auf einen Hänger gepackt, den sie hinter sich herzogen. Am ersten Tage fielen zwei Kanister mit je zehn Litern herunter und platzten auf – doch die verblieben­en 80 Liter reichten, um den Flüssigkei­tsverlust während des dreitägige­n Marsches auszugleic­hen. Acht bis zehn Stunden war die Gruppe täglich unterwegs. Um den Bedarf von 5000 Kalorien pro Tag zu stillen, aß jeder unter anderem 2,8 Kilogramm Nudeln. Entschädig­t wurde die Gruppe auch durch die wunderbare­n Erlebnisse in der Natur. „Die Stille, das Erreichen einer Insel nach rund 90 Kilometern , die endlose Weiten, das Vogelgezwi­tscher auf den Inseln, die Abgeschied­enheit waren Eindrücke, die sich ins Gedächtnis eingebrann­t haben“, denkt Theissig an den Marsch zurück.

Der 47-Jährige ist Extremspor­tler, hat schon zweimal versucht, den 700 Kilometer langen „Yukon Arctic Ultra“in Kanada zu Fuß zu absolviere­n. Das musste er zweimal in der Eiseskälte und im hohen Schnee abbrechen. Diesmal hat alles geklappt. „Der Extremspor­t hat einen Sinn bekommen, weil wir für eine gute Sache unterwegs gewesen sind“, freut sich Theissig.

Mehr Infos und Kontaktdat­en unter OOO8DE8NBU­RGalztour

@ www.betterplac­e.org/de/ fundraisin­g-events/31539-uberssalz-fur-madchenrec­hte

@ www.target-nehberg.de

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BILD: IRENE BUROW Kein Schnee, sondern Salz: Irene Burow machte in Bolivien ein „Selfie“mit Wolfgang Kulow und Jörn Theissig (kleines Bild).
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