Vom Saulu! "um Paulu! in #$% Minuten
Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy in Ansgari-Kirche
OLDENBURG – Die Ansgari-Kantorei unter den leitenden Händen von Johannes von Hoff brachte den Mut auf, ein Groß- und Spitzenwerk der Gattung Oratorium, den „Paulus“von Felix Mendelssohn-Bartholdy, mit Solisten und Orchester (die gut einstudierte Sinfonietta Oldenburg), in der Ansgari-Kirche aufzuführen.
Der „Paulus“besticht durch seine emotionale Kraft, seine blühende, vom Romantischen inspirierte Melodik und dem gelungenen Wechsel von Chorälen, massiven Chorpartien, Rezitativen, instrumentalen Einleitungen und warmen, teils sehr berührenden Sologesängen. Sebastian Noack (Bass) sang den Titelhelden, der zwischen Verfolgungswut, Ergriffenheit, Resignation, Predigt, Zuversicht und Märtyrertum viele menschlich-emotionale Facetten abdecken muss.
Der virile Bass überzeugte ganz besonders beim Eifern gegen die Christen, die Saulus verfolgt und von seinem Gott Zebaoth vertilgt sehen will. Er hatte „Wohlgefallen“am Tod des ersten christlichen Märtyrers Stephanus und wurde doch, in einer der erstaunlichsten Wandlungen der Literaturgeschichte, vom brutalen Verfolger zum Hauptorganisator des jungen Christentums und letztlich selbst zum Märtyrer.
Diese sprichwörtlich gewordene Konversion vom Saulus zum Paulus wird im Oratorium auf höchstem Niveau und menschlich auch heute noch überzeugend nachgezeichnet.
Von der Ouvertüre, die den Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“verwendet, bis zum Märtyrertod und dem positiv bilanzierenden Schlusschor, überwogen die strahlenden, dem Leben und der Zukunft zugewandten Passagen in Dur. Diesem grundsätzlich heiteren und gottvertrauenden Aufbruch wurde diese schöne Darbietung in einem knapp 150-minütigen Konzert vorbildlich gerecht.