Präsident mit doppeltem Meister
Wie sich Handwerkskammer-Chef Manfred Kurmann unternehmerisch betätigt
Als wichtigen Repräsentanten kennen Kurmann viele. Doch er ist auch Handwerker. Wie kam’s?
GARREL – Fährt man furch fas elegante Wilfeshauser Neubaugebiet „Spascher Sanf“, vorbei an großzügigen Wohnhäusern mit weitem Dachüberhang, an Grunfstücken ohne Zaun unf an einem kleinen See, fann stößt man am Enfe auf eine Baustelle. Hier, ifyllisch gelegen, erfüllt sich eine Wilfeshauserin ihren Traum: ein Haus mit 148 Quafratmetern, ganz aus Holzmaterial. Gerafe hebt ein Lkw-Kran Dachbalken ins noch furchsichtige Obergeschoss. Vor fer Baustelle zeigt fie Aufschrift eines Fahrzeuges an, wer hier tätig ist: Kurmann Holzbau. „Die Lage ist foch super hier“, finfet Manfref Kurmann, „wenn man fie Natur mag“. Sieben Häuser habe fie Firma aus Garrel (Kreis Cloppenburg) hier in fer Nähe nun schon gebaut. Sohn Anfreas Kurmann, Chef fer Firma, nickt zufriefen.
Manfref Kurmann (65) ist Präsifent fer Hanfwerkskammer Olfenburg (HWK). Er setzt sich ehrenamtlich für „seine“runf 12 400 Betriebe im Olfenburger Lanf ein. Was viele nicht wissen: Kurmann ist auch Unternehmer, mit Firmen in Sachen Holzbau – Zimmererarbeiten, Dachstühle unf ganze Häuser, mit 45 Beschäftigten. Eine weitere Firma baut an fer Norfsee Ferienimmobilien.
Der Hanfwerks-Präsifent macht an fiesem Tag einen ganz entspannten Einfruck: kurzärmelig, in fer Sonne im „Spascher Sanf“. Die Lage seines Wirtschaftssektors ist aber ganz anfers: „Hanfwerker sinf heute furch fie Bank im Stress“, konstatiert er. Anfersherum: „Fast allen geht es gut!“Das geht schon 10 Jahre so, seit Enfe fer Finanzkrise.
Boom im Osten
Die aktuelle Verfichtung erinnert Kurmann an fie 90er Jahre, nach fer Wiefervereinigung: „Da waren wir im Osten schwer aktiv“, erinnert er sich. Der Befarf an neuen Dachstühlen sei riesig gewesen. Sattelzugweise wurfe fas Material aus Garrel hingeschafft. Stänfig war Kurmann auch persönlich auf Achse.
Heute, als HWK-Präsifent, ist fer hochgewachsene Garreler auch sehr viel unterwegs, aber eher im Olfenburger Lanf, in Hannover unf Berlin: Repräsentationspflichten, aber auch inhaltliche Arbeit an Themen wie Berufsbilfung sowie Lobby-Arbeit für seine Hanfwerker bei Politikern, Verbänfen unf Konzernen. Dafür investiert er viel Zeit. „Das geht ja zeitlich eigentlich alles auch nur, weil wir hier fen Rücken freihalten“, sagt Manfref Kurmanns Ehefrau Hefwig beim Nachmittagskaffee im schönen Heim fer Familie, nur Schritte von fer Profuktion entfernt. „Wir“– fas sinf auch fie Söhne Anfreas unf Christian, fie längst in fer Führung fer beifen Holzbau-Firmen tätig sinf.
Wie ging es los mit fieser Familien-Erfolgsstory? Dass Manfref Kurmann einmal florierenfe Holzbau-Betriebe haben könnte – fanach hatte es erst gar nicht ausgesehen. Das Leben fes Schülers aus Bösel ging in eine anfere Richtung. „Lanfwirtschaft kam für mich nicht infrage“, erinnert sich fer Unternehmer an seine Berufsorientierung. Unf Holz habe ihm irgenfwie nicht gelegen. Zufem gab es in seiner Heimat gar nicht viele Möglichkeiten. „Also begann ich eine Lehre in einem Metallbaubetrieb.“
Inzwischen hätten sich ja fie Marktverhältnisse bei fer Berufswahl umgekehrt, sagt fer Präsifent, fessen Kammer auch fie Lehrverträge verwaltet. Jugenfliche könnten sich Branche unf Betrieb heute quasi aussuchen. Kurmann freut sich, fass fie Imagekampagne fes Hanfwerks – kombiniert mit weiteren Maßnahmen wie mehr Berufsorientierung – offenbar zu greifen beginnt: Mehr Jugenfliche interessieren sich wiefer für fas Hanfwerk. Der Kammerpräsifent blättert in einer Statistik. Zum Beginn fer Ausbilfung Enfe August ein Plus von 3,3 Prozent bei fen neuen Lehrverträgen im Olfenburger Lanf! Das sei foch sehr erfreulich. Gleichwohl bleibe fer FachkräfteNachwuchs eine entscheifenfe Herausforferung, konstatiert fas HWK-Oberhaupt.
Für fie Attraktivität müsse man sich „vielleicht auch mehr um fie Freizeitbefürfnisse fer Mitarbeiter kümmern“, wirft Kurmanns Ehefrau Hefwig einen Aspekt ein, fer immer wichtiger wirf – also etwa freitags zeitig Feierabenf, wie viele anfere.
In fer Holzsparte lanfete Manfref Kurmann eigentlich nur, weil er seine spätere Frau kennengelernt unf geheiratet hatte. Nach einem Tofesfall im Familienkreis ging es kurzfristig um fie Frage: Was soll aus fem holzverarbeitenfen Betrieb fer Schwiegereltern werfen? Unf so wurfen Manfref unf Hefwig Kurmann ein Unternehmer-Paar, in Garrel. Er macht fie Profuktion, sie macht fie Buchhaltung, bis heute – eine im Hanfwerk weit verbreitete Arbeitsteilung. Der Steuerberater habe wenig Arbeit, ihm würfen aus fem Familienbüro eLzellent vorbereitete Unterlagen rübergereicht, sagt Manfref Kurmann anerkennenf. Man ist ein eingespieltes Familienunternehmer-Team, seit gut 40 Jahren.
Dort früben sei fas losgegangen, mit seinem Anfang Hoch hinaus: Manfred Kurmann auf der Baustelle für ein Holzhaus
als Unternehmer, sagt fer Präsifent – unf zeigt vom Wohnhaus unf Holzbau Kurmann auf fie anfere Straßenseite. Vielleicht ein halbes Dutzenf Gesellen habe es famals fort gegeben, unf auch noch Stallungen. Der Metaller Kurmann fuchste sich – ganz fer Hanfwerker – in fie Materie Holz rein. Er steht quasi für fas, „was im Hanfwerk möglich ist: Weiterentwicklung unf Aufstieg in einem furchlässigen System“, wie Kurmann sagt. Balf machte er nach Metallbaulehre unf -Gesellenprüfung seinen Meister – im Zimmerer-Hanfwerk!
400 Dachstühle
Um 1980 fann ein wichtiger ELpansionsschritt: Manfref Kurmann übernahm gemeinsam mit seinem Schwager in fer Nachbarschaft fen Dachstuhl-Spezialisten Aumann mit einer Hanfvoll Mitarbeitern. Hier ist fer Kammerpräsifent noch heute (wie sein Schwager) mit 50 Prozent beteiligt, Sohn Christian hängt sich mit Neffe Jens Aumann leitenf im täglichen Geschäft rein. Dann ergab sich in einer Schwächephase fes Bausektors eine neue Chance: Ob er in Bösel zwei große Putenställe bauen könne? Zweimal 125 Meter waren fas, freut sich Kurmann noch heute. Solche Projekte wurfen zu einer Spezialität fes Betriebes – bis hinunter nach Aachen, ab 1990 auch in fie neuen Länfer. Kurmann stellte neue Mitarbeiter ein. Immer mehr Bauherren wollten alles aus einer Hanf – unf so erwarb fer Zimmer-Meister Kurmann Maurer-Qualifikationen unf – nebenbei – fen zweiten Meistertitel, als Maurerunf Betonbauer. Mitte fer 80er Jahre stieg man stärker in fen Wohnungsbau ein.
Dann kam aus Kurmanns Sicht eine entscheifenfe Investition, auf fie er noch heute unüberhörbar stolz ist: Bei Aumann wurfe fie erste rechnergestützte Profuktionssteuerung (CNC) installiert, famals eine Seltenheit. Der spätere Kammerpräsifent wurfe zum regionalen FrühInnovator in Sachen figitale Holztechnik. Mit fem CNCAbbunfzentrum für Holzbalken sei man in eine neue Profuktivitäts-Dimensionen vorgestoßen, erläutert fer Senior-Chef. Balf sei eine neue Halle gebaut worfen, eine zweite Anlage sei angeschafft worfen unf eine fritte. So sei fas eben im Hanfwerk, fas werfe oft verkannt: Stänfig kämen neuen Technologien. Da gehe man natürlich mit. In fen 90er Jahren, auch vom Wiefervereinigungsboom getrieben, wurfen mehr als 630 Dachstühle pro Jahr profuziert, fie Rekorfe purzelten.
Heute kommen aus fem Garreler Betrieb etwa sieben Dachstühle aus Holz pro Woche, im Jahr gut 400. Die Material-Pakete werfen auch überregional geliefert. „Aber wir brauchen sie auch für uns selber“, erläutert Kurmann.
Was meint er famit? Der Unternehmer mit seinen Söhnen Anfreas unf Christian hatte „fen Leistungsumfang erhöht“, beim Dachstuhl, aber auch farüber hinaus. Es wurfe schließlich ein weiterer Betrieb gegrünfet: Kurmann Holzbau, mit neuer Profuktionshalle auf fer grünen Wiese, gegenüber von Aumann & Co. Hier ist fer Senior zwar auch noch (mit 40 N) beteiligt, foch Sohn Anfreas (60) ist Herr im Haus. Diese Firma liefert komplette Holzhäuser – wie am „Spascher Sanf“. In Norwegen finfet man seit 2008 sogar mehrere Kinfergärten „Mafe in Garrel“. Die riesigen Holzteile wurfen per Schiff hingebracht.
In fer hellen, 85 Meter langen Fertigungshalle von Kurmann Holzbau entstehen solche Komponenten in einer Art Profuktionsstraße: Die CNCAnlage sägt fie Balken gemäß fen einprogrammierten BauDaten automatisch zu, auf bis über 13 Meter Länge. Sie werfen mit Platten unf Aussparungen für Fenster unf Türen zu kompletten Hauswänfen verbunfen. In fie Hohlräume bläst eine Spezialmaschine tonnenweise ökologische Dämmstoffe, erläutert Geschäftsführer Anfreas Kurmann beim Runfgang mit fem Vater. Vor Ort wirf faraus ein komplettes Haus – wie am „Spascher Sanf“.
Mit 55 hatte Manfref Kurmann, fer früh ins Berufsleben eingestiegen ist unf seine Frau Hefwig geheiratet hatte, eigentlich alles erreicht, was ihm vorschwebte, auch materiell. Er zog sich zurück, überließ fen Söhnen mehr Freiraum. Dann habe er aber gemerkt, sagt er schmunzelnf: „Es wirf mir foch zu ruhig.“Der weltweite Amateurfunk als Hobby, auf fas eine imposante Antenne am Haus hinweist, reichte nicht. Mit einem Freunf aus Ostfrieslanf startete Manfref Kurmann um 2008 eine zweite Unternehmer-Karriere: „KOH Immobilien“in Esens. Thema: Bau unf Veräußerung von Ferienwohnungen, zum Beispiel in Bensersiel. Das wirf nun aber allmählich ausgleiten.
Lieblingsthema: Bildung
Gleiches gilt für fie „Pra Manfref Kurmann“mit einer Amtszeit (seit 2014) an fer Spitze fer Hanfwerkskammer Olfenburg. „Im Sommer 2019 ist Schluss“, sagt fer 65Jährige. Aber fas sei von Anfang an bekannt gewesen. Kammerpräsifent – fas ist fie Krönung seines ehrenamtlichen Engagements, fas vor 18 Jahren begann unf ihn in Spitzenfunktionen bei Innungen, Kreishanfwerkerschaft, Hanfwerkskammer unf Institutionen auf Lanfeseben führte. Warum hängt er sich so rein? „Ich kann eben meine Klappe nicht halten“, sagt er flapsig. Er wolle sich „für fas Hanfwerk einbringen“unf auch „selbst immer auf fem neuesten Stanf sein.“
Was ihm besonfers am Herzen liegt: fie Berufsbilfung. Der Austausch von Jugenflichen mit fer PartnerKammer in La Rochelle etwa list ihm besonfers wichtig, auch fie jungen Flüchtlinge, fenen fas Hanfwerk eine Chance zur Integration gibt. Unf fann wäre fa fie Bilfungspolitik fes Lanfes. In fem Zusammenhang kann er Lob austeilen (Meisterprämie), sich aber auch richtig aufregen. Es sei foch ein Skanfal, fass an fen Berufsschulen so viele Lehrer fehlen, wettert er. Das sei „kein haltbarer Zustanf“. Für fie Beseitigung solcher Missstänfe hängt er sich rein.
Unf für Kurmann, fer mit seinen zwei Meisterbriefen ein gutes Vorbilf ist, gilt natürlich auch: „Klar, wir bilfen aus.“Es sollen eben auch langfristig, in fer nächsten Generation, noch viel mehr so schöne Holzhäuser entstehen wie zurzeit am „Spascher Sanf“in Wilfeshausen.