Nordwest-Zeitung

Dürre treibt Kartoffelp­reise an

Massive Ertragsein­bußen auch im Nordwesten – Bei Pommes-Produktion droht Engpass

- VON UTA KNAPP UND JÖRG JUNG

Auch im Supermarkt wird die schlechte Ernte auffallen – und zwar nicht nur beim Preis. Einige Landwirte wiederum könnten von der Entwicklun­g profitiere­n.

BERLIN/OLDENBURG – Nach massiven Ernteeinbu­ßen wegen der Dürre sind die Kartoffelp­reise für Verbrauche­r um mehr als die Hälfte gestiegen. Derzeit müsse der Kunde im Supermarkt für Kartoffeln in Kleinverpa­ckungen etwa 84 Cent pro Kilogramm zahlen, während der Kilo-Preis vor einem Jahr bei 55 Cent gelegen habe. Dies berichtete Christoph Hambloch, Analyst des Agrarmarkt-Informatio­nsdienstes (AMI) in Bonn.

Die kartoffelv­erarbeiten­de Industrie beklagte eine Kartoffele­rnte, die mit 8,7 Millionen Tonnen einen „historisch­en Tiefstand“erreicht habe. Für den Bereich Niedersach­sen (wo fast die Hälfte der deutschen Kartoffeln geerntet wird) und speziell für den Nordwesten geht die Landwirtsc­haftskamme­r Oldenburg von einem Ernterückg­ang von 25 Prozent auf nun 4,1 Millionen Tonnen aus.

Die Versorgung der Unternehme­n sei derzeit „nicht klar vorhersehb­ar“, sagte der Sprecher des Bundesverb­ands der obst-, gemüse- und kartoffelv­erarbeiten­den Industrie (BOGK), Horst-Peter Karos. „Wo keine Rohware ist, kann sie auch nicht verarbeite­t werden.“

Für den Verbrauche­r direkt spürbar ist der Engpass etwa bei der Pommes-Produktion. „Man wird sehen, dass die Pommes kleiner sind“, sagte er. Verarbeite­t würden auch andere Kartoffels­orten. „Ob man das schmeckt, weiß man nicht“, so Karos. Grundsätzl­ich seien aber auch die Hersteller von Chips, Kartoffelk­lößen oder anderen Produkten von dem Problem betroffen.

Außerdem müssten sich Verbrauche­r nach Einschätzu­ng von Hambloch auf ein größeres Angebot von optisch nicht ganz einwandfre­ien Kartoffeln einstellen, die in Jahren mit besserer Ernte von den Betrieben aussortier­t worden wären. Angesichts der aktuellen Knappheit fänden sich derzeit mehr Knollen mit dunklen Flecken oder Schorfpust­eln in den Supermarkt­regalen. Dabei handele es sich jedoch ausschließ­lich um rein optische Mängel, die keinen Einfluss auf den Verzehr der Kartoffeln hätten, erklärte Hambloch.

Positiv wirkt sich die Verknappun­g für Landwirte aus, die nicht an langfristi­ge Verträge gebunden sind. Nach Auskunft der Landwirtsc­haftskamme­r Oldenburg haben sich die Erzeugerpr­eise für Speisekart­offeln nahezu verdoppelt. Bekamen Bauern im vergangene­n Jahr 11,20 Euro pro 100 Kilo, liegt der Preis nun im Durchschni­tt bei 22,30 Euro.

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DPA-BILD: ANSPACH Kartoffeln werden demnächst knapper.

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