Nordwest-Zeitung

&inreisespe­rren und &xport'er(ote

So reagiert Deutschlan­d auf die Tötung des saudischen Journalist­en

- VON ANSGAR HAASE

BERLIN – Sieben Wochen nach der Tötung des regierungs­kritischen saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi hat Deutschlan­d mit 18 Einreiseve­rboten für saudische Tatverdäch­tige und einem vollständi­gen Rüstungsex­portstopp reagiert.

Bei den von dem Einreiseve­rbot betroffene­n Personen handelt es sich nach Angaben des Auswärtige­n Amtes um das mutmaßlich­e 15-köpfige Mordkomman­do sowie um drei weitere Personen, die an der Organisati­on beteiligt gewesen sein sollen. Kronprinz Mohammed bin Salman gehört allerdings nicht dazu.

Die Rüstungsex­porte in den ölreichen Wüstenstaa­t sind nun komplett gestoppt. Bisher hatte die Bundesregi­erung lediglich auf neue Genehmigun­gen verzichtet. Am Montag gab das Wirtschaft­sministeri­um bekannt, dass auch bereits genehmigte Rüstungsli­eferungen an das autoritär regierte Königreich unterbunde­n würden. Vor allem dürfte der Schritt die Wolgaster Lürssen-Werft treffen, die noch 20 Patrouille­nboote nach Saudi-Arabien liefern möchte. An dem Auftrag hängen 300 Arbeitsplä­tze.

Der im US-Exil lebende Khashoggi war am 2. Oktober im Konsulat seines Heimatland­es Saudi-Arabien in Istanbul umgebracht worden. Unter immensem internatio­nalen Druck gab Riad erst viel später den Tod des „Washington Post“-Kolumniste­n zu.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) verkündete die Verbote am Montag am Rande eines EU-Treffens in Brüssel. „Nach wie vor gibt es für uns mehr Fragen als Antworten bei der Aufklärung dieses Falles“, erklärte er. Dies gelte sowohl für die Tat als solche als auch für die Frage: „Wer sind die Hintermänn­erN“

Die Staatsanwa­ltschaft in Saudi-Arabien beschuldig­t inzwischen hochrangig­e Regierungs­mitarbeite­r, eigenmächt­ig ein 15-köpfiges Spezialtea­m zur Ausführung der Tat geschickt zu haben. Beobachter sehen darin den Versuch, Mohammed bin Salman zu schützen.

US-Medien hatten berichtet, dass der Auslandsge­heimdienst CIA zu der Einschätzu­ng gelangt sei, dass der Thronfolge­r selbst die Tötung des Journalist­en und Regierungs­kritikers im Konsulat in Istanbul angeordnet habe. Dies sei das Ergebnis der Auswertung mehrerer Ouellen, schrieb die „Washington Post“. Das US-Außenminis­terium stellte am Samstag aber klar, dass keine abschließe­nde Bewertung im Fall Khashoggi getroffen worden sei. Die Regierung will an diesem Dienstag einen Bericht vorlegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany