Nordwest-Zeitung

Ermittler starten ganz von vorn

Polizei rollt nach 18 Jahren Fall Katrin Konert wieder auf

- VON 1EER KÖRNER

25 Beamten verteilen im 2eimatort der Vermissten Flugblätte­r. Fast täglich gebe es neue 2inweise.

BERGEN/DUMME – EinC l5-Jährige verschwind­et am Neujahrsta­g 2001 mitten in einem kleinen Ort. Eine umfangreic­he Suchaktion wird gestartet, ohne Erfolg. Fast 18 Jahre ist das her, doch Katrin Konert ist bis heute nicht wieder aufgetauch­t. Jetzt geht die Polizei auch ungewöhnli­che Wege.

Rund 25 Beamte verteilen an diesem kalten Novembermo­ntag Flugblätte­r. „Ich glaube, das ist ein bisschen spät“, sagt Liesel Lühmann. Sie leitet einen Postshop. „Aber der ganze Ort hofft darauf, dass noch etwas gefunden wird. Bergen an der Dumme liegt in Lüchow-Dannenberg. Der Landkreis ist dünn besiedelt. Katrin hat ihren sehr viel älteren Freund besucht, die Eltern wissen nichts davon. Es soll Streit gegeben haben, sie geht zu der Haltestell­e. Per Handy bittet sie Freunde darum, sie nach Hause zu fahren. Bis dahin sind es gut zehn Kilometer durch offene Feldlandsc­haft und drei Orte. Es ist eiskalt, Blitzeis, die Straßen sind spiegelgla­tt.

SMS als letztes Zeichen

Katrin schickt eine SMS an eine ihrer Schwestern. Sie käme später. Dies war die letzte Nachricht von ihr. Die Familie fährt nach Bergen, keine Spur von der 15-Jährigen.

Die Polizei wird eingeschal­tet. Eine umfangreic­he Suche startet – vergeblich. Über die Jahre wird immer weiter ermittelt, rund 70 Aktenordne­r füllen sich.

Bei Temperatur­en knapp über Null gehen die Beamten an diesem Montag, 19. November, mit ihren Faltblätte­rn von Tür zu Tür. „Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe im Fall Katrin Konert“, steht vorn, darunter ein Foto. Eine neu besetzte Ermittlung­sgruppe arbeite den Fall nun auf. Eine vollständi­ge Neubewertu­ng der Geschehnis­se solle erfolgen.

Acht Fragen sind aufgeliste­t, etwa: „Waren Sie am Nachmittag und/oder Abend des 01.01.2001 in Bergen an der Dumme oder Umgebung unterwegs?“Auch nach veränderte­m Verhalten wird gefragt, nach Verletzung­en oder beendeten Beziehunge­n. „Jetzt sprechen wieder alle darüber“, sagt Klaus Giese. „Ob es was bringt, weiß man nicht“, meint der 67-Jährige. „Ich finde die Aktion total gut“, sagt eine junge Frau, bei der die Beamten geklingelt haben, genannt werden möchte sie nicht. „Wir fangen ganz von vorn an“, sagt Oberkommis­sarin Annegret DauRödel. Sie leitet die Ermittlung­sgruppe, im Oktober hat die Polizei einen Neustart angekündig­t. Acht Beamte sind dabei, Profiler beraten sie. Über das Internet können anonym Hinweise gegeben werden, die Belohnung wurde auf 10 000 Euro verdoppelt.

Mobile Wache errichtet

Mitten im Ort wurde sogar eine mobile Wache aufgestell­t. In dem Container stehen Beamte als Ansprechpa­rtner bereit.„Es gibt fast täglich neue Hinweise“, sagt Dau-Rödel. „Wir setzen immer noch auf eine Täterschaf­t aus der Umgebung.“

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BILD: PHILIPP SCHULZE Annegret Dau-Rödel ermittelt neu im Vermissten­fall von Katrin Konert (Plakat).

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