Nordwest-Zeitung

Zverev positionie­rt sich als Star der neuen Generation

21-Jähriger will nach Titel in London mehr – „/ie ein gigantisch­er /atvogel an der Grundlinie“

- VON LARS REINEFELD

LONDON – Nach dem größten Coup seiner Tennis-Karriere verabschie­dete sich Alexander Zverev (21) erschöpft in den Urlaub nach Dubai. Doch bevor er am Montag aus London abflog, richtete Deutschlan­ds Tennis-Star den Blick schon in die Zukunft. „Das war die beste Saison meiner Karriere bislang, das wird sich aber nächstes Jahr hoffentlic­h wieder ändern“, sagte der Hamburger in der Londoner Arena.

Dort, wo er erst Roger Federer im Halbfinale und dann den Weltrangli­sten-Ersten Novak Djokovic im Endspiel bezwang und sich als erster Deutscher seit 23 Jahren und erst dritter Deutscher überhaupt Titelträge­r: Alexander Zverev küsst den Pokal

nach Boris Becker und Michael Stich in die Siegerlist­en des Saisonabsc­hlusses der besten acht Spieler eines Jahres eintrug. Den 6:4, 6:3-Erfolg im Finale gegen Djokovic würdigten Medien weltweit und Prominenz aus Politik und Sport mit Superlativ­en.

„Mit seinen Stelzenbei­nen und seinen schnell zuckenden Muskeln sprang der 1,98 große Zverev wie ein gigantisch­er Watvogel an der Grundlinie entlang“, dichtete der britische „Telegraph“. „Zverev schlug Djokovic mit seinen eigenen Waffen, indem er seinen Gegner mit der unnachgieb­igen Beharrlich­keit seines Ballschlag­s zermürbte“, schrieb „The Independen­t“.

Regierungs­sprecher Steffen Seibert, die Fußball-Nationalma­nnschaft und Wimbledons­iegerin Angelique Kerber schickten Glückwünsc­he. „Sascha ist durch diesen Triumph endgültig als Star angekommen. Der Titel zeigt, dass er der Größte der neuen Generation ist“, sagte Becker.

Der Größte der neuen Generation Zverev ohne Zweifel. Kein Profi hat 2018 auf der ATP-Tour mehr Matches gewonnen. Mit neun Titeln ist er schon jetzt der erfolgreic­hste deutsche Tennisspie­ler nach Becker, Stich und Tommy Haas – mit 21 Jahren. Die Zusammenar­beit mit dem früheren Weltklasse-Profi Ivan Lendl hat sich bereits ausgezahlt. Der Titel von London wird nicht der Letzte dieses Duos gewesen sein.

„Wir wussten vorher, dass er Grand-Slam-Turniere gewinnen kann. Jetzt wird er bei jedem Grand Slam zu den Favoriten zählen“, sagte Djokovic über den neuen Weltrangli­sten-Vierten Zverev. Und sprach voller Respekt zugleich das einzig große Manko seines Kontrahent­en an. Das Ab- schneiden bei den vier wichtigste­n Turnieren darf getrost durchwachs­en genannt werden. Das Viertelfin­ale bei den French Open 2018 ist sein bislang bestes Grand-Slam-Resultat. Dies soll sich ändern.

Wie es denn so sei, die besten Spieler in der Geschichte dieses Sports wie Federer, Djokovic oder Rafael Nadal so langsam vom Thron zu stoßen, wollte ein Reporter wissen. „Moment mal. Die anderen sind immer noch die Nummern eins, zwei und drei und damit die besten Spieler der Welt“sagte Zverev ernst. Er fügte aber nach kurzer Pause hinzu, dass er das „natürlich“ändern wolle. Gut möglich, dass ihm das bereits im neuen Jahr gelingen wird.

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DPA-BILD: WALTON

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