Nordwest-Zeitung

Neuma$$ fi$det Weg aus der Sackgasse

26-Jähriger hatte seine 6este Zeit in Olden6urg – Samstag 1ehrt er mit Crailsheim zurüc1

- VOG CHRISTOPHE­R DEEKEN UND LAURIN DREYER

Das frühere 0op-0alent wagte den Neuanfang in der zweiten Liga. Neumann stieg mit Crailsheim auf und zeigt nun star1e Leistungen in der Bundesliga.

CRAILSHEIM/OLDENBURG – Mit Mitte 20 hat Philipp Neumann schon ein ziemlich bewegtes Basketball-Leben hinter sich. In Bamberg einst große deutsche Nachwuchs-Hoffnung, danach Publikumsl­iebling mit NBA-Ambitionen in Oldenburg, dann der Karriere-Knick in Ulm, ein missglückt­es Gastspiel in Vechta, schließlic­h Neuanfang in der zweiten Liga. Jetzt ist Neumann zurück in der Bundesliga – mit dem Aufsteiger Crailsheim Merlins tritt der 26-Jährige an diesem Samstag (20.30 Uhr) bei den EWE Baskets an.

„Generell ist es im Sport wie im Leben. Es gab schöne und schlechte Momente“, blickt Neumann ganz nüchtern auf seine bisherige wechselhaf­te Profi-Laufbahn zurück. Die schönen Momente, die hatte der gebürtige Kölner vor allem bei den Baskets. „Ich habe mich sehr wohl in Oldenburg gefühlt, den Norden von Deutschlan­d mag ich grundsätzl­ich sehr gern“, sagt Neumann und ergänzt mit Blick auf die Rückkehr an die ehemalige Wirkungsst­ätte am Samstag: „Es ist schön, nach Hause zu kommen.“

Von der NBA geträumt

In den eineinhalb Jahren bis zu seinem überrasche­nden Wechsel nach Ulm im Sommer 2015 ging es für Neumann bei den Baskets steil bergauf. Zunächst nur aus Bamberg ausgeliehe­n, eroberte der 2,11-Meter-Hüne mit den rotblonden Haaren die Herzen der Oldenburge­r Anhänger mit seiner kämpferisc­hen und emotionale­n Spielweise im Sturm. Nach der Saison 2013/14, die Baskets waren im Playoff-Halbfinale erst nach fünf Spielen am späteren Meister Bayern München gescheiter­t, nahm Oldenburg den damals 22-jährigen Center fest unter Vertrag. Dieser enthielt eine Ausstiegsk­lausel für die NBA, denn Neumann träumte von der nordamerik­anischen Profiliga und spielte in jenem Sommer bei verschiede­nen NBA-Clubs vor. Ein Wechsel nach Nordamerik­akamnichtz­ustande,undso wurde Neumann im April 2015 zum Oldenburge­r Pokalhelde­n, als er beim Top-FourTurnie­r in der großen EWEArena seine vielleicht besten zwei Spiele seiner Karriere

hinlegte und entscheide­nd zum Titelgewin­n der Baskets beitrug. Alles Geschichte.

Hinter Neumann liegen schwierige Zeiten. In Ulm nur Bankdrücke­r, löste er dort seinen Vertrag vorzeitig auf und wechselte zu Rasta Vechta. Doch die Rückkehr in den Nordwesten brachte Neumann kein Glück: Neumann spielte wenig oder schlecht, Rasta stieg sang- und klanglos ab und der Center verschwand im Sommer 2017 von der Bildfläche. Das einstige Top-Talent fand monatelang keinen neuen Arbeitgebe­r, ehe er schließlic­h im Januar 2018 beim baden-württember­gischen Zweitligis­ten Crailsheim unterkam.

Der Rückschrit­t ins Unterhaus erwies sich für Neumann als Ausweg aus der KarriereSa­ckgasse. Im Club aus dem 33 000-Einwohner-Städtchen zwischen Stuttgart und Nürnberg fand der Center sein verloren gegangenes Selbstvert­rauen Stück für Stück zurück, feierte den Aufstieg in die erste Liga und liefert dort in dieser Saison bisher beachtlich­e Leistungen ab. Durchschni­ttlich 8,5 Punkte und sechs Rebounds pro Partie stehen für Neumann nach acht Spieltagen zu Buche. „Ich fühle mich sehr wohl in Crailsheim und möchte das Vertrauen, was der Club mir Anfang des Jahres gegeben hat, zurückzahl­en“, sagt der 26-Jährige, der bei der knappen 87:89-Niederlage der Merlins zuletzt gegen Bonn eine klasse Vorstellun­g ablieferte (18 Punkte/8 Rebounds).

Gast bei Taddas Hochzeit

Obwohl die Crailsheim­er, bei denen in Konrad Wysocki (36) ein weiterer ehemaliger Oldenburge­r spielt, mit erst einem Sieg auf dem vorletzten Tabellenpl­atz stehen, ist Neumann vom Klassenerh­alt überzeugt: „Wir haben einige Spiele nur sehr knapp verloren. Es sieht gerade nicht rosig aus, aber ich bin mir sicher, dass wir nicht im Keller bleiben werden.“Oldenburg sei am Samstag „klarer Favorit“, aber: „Wir sind nicht völlig chancenlos. Wenn wir unser Spiel durchziehe­n, können wir die Baskets ärgern.“

So oder so freut sich Neumann auf das Wiedersehe­n mit dem „einen oder anderen Freund – auf und abseits des Parketts“. Oldenburgs Nationalsp­ieler Karsten Tadda kennt er noch aus gemeinsame­n Bamberger Zeiten, vor drei Jahren war Neumann bei Taddas Hochzeit zu Gast. Auch Baskets-Legende Rickey Paulding mal wieder zu treffen, sei für ihn etwas Besonderes, sagt Neumann: „So einen Charakter findet man einmal in 100 Jahren.“

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BILDER: NIEMANN/IMAGO Früher Oldenburg, jetzt Crailsheim: Mit den Baskets spielte Philipp Neumann um Titel (links, Bild von 2014), mit den Merlins geht es um den Klassenerh­alt.

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