Nordwest-Zeitung

Das steht im Zeug$is der Natio$s League

Nach Premiere des Wett6ewer6­s gehen Beurteilun­gen auseinande­r

- VON MORTEN RITTER

BERLIN – Die erste Gruppenpha­se der Nations League ist beendet. Kritik an dem Wettbewerb gibt es weiterhin. Die Europäisch­e Fußball-Union Uefa und die sportlich erfolgreic­hen Teams sprechen von einem Erfolg des neuen Formats. Stimmt das?

■ These 1: Die Nations League ist ein überflüssi­ger Wettbewerb

Der ehemalige Bundestrai­ner Berti Vogts hält die Nations League für gescheiter­t. „Man sollte sie sofort wieder abschaffen“, sagte Vogts. Liverpools Coach Jürgen Klopp meinte, die Nations League sei zwar eine gute Idee – aber in einer anderen Sportart. „Im Fußball ist dafür kein Platz“, sagte Klopp. Der niederländ­ische Verbandspr­äsident Michael van Praag hält den neuen Wettbewerb hingegen für gelungen, nicht nur weil Oranje als Gruppensie­ger noch alle Chancen hat, den Gesamttite­l zu gewinnen.

■ These 2: Die Nations League ist sportlich bedeutungs­los

Die Auswirkung­en des neuen Wettbewerb­s hat vor allem die deutsche Mannschaft zu spüren bekommen, die durch ihren Abstieg aus der A-Liga auch nicht mehr als Gruppenkop­f in der EMQualifik­ation

gesetzt ist. Vier Plätze für die EM-Endrunde werden über die Sieger der jeweils vier Gruppen aus den Ligen A bis D der Nations League vergeben. Somit hätten Länder wie Kosovo durchaus eine Chance, die Endrunde 2020 zu erreichen. Vom 26. bis 31. März 2020 werden in Playoff-Spielen die vier verblieben­en Tickets vergeben – allerdings erst nach der Gruppenaus­losung. „Die Nations League war und ist sogar noch erfolgreic­her, als wir dachten“, sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin.

■ These 3: Die Nations League ist eine zusätzlich­e Belastung

Die drei Abstellung­sperioden in der ersten Hälfte der Saison hätte es ohnehin gegeben.

„Die Zahl der Spiele hat sich nicht erhöht. Das grundsätzl­iche Problem ist also nicht noch größer geworden“, befand Schalkes Sportvorst­and Christian Heidel. Der ehemalige Nationalsp­ieler Thomas Häßler meinte hingegen, als Profi komme man bei 70 Spielen pro Saison gar nicht mehr zur Ruhe: „Wie soll man dann bei einem Turnier nach der Saison topfit sein?“Viele Clubvertre­ter kritisiere­n eher die drei Abstellung­sperioden als vordergrün­dig die Nations League. FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß meinte, die Nations League sei ihm noch lieber als viele Freundscha­ftsspiele. Der FC Bayern sprach sich für zwei Abstellung­sperioden mit jeweils drei Spielen statt für drei Perioden mit zwei Spielen aus.

■ These 4: Die Teams spielen nicht wie bei einer EM oder WM in Bestbesetz­ung

Weil viele Teams den Wettbewerb durchaus ernst nehmen, schicken sie auch ihre besten Mannschaft ins Rennen. Weltmeiste­r Frankreich etwa spielte fast komplett mit seiner WM-Elf. Andere wie England, die Niederland­e auch die deutsche Mannschaft nutzten die Möglichkei­t jungen Spielern die Gelegenhei­t zur Weiterentw­icklung zu geben. Allerdings verzichtet­e Europameis­ter Portugal in allen vier Gruppenspi­elen auf Cristiano Ronaldo – das wäre bei einer EM oder WM nicht passiert.

■ These 5: Die Nations League bietet einen zusätzlich­en finanziell­en Anreiz

Für die sportlich erfolgreic­hen Teams lohnt sich der Wettbewerb. Bis zu 10,5 Millionen Euro kann ein Team maximal in der neuen Liga erreichen. Finanziell interessan­t ist die Nations League vor allem für die kleineren FußballNat­ionen. „Ein Land wie die Färöer konnte vielleicht 200 000 oder 400 000 Euro verdienen pro Jahr mit Freundscha­ftsspielen, jetzt haben sie zwischen vier und fünf Millionen“, sagte der niederländ­ische Verbandsch­ef van Praag.

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