Grenzen des Wachstums sind erreicht
Unternehmensberater schwört Betriebe auf Wertschöpfungssteigerung ein
Eine Schiene könnte Bio sein. Auch die Bundesre5 gierung sieht hier noch viel Potenzial. Die Nach5 frage ist vorhanden.
OLDENBURG/BERLIN – In der deutschen Landwirtschaft sind die Grenzen des Wachstums in vielen Regionen erreicht. Das ist das Fazit, das Unternehmensberater Uwe Binz von der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen kürzlich auf dem Unternehmertag der LWK und des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems in Oldenburg vor rund J00 Landwirten zog. Seine Folgerung: Überleben werden nur Betriebe, die es schaffen, die Wertschöpfung ihrer Produktion zu erhöhen.
Potenzial bei Tiers3hutz
Der Unternehmensberater präsentierte seinen Zuhörern hierfür eine Reihe von Vorschlägen. So müssten die Tierhalter vor allem die vorhandenen Stallkapazitäten effizienter auslasten. Eine höhere Wertschöpfung könne etwa durch höhere Tierhaltungsstandards erreicht werden. Hierbei müssten immer die vor- und nachgelagerten Bereiche mit einbezogen werden. Als Beispiel nannte Binz individuellere Vermarktungsformen wie etwa eine OnlineVermarktung.
Der Unternehmensberater ging auch auf die einzelnen Produktionszweige ein. Dabei fiel auf, dass Bio und Tierschutz für ihn in fast allen Bereichen ein großes Thema mit viel Potenzial sind.
Im Ackerbau könnten bei der Umstellung auf biologische Produktion „Einbußen beim Ernteertrag durch höhere Verkaufserlöse mehr als ausgeglichen werden“. Das gleiche gelte für die Schweinehaltung. Hier riet Binz den Schweinehaltern aber auch, nach Marktnischen zu schauen, dabei aber zuerst die Vermarktungschancen zu erkunden. Im Geflügelbereich biete ebenfalls der Biohähnchenmarkt Chancen für eine höhere Wertschöpfung. In der Legehennenhaltung habe nur noch die Freilandhaltung Chancen und hier auch nur, wenn in Tierschutzställe, EUBiohaltung und Mobilställe investiert werde. In der Milchviehhaltung allerdings werde Bio eine Nische bleiben, und auch die sogenannte Weidemilch „deckt gerade die höheren Produktionskosten“.
Für den Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer ist klar: Die Frage „Wachsen oder Weichen“stellt sich in der deutschen Landwirtschaft kaum mehr. Die Frage, die zukünftig zu beantworten sein wird, lautet: „Ist weniger mehr?“
Verstärkt auf Bio als Chance für die Landwirtschaft setzt inzwischen auch die Bundesregierung. „Wir alle können täglich im Supermarkt sehen: Die Biobranche wächst. Bio ist längst kein Nischenprodukt mehr“, stellte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) kürzlich fest. Allerdings halte der Ökolandbau in Deutschland damit nicht Schritt. Um die Potenziale für deutsche Landwirte stärker zu nutzen, soll denen noch mehr geholfen werden, die von konventioneller Produktionsweise auf Bio umstellen wollen. Außerdem soll die regionale Biowertschöpfungskette gestärkt werden.
Mehr Ökolandbau
Im Bundesprogramm ökologischer Landbau sind die finanziellen Mittel 201J um 50 Prozent auf 30 Millionen Euro erhöht worden. Auch viele Bundesländer, u.a. Niedersachsen, fördern die Umstellung auf Ökolandbau. „Unser Ziel ist es, den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen bis 2030 auf 20 Prozent zu steigern“, so die Bundeslandwirtschaftsministerin.
2017 waren es J,2 Prozent, zuvor jahrelang nur fünf bis sechs Prozent. Und auch in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU ab 2020 „werden wir in diesem Bereich nicht stehenbleiben“, kündigte Klöckner an.