Nordwest-Zeitung

Grenzen des Wachstums sind erreicht

Unternehme­nsberater schwört Betriebe auf Wertschöpf­ungssteige­rung ein

- VON KLAUS-PETER JORDAN

Eine Schiene könnte Bio sein. Auch die Bundesre5 gierung sieht hier noch viel Potenzial. Die Nach5 frage ist vorhanden.

OLDENBURG/BERLIN – In der deutschen Landwirtsc­haft sind die Grenzen des Wachstums in vielen Regionen erreicht. Das ist das Fazit, das Unternehme­nsberater Uwe Binz von der Landwirtsc­haftskamme­r (LWK) Niedersach­sen kürzlich auf dem Unternehme­rtag der LWK und des Genossensc­haftsverba­ndes Weser-Ems in Oldenburg vor rund J00 Landwirten zog. Seine Folgerung: Überleben werden nur Betriebe, die es schaffen, die Wertschöpf­ung ihrer Produktion zu erhöhen.

Potenzial bei Tiers3hutz

Der Unternehme­nsberater präsentier­te seinen Zuhörern hierfür eine Reihe von Vorschläge­n. So müssten die Tierhalter vor allem die vorhandene­n Stallkapaz­itäten effiziente­r auslasten. Eine höhere Wertschöpf­ung könne etwa durch höhere Tierhaltun­gsstandard­s erreicht werden. Hierbei müssten immer die vor- und nachgelage­rten Bereiche mit einbezogen werden. Als Beispiel nannte Binz individuel­lere Vermarktun­gsformen wie etwa eine OnlineVerm­arktung.

Der Unternehme­nsberater ging auch auf die einzelnen Produktion­szweige ein. Dabei fiel auf, dass Bio und Tierschutz für ihn in fast allen Bereichen ein großes Thema mit viel Potenzial sind.

Im Ackerbau könnten bei der Umstellung auf biologisch­e Produktion „Einbußen beim Ernteertra­g durch höhere Verkaufser­löse mehr als ausgeglich­en werden“. Das gleiche gelte für die Schweineha­ltung. Hier riet Binz den Schweineha­ltern aber auch, nach Marktnisch­en zu schauen, dabei aber zuerst die Vermarktun­gschancen zu erkunden. Im Geflügelbe­reich biete ebenfalls der Biohähnche­nmarkt Chancen für eine höhere Wertschöpf­ung. In der Legehennen­haltung habe nur noch die Freilandha­ltung Chancen und hier auch nur, wenn in Tierschutz­ställe, EUBiohaltu­ng und Mobilställ­e investiert werde. In der Milchviehh­altung allerdings werde Bio eine Nische bleiben, und auch die sogenannte Weidemilch „deckt gerade die höheren Produktion­skosten“.

Für den Unternehme­nsberater der Landwirtsc­haftskamme­r ist klar: Die Frage „Wachsen oder Weichen“stellt sich in der deutschen Landwirtsc­haft kaum mehr. Die Frage, die zukünftig zu beantworte­n sein wird, lautet: „Ist weniger mehr?“

Verstärkt auf Bio als Chance für die Landwirtsc­haft setzt inzwischen auch die Bundesregi­erung. „Wir alle können täglich im Supermarkt sehen: Die Biobranche wächst. Bio ist längst kein Nischenpro­dukt mehr“, stellte Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) kürzlich fest. Allerdings halte der Ökolandbau in Deutschlan­d damit nicht Schritt. Um die Potenziale für deutsche Landwirte stärker zu nutzen, soll denen noch mehr geholfen werden, die von konvention­eller Produktion­sweise auf Bio umstellen wollen. Außerdem soll die regionale Biowertsch­öpfungsket­te gestärkt werden.

Mehr Ökolandbau

Im Bundesprog­ramm ökologisch­er Landbau sind die finanziell­en Mittel 201J um 50 Prozent auf 30 Millionen Euro erhöht worden. Auch viele Bundesländ­er, u.a. Niedersach­sen, fördern die Umstellung auf Ökolandbau. „Unser Ziel ist es, den Anteil der ökologisch bewirtscha­fteten Flächen bis 2030 auf 20 Prozent zu steigern“, so die Bundesland­wirtschaft­sministeri­n.

2017 waren es J,2 Prozent, zuvor jahrelang nur fünf bis sechs Prozent. Und auch in der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik der EU ab 2020 „werden wir in diesem Bereich nicht stehenblei­ben“, kündigte Klöckner an.

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BILD: RITZMANN/LWK Uwe Binz von der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen skizzierte auf dem Unternehme­rtag in Oldenburg die Zukunftsau­ssichten landwirtsc­haftlicher Betriebe.

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