Ganz neue Töne im Alter
Asngeprojekt bringt bei Senioren verborgene Talente hervor
Mit alten und mit de: menten Menschen wurde in dem Seniorenheim ge: malt. Die Ergebnisse sind nun in einer Ausstellung zusehen.
HAARENESCHVIERTEL/LR – Hier bekommt der Kunst-Begriff „Alte Meister“eine ganz neue Bedeutung. Bilder, die Senioren des Friedas-Frieden-Stifts gemalt haben, sind dort noch bis Ende Januar ausgestellt. Und dafür haben auch „Meisterinnen“zum Pinsel gegriffen. „Alte Hasen" sind sie nicht in Sachen Kunst eigentlich nicht, sondern eher „Häschen“. Das Adjektiv „alt“stimmt wiederum, denn die Kunstschaffenden haben ein gewisses Alter errichtet. Wie Ruth Steckmann. Sie ist sogar 101 Jahre alt und mächtig stolz, dass auch ihr Bild in der Ausstellung hängt.
Und so ist die Kunst der „alten neuen Meisterinnen und Meister“entstanden: Seit März dieses Jahres gestaltet die Oldenburger Künstlerin und Kunsttherapeutin Meike Dismer zusammen mit der Ergotherapeutin vom FriedasFrieden-Stift, Gabi Malo, und der Angehörigen Petra Neumeyer das erlebnisorientierte Kunstprojekt für alte und für demente Menschen. Der experimentelle Charakter des Malens, bei dem bevorzugt abstrakte Bilder entstehen, rege die Spontanität, Kreativität und Fantasie der Bewohner an und biete die Möglichkeit, verborgene Potenziale wieder zu entdecken, erklären die Frauen. Dem Betrachter erschließe sich das Bild oft über den Titel des Werkes. So heißt beispielsweise ein Bild mit
klaren abstrakten farbigen Linien: „Der Weg des Stürmers zum Tor“.
Gemalt wurde in der Wohnküche oder im Bett. „Da, wo die Menschen eben sind“, sagt die Einrichtungsleiterin von Friedas-Friedenund Elisabethstift, Petra Schumann. Wichtig sei es, die Bewohner beim Malprozess individuell zu fordern ohne zu überfordern, eine Balance zu finden zwischen Herausforderung und Entspannung.
„Manche reagieren in ihrer Demenz eher abwehrend auf Neues“, erzählt Schumann und schildert: „Als die Malsachen das erste Mal auf den Tisch kamen, kündigte eine
Dame aus dem Wohnbereich an, sie habe gleich einen wichtigen Termin. Noch im Gehen bekam sie mit, wie die Malschürzen verteilt wurden und fragte beton beiläufig, ob denn für sie auch eine Schürze dabei sei?“Kunsttherapeutin Meike Dismer legte eine Schürze auf einem Stuhl bereit mit den Worten: „Diese hier ist für Sie reserviert!“Eine halbe Stunde später kam die Bewohnerin wieder in den Raum, nahm Platz, zog die Schürze an und malte schwungvoll ein leuchtend buntes Bild und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
Es sei schön gewesen zu erleben, wie die Bewohner sich dem Malen annäherten, so Petra Schumann. „Besonders ist auch, dass Menschen, die wegen ihre Schwerstpflegebedürftigkeit nicht mehr sprechen können, sich beim Malen plötzlich doch ausdrücken können und manchmal sogar Worte malen.“Beim Malen sei vieles möglich: „Erinnerungen wurden geteilt, Gedichte rezitiert, Lieder gesungen.“
Die Ausstellung ist bis Ende Januar täglich von 9 bis 17 Uhr im Erdgeschoss des Friedas-Frieden-Stifts OPhilosophenwegP zu sehen. Das Kunstprojekt wurde ermöglicht durch eine Spende der Friedrich-und-Elfriede-PahlStiftung.