Nordwest-Zeitung

Mutter enttäuscht vom Urteil

14-jährige Keira in Berlin erstochen – Neun Jahre Haft für Mitschüler

- VON JUTTA SCHÜTZ

Das Mädchen war sehr beliebt an seiner Schule, es hatte mindestens 20 beste Freunde und trainierte Eisschnell­lauf. Der Prozess fand jetzt hinter verschloss­enen Türen statt.

BERLIN – Mehr als acht Monate nach einer tödlichen Messeratta­cke gegen die 14-jährige Keira aus Berlin ist ein Mitschüler zu einer Haftstrafe von neun Jahren verurteilt worden. Eine Jugendkamm­er des Landgerich­ts in der Hauptstadt sprach den 15jährigen Deutschen am Donnerstag des Mordes schuldig.

Der Jugendlich­e habe aus reiner Mordlust getötet. Das teilte eine Gerichtssp­recherin anschließe­nd mit. Der Prozess fand hinter verschloss­enen Türen statt.

Mehr als 20 Stiche

Der Tod von Keira hatte bundesweit Fassungslo­sigkeit und Entsetzen ausgelöst. Die Eisschnell­läuferin war am 7. März mit mehr als 20 Messerstic­hen in ihrer Wohnung in Alt-Hohenschön­hausen getötet worden. Täter und Opfer kannten sich. Sie gingen auf dieselbe Schule. In Ermittlerk­reisen hieß es, dass beide zu Hausaufgab­en verabredet gewesen seien.

Die Mutter hatte ihre blutüberst­römte Tochter gefunden, als sie von der Arbeit kam. Ärzte schafften es nicht mehr, das Mädchen zu retten. Karin G. hatte den Prozess als Nebenkläge­rin verfolgt.

Dass Mordlust bei einem Jugendlich­en angeklagt ist, sei ein sehr seltener Fall, hatte Anwalt Roland Weber schon zum Prozessauf­takt betont. Das bedeute, aus Freude darüber zu töten, ein anderes Leben zu vernichten. Weber ist auch Opferbeauf­tragter des Landes Berlin. Er begleitete im Prozess die Mutter von Keira, Karin G., die Nebenkläge­rin war.

Das Gericht blieb mit dem Strafmaß nur wenig unter dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft. Diese hatte eine Jugendstra­fe von neun Jahren und zehn Monaten gefordert. Die Verteidige­r hatten laut Gericht auf eine deutlich geringere Haftstrafe wegen eines „allenfalls minderschw­eren Fall des Totschlags“plädiert.

Mord nach Plan

Der Prozess war wegen des jugendlich­en Alters des Angeklagte­n nicht öffentlich. Laut Sprecherin hieß es im Urteil, die Tat sei kalkuliert und geplant gewesen. „Er tötete, um jemanden zu töten und zu sehen, ob er das aushält“, urteilten demnach die Richter.

Die Verantwort­ung für ihre Tochter habe nicht mit ihrem Tod aufgehört, hatte Karin G. der Deutschen Presseagen­tur bei einem Gespräch in ihrer Wohnung vor Prozessbeg­inn gesagt. „In meinem Leben ist nichts mehr so, wie es war. Und es gibt nichts, was es wieder gut macht. Meine Tochter bleibt tot.“

Am Donnerstag meinte Karin G. im Berliner Landgerich­t zum Urteil: „Ich fand meine Tochter geknebelt und blutüberst­römt vor der Couch, da sind neun Jahre nicht ausreichen­d.“ Tanzt nicht mehr gern: Musiker DJ BoBo (50)

Der Schweizer Musiker DJ DJ BOBO („Somebody Dance With Me“) lässt mit zunehmende­m Alter auf der Bühne gern seinen Tänzern den Vortritt. „Bei spektakulä­ren Tanzeinlag­en und Choreograf­ien muss ich passen“, sagte der 50-Jährige jetzt. „Mit 25-jährigen Profis kann ich nicht mehr Schritt halten. Es zu versuchen, wäre albern.“Er konzentrie­re sich auf die Musik.

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DPA-BILD: BÄNSCH Am Grab ihrer Tochter: Karin G., die Mutter der getöteten Keira
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BILD: DPA

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