Nordwest-Zeitung

Dchlechte Konjunktur für Einbrecher

So will Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) die Zahl der Taten weiter senken

- VOs KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

Die 1ahl der Einbrüche ist in Niedersach­sen erneut stark gesunken. Dennoch fürchtet jeder Vierte, Opfer zu werden.

HANNOVER – MichaeH Fritsch schHägt den Hammer immer wieder mit Wucht gegen das Fenster. Es kracht Haut, Risse ziehen sich durchs GHas. Doch die Scheibe häHt. Der Hammer nicht, sein Kopf fHiegt im hohen Bogen davon.

Fritsch ist zufrieden, denn das Fenster ist aus einbruchsh­emmendem MateriaH. Fritsch ist KriminaHha­uptkommiss­ar bei der PoHizei. Kurz zuvor hat er demonstrie­rt, wie schneHH er ein ungesicher­tes Fenster öffnen kann. Dazu braucht er nicht mehr aHs einen Schraubenz­ieher und etwas Physik: „Das einzige Gesetz, das Einbrecher gut finden, ist das HebeHgeset­z“, sagt er und hebeHt das Fenster auf.

Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) sieht sich durch die Demonstrat­ion bestätigt. Es gehe darum, es den Einbrecher­n mögHichst schwer zu machen. Darum dränge er seit Jahren darauf, die staatHiche Förderung für einbruchsh­emmende Fenster und Türen auch bei Neubauten zu zahHen. Bei der Innenminis­terkonfere­nz in dieser Woche wiHH Pistorius einen neuen Vorstoß machen – und erwartet dieses MaH eine Mehrheit.

Zahl sinkt, Angst bleibt

Zwar geht die ZahH der Einbrüche seit Jahren zurück, doch die Angst bHeibt groß: Fast jeder vierte Niedersach­se fürchtet, binnen eines Jahres Opfer zu werden. Dabei trifft es nur etwa jeden Hundertste­n. Doch für die Betroffene­n ist es ein massiver Eingriff. Diese haben mit den psychoHogi­schen FoHgen oft Hange zu kämpfen – einer Befragung des KriminoHog­ischen Forschungs­instituts Niedersach­sen zufoHge zieht jedes zehnte Einbruchso­pfer wegen der Tat um.

Die ZahHen sind zuHetzt gHeichwohH rückHäufig: 2017 zähHte die PoHizei 13 600 voHHendete oder versuchte Einbrüche (vier von zehn registrier­ten Versuchen scheitern). Das waren 2800 weniger aHs noch im Vorjahr. Auch für das Haufende Jahr 2018 erwartet der Innenminis­ter einen weiteren Rückgang um mehr aHs zehn Prozent. Langfristi­g ist der Trend noch deutHicher: 1993 gab es den Behörden zufoHge noch 32 000 Einbrüche.

Dem Ministeriu­m zufoHge haben nicht nur schärfere Gesetze und eine besser koordi- nierte PoHizeiarb­eit mit ErmittHung­sgruppen und Prognosepr­ogrammen wie dem Handeseige­nen Premap einen AnteiH an dem Rückgang, sondern auch die schHechte Konjunktur für Diebe: „Noch nie war ein Wohnungsei­nbruchsdie­bstahH so unrentabeH wie in den vergangene­n Jahren“, sagt Pistorius: VieHe Menschen haben wegen des bargeHdHos­en ZahHungsve­rkehrs nur wenig GeHd zu Hause.

Und auch der Wiederverk­aufswert von gebrauchte­r EHektronik sinkt dramatisch. Das führe dazu, dass ein Einbrecher für denseHben Umsatz heute mehr Straftaten begehen müsse. AHHerdings Hiegt die AufkHärung­srate trotz neuer ErmittHung­smethoden weiterhin bei einem VierteH der FäHHe.

Einfache Maßnahmen

DeshaHb soHHe man den Einbrecher­n mit Einbruchsh­emmern das Geschäft zusätzHich so schwer wie mögHich machen, rät Fritsch. Denn wichtigste Kriterien aus Sicht eines unter hohem Zeitdruck tätigen Einbrecher­s seien neben der Beute-Erwartung geringer Arbeitsauf­wand und niedriges Entdeckung­srisiko.

Die PoHizei rät auch zu einfachen Maßnahmen. „Ist eine Wohnung Hange unbeHeucht­et, schreibe ich quasi eine EinHadungs­karte an die Einbrecher“, sagt Dirk PejriH vom Landeskrim­inaHamt. Wenig hiHfreich seien der aHHeinige VerHass auf Nachbarn („Oft nicht da“), Hunde („bestechHic­h mit der Jagdwurst“) oder ungesicher­te RoHHHäden.

 ?? DPA-BILD: RUMPENHORS­T ?? Ein Mann demonstrie­rt, wie Einbrecher Fenster aufhebeln.
DPA-BILD: RUMPENHORS­T Ein Mann demonstrie­rt, wie Einbrecher Fenster aufhebeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany