Nordwest-Zeitung

Neue Regel ohne viel Bürokratie

- VON MARKUS SIEVERS, BÜRO BERLIN

Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­nds, macht sich für die Reform der Grundsteue­r stark.

FRAGE: Zinanzmini­ster Scholz will die Grundsteue­r neu gestalten. Rechnen Sie diesmal mit einem Erfolg der Bemühungen?

LANDSBERG: Die Reform der Grundsteue­r muss jetzt kommen, es ist fünf vor Zwölf. Das Verfassung­sgericht hat den Gesetzgebe­r aufgeforde­rt, bis 31. Dezember 2019 eine neue, gerechtere Regelung vorzulegen und hat die bisherigen Bestimmung­en für verfassung­swidrig erklärt. Wenn die Frist versäumt würde, könnte die Steuer nicht mehr erhoben werden. Es geht nicht darum, das Gesamtaufk­ommen zu erhöhen, sondern die Belastunge­n gerechter zu verteilen. Es kann ja nicht sein, dass eine schicke Villa an der Elbchausse­e mit weniger Grundsteue­r belastet ist als eine einfache Vierzimmer­wohnung im Ruhrgebiet.

FRAGE: Welches Modell wünschen sich die Kommunen? LANDSBERG: Natürlich brauchen wir einen einfachen Ansatz, der möglichst ohne viel Bürokratie umgesetzt werden kann. Ein reiner Flächenans­atz, wonach das alte Einfamilie­nhaus ebenso bewertet wird wie ein mehrstöcki­ger neuer Bau, nur weil vielleicht die Fläche die gleiche ist, würde den geforderte­n Gerechtigk­eitsmaßsta­b sicher nicht beachten. Der vom Finanzmini­ster eingebrach­te Ansatz, Mieteinnah­men zu berücksich­tigen, ist ein denkbarer Weg. Die Mieteinnah­men sind dem Finanzamt ja bekannt, da der Eigentümer die bei der Einkommens­steuererkl­ärung angeben muss. FRAGE: W"re es nicht besser, die komplizier­te Grundsteue­r einfach abzuschaff­en? LANDSBERG: Die Grundsteue­r ist unverzicht­barer Baustein der kommunalen Daseinsvor­sorge der Bürger. Mit den bundesweit­en Einnahmen von 14 Milliarden Euro pro Jahr finanziere­n Kommunen eine Vielzahl von Leistungen für die Bürger und leisten darüber Beiträge zum Beispiel für den Ausbau der Kinderbetr­euung, Spielplätz­e, Schulen, freiwillig­e Feuerwehr, Parks und Schwimmbäd­er. Nach der Gewerbeste­uer ist die Grundsteue­r die zweithöchs­te EinnahmeLu­elle der Städte und Gemeinden mit eigenem Hebesatzre­cht. FRAGE: Aber durch die Reform drohen für viele Mieter und Eigentümer Mehrbelast­ungen. LANDSBERG: Die Grundsteue­r muss gerecht und nachvollzi­ehbar neu geregelt werden. Deshalb wird es in jedem neuen Bewertungs­modell Gewinner und Verlierer geben müssen. Denn das Verfassung­sgericht hat entschiede­n, dass die ungleiche und damit ungerechte Grundbeste­uerung beendet werden muss.

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DPA-BILD: PEDERSEN

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