Ianist sorgt für beflügelnde Stunden
Vast-Musiker Jonathan Plowright überzeugt spielend mit Variationswerken im Kleinen Haus
OLD0 BeRG – Es gibt intelligent zusammengestellte Konzertprogramme, die in der Gegenüberstellung zweier Stilepochen manche gemeinsame Kompositionsidee erkennbar werden lassen. Der englische Pianist Jonathan Plowright (59) spielte in der vom Verein der Musikfreunde organisierten Reihe der Großen Pianisten im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters drei Variationswerke von Johannes Brahms, und dazwischen die fünfte Französische Suite sowie das bekannte Italienische Konzert von Johann Sebastian Bach.
In seinem klar strukturierten Spiel zeigte Plowright die polyphonen Verflechtungen in den sehr unterschiedlichen Brahms-Variationen. Zahlreiche charakteristische musikalische Stimmungen, vom lyrisch Versonnenen bis hin zum kraftvollen Aufblühen, enthielten immer wieder solche Verflechtungen. Zum Beispiel verschiedenartige Kanons und die große majestätische Schlussfuge in den „Variationen über ein Thema von Händel“.
Der ausgezeichnete Pianist spielte mit sparsamem Pedalgebrauch, immer die kompositorische Satzstruktur verdeutlichend. Gerade bei den lyrischen Momenten gelangen ihm verträumte und äußerst klangschöne Stimmungen mit dichter und berührender Atmosphäre. Die kraftvolle B-Dur-Fuge entwickelte sich zu einer beeindruckenden sinfonischen Klangpracht mit gewaltigem Orgelpunkt und expandierenden, wuchtigen Akkorden.
Daran schloss der Pianist als Zugabe, passend in der Tonart, das B-Dur Nocturne von Ignacy Jan Paderewski an, einem Salonstück mit eleganten melodischen Momenten sowie harmonisch eingängigen Wendungen.
Bei Bachs Französischer Suite arbeitete Jonathan Plowright mit leichtfüßigem Anschlag und gutem Leggiero-Spiel die charakteristischen Tanzfolgen vorbildlich heraus. So wurde die Allemande zum sprechenden Ausdruckstanz, die Courante zum bewegten Schreittanz, die Sarabande zum mit zahlreichen Verzierungen ausgeschmückten Gesang und die lebhafte Gigue mit ihrer vorwärtsdrängenden Rhythmik zum beeindruckenden Hüpftanz.
Das Italienische Konzert, von Bach ursprünglich für zweimanualiges Cembalo komponiert, spielte Plowright mit enormer Beweglichkeit. Schon beim ersten Satz kamen die unterschiedlichen, sich gegenüberstehenden Klanggruppen schön zur Geltung. Der Gesang des ausdrucksstarken zweiten Satzes gelang ihm mit ganz besonderer Innigkeit und das Finale wurde in seinem unbändigen Bewegungsdrang zu einer virtuosen, die Zuhörer packenden Treibjagd.
Dem Romantiker Brahms so viel Kontrapunktisches abzugewinnen und dem Großmeister des musikalischen Barock Bach so viel Stimmungsvolles abzulauschen war der uneingeschränkte Erfolg dieses hervorragend dargebotenen und intelligent konzipierten Konzertes.