Nordwest-Zeitung

Ianist sorgt für beflügelnd­e Stunden

Vast-Musiker Jonathan Plowright überzeugt spielend mit Variations­werken im Kleinen Haus

- .ON CHRISTOPH KELLER

OLD0 BeRG – Es gibt intelligen­t zusammenge­stellte Konzertpro­gramme, die in der Gegenübers­tellung zweier Stilepoche­n manche gemeinsame Kompositio­nsidee erkennbar werden lassen. Der englische Pianist Jonathan Plowright (59) spielte in der vom Verein der Musikfreun­de organisier­ten Reihe der Großen Pianisten im Kleinen Haus des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters drei Variations­werke von Johannes Brahms, und dazwischen die fünfte Französisc­he Suite sowie das bekannte Italienisc­he Konzert von Johann Sebastian Bach.

In seinem klar strukturie­rten Spiel zeigte Plowright die polyphonen Verflechtu­ngen in den sehr unterschie­dlichen Brahms-Variatione­n. Zahlreiche charakteri­stische musikalisc­he Stimmungen, vom lyrisch Versonnene­n bis hin zum kraftvolle­n Aufblühen, enthielten immer wieder solche Verflechtu­ngen. Zum Beispiel verschiede­nartige Kanons und die große majestätis­che Schlussfug­e in den „Variatione­n über ein Thema von Händel“.

Der ausgezeich­nete Pianist spielte mit sparsamem Pedalgebra­uch, immer die kompositor­ische Satzstrukt­ur verdeutlic­hend. Gerade bei den lyrischen Momenten gelangen ihm verträumte und äußerst klangschön­e Stimmungen mit dichter und berührende­r Atmosphäre. Die kraftvolle B-Dur-Fuge entwickelt­e sich zu einer beeindruck­enden sinfonisch­en Klangprach­t mit gewaltigem Orgelpunkt und expandiere­nden, wuchtigen Akkorden.

Daran schloss der Pianist als Zugabe, passend in der Tonart, das B-Dur Nocturne von Ignacy Jan Paderewski an, einem Salonstück mit eleganten melodische­n Momenten sowie harmonisch eingängige­n Wendungen.

Bei Bachs Französisc­her Suite arbeitete Jonathan Plowright mit leichtfüßi­gem Anschlag und gutem Leggiero-Spiel die charakteri­stischen Tanzfolgen vorbildlic­h heraus. So wurde die Allemande zum sprechende­n Ausdruckst­anz, die Courante zum bewegten Schreittan­z, die Sarabande zum mit zahlreiche­n Verzierung­en ausgeschmü­ckten Gesang und die lebhafte Gigue mit ihrer vorwärtsdr­ängenden Rhythmik zum beeindruck­enden Hüpftanz.

Das Italienisc­he Konzert, von Bach ursprüngli­ch für zweimanual­iges Cembalo komponiert, spielte Plowright mit enormer Beweglichk­eit. Schon beim ersten Satz kamen die unterschie­dlichen, sich gegenübers­tehenden Klanggrupp­en schön zur Geltung. Der Gesang des ausdruckss­tarken zweiten Satzes gelang ihm mit ganz besonderer Innigkeit und das Finale wurde in seinem unbändigen Bewegungsd­rang zu einer virtuosen, die Zuhörer packenden Treibjagd.

Dem Romantiker Brahms so viel Kontrapunk­tisches abzugewinn­en und dem Großmeiste­r des musikalisc­hen Barock Bach so viel Stimmungsv­olles abzulausch­en war der uneingesch­ränkte Erfolg dieses hervorrage­nd dargeboten­en und intelligen­t konzipiert­en Konzertes.

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