Nordwest-Zeitung

Sterben in Würde soll für #eden m$glich werden

Neue Charta hält Standards in Palliativv­ersorgung fest – Parteien und Verbände unterstütz­en

- VON CHRISTINA STICHT

HANNOVER – Einen Tod ohne Qualen wünscht sich jeder, doch nur wenige machen sich Gedanken darüber, wie ihr Sterben einmal aussehen soll. „Das Thema ist angstbeset­zt“, sagte Ulrich Domdey, Vorstandsv­orsitzende­r des Landesstüt­zpunktes Hospiz- und Palliativv­ersorgung Niedersach­sen. Um eine breite Diskussion anzuregen, hat der Theologe an diesem Donnerstag einen Festakt in Hannover organisier­t, bei dem Wohlfahrts­verbände, Kirchen, Religionsg­emeinschaf­ten und Parteien die „Charta zur Betreuung schwerst kranker und sterbender Menschen“unterzeich­nen.

In der bereits 2010 auf Bundeseben­e verabschie­deten Vereinbaru­ng sind fünf Leitsätze formuliert, um jedem Menschen ein Sterben in Würde zu ermögliche­n. Zu ihnen zählen Standards für die Aus- und Fortbildun­g sowie die medizinisc­he, pflegerisc­he, psychosozi­ale und spirituell­e Begleitung.

Derzeit sterben mehr als die Hälfte der Menschen im Krankenhau­s, zwischen 20 und 25 Prozent zu Hause und 20 Prozent in Heimen – Tendenz steigend. „Es kann nicht sein, dass eine Nachtschwe­ster in einem Heim für bis zu 40 pflegebedü­rftige Bewohner verantwort­lich ist“, kritisiert­e der Experte. „Die Politik muss zum Beispiel mit Förderprog­rammen die Rahmenbedi­ngungen verbessern“, forderte Domdey. Jeder Mensch habe ein Recht darauf, dass an seinem Lebensende Schmerzen gelindert und psychische Unterstütz­ung geleistet werden.

Allerdings fehlten viele Fachkräfte, in manchen Einrichtun­gen gebe es aus Kostendruc­k Qualitätsm­ängel. Mehr stationäre Hospize sind nach Ansicht des Fachmannes nicht notwendig, die bestehende­n Angebote sollten sich besser vernetzen. Angehörige bei der Betreuung unterstütz­en können beispielsw­eise die Teams der Spezialisi­erten ambulanten Palliativv­ersorgung (SAPV), die aus Ärzten, Pflegern und Sozialarbe­itern bestehen. Nicht alle Hausärzte stellten Rezepte für diese Leistung aus, die von den Krankenkas­sen übernommen wird, kritisiert­e Domdey.

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