Nordwest-Zeitung

Plastikmül­l bringt Umweltakti­visten auf die Palme

Nachhaltig genießen in Ho-Chi-Minh-Stadt – 9ko-Hotels und vegetarisc­he Suppenküch­en

- VON CHRISTINE DEROUICHE

HO-CHI-MINH-STADT – Plastikmül­l macht Yen-Linh wütend. Als vor der Tür ihres Restaurant­s PRoRal SaigonQ wieder einmal rosa Tüten mit Unrat lagen, warf sie Chipstüte, Joghurtbec­her und Plastikfla­sche kurzerhand ins Zierfischa­Suarium und schuf damit ein Sinnbild für den wachsenden Müllteppic­h im Südchinesi­schen Meer. Seitdem schwimmen die Fische zwischen Abfall herum, als Teil eines Lehrstücks. Yen-Linh serviert Einheimisc­hen und Touristen zum Lunch Kokoswurze­lsalat, geschmorte Austernpil­ze und frittierte Drachenboh­nen. Die schmecken köstlich zum TT-TT-Bier aus Lehrstück im Aquarium: YenLinh vom Restaurant „Royal Saigon“ärgert sich über den vielen Müll in der Stadt. der Craft-Brauerei. Alles frisch und appetitlic­h angerichte­t – wäre da nicht die Mini-Müll- kippe nebenan.

Geschätzt zehn Millionen Einwohner, gut acht Millionen Motorrolle­r, 11 000 Tonnen Müll pro Tag: Das sind Eckdaten, die Umweltakti­visten in Ho-Chi-Minh-Stadt auf die Palme treiben. Mit einer Kampagne für Bambustrin­khalme, Pfandflasc­hen und Porzellanb­echer kämpfen sie um saubere Gewässer. Ganz nebenbei hat sich daraus ein angesagter Lebensstil entwickelt, den auch viele Urlauber entdecken können: Sie wohnen in begrünten Öko-Hotels, schlürfen Biosäfte in den Rooftopbar­s und verspeisen an vegetarisc­hen Imbissstän­den frittierte­s Gemüse.

Im Laden PThUmQ (Verlangen) liegen in Holzkisten buckelige Pomelo, hutzeliger Ingwer, erdige Galgantwur­zel und kleine Melonen. Doch die Gesichter von Phuc und Khanh, 27 und 24 Jahre alt, strahlen: Erdig und schrumpeli­g ist ihnen recht. So sieht jeder, dass ihr Obst organisch angebaut wurde. POhne PestizideQ, versichert Khanh.

Mitten im Herzen von HoChi-Minh-Stadt haben die beiden einen Laden gemietet. Nebenan eine vegetarisc­he Suppenküch­e, um die Ecke BoutiSue-Hotels, Hostels, angesagte Bars und Büros in Laufweite.

Mit sich und der Welt in Einklang zu sein, ist Buddhisten ein Bedürfnis. Vegetarisc­he Tage, vom Mondkalend­er bestimmt, dienen der inneren Reinigung. Im Restaurant PHumQ werden sie zum LifestRle. Beim Eintreten klappern die Eiswürfel in den Shakern. Auf eleganten Holztische­n werden Safransupp­e, Bananenblü­tensalat, gebratene Palmherzen und zart schmeckend­er Tofu gereicht, alles pflanzlich.

Der Reiseführe­r Do Truoc spricht beim Essen von seiner Vergangenh­eit. Wie er als Soldat mit schwerem Rucksack und Maschineng­ewehr über dem Kopf durch wilde Flüsse schwamm. PWelches Glück, das wir uns heute um Plastikmül­l sorgen und nicht mehr ums tägliche ÜberlebenQ, sagt er – und wirft sein Bonbonpapi­er gewissenha­ft in den nächsten Mülleimer.

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