Wir alle können Teil beitragen
Ruhrbischof 9ranz-:osef Overbeck ist Vorsitzender der Kommission f;r gesellschaftliche und soziale 9ragen bei der Deutschen Bischofskonferenz.
FRAGE: Wie steht Deutschland aus Ihrer Sicht bei der Energiewende da?
OVERBECK: Ich denke, dass wir beim Ausbau von Windund Solarenergie auf einem guten Weg sind, um unsere Abhängigkeit von Kohle und Gas zu verringern. Wir müssen aber noch viel dafür tun, dass auch beim Heizen von Gebäuden, beim Verkehr, in der Industrie und in der Landwirtschaft eine bessere Klimaverträglichkeit erreicht wird. Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – wir alle können unseren Teil dazu beitragen.
FRAGE: Die Menschen in den Industrienationen müssen ihren Lebensstil ändern, wenn der Kampf gegen den Klimawandel Erfolge bringen soll. Was tut der Bischof von Essen zum Schutz des Klimas? OVERBECK: In der Bischofskonferenz haben wir vor Kurzem Empfehlungen zu ökologischem Handeln für die Kirche in Deutschland verabschiedet. Es ist völlig klar, dass wir uns als Kirche zu unserer Verantwortung für die Schöpfung bekennen. Als Bischof setze ich mich dafür ein, dass wir den Auftrag, den Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“an uns formuliert, ernst nehmen.
FRAGE: Brauchen Länder tatsächlich eine neue Form der Wirtschaft
OVERBECK: Der Papst wird nicht müde zu betonen, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen muss. Das ist die Richtschnur für unser Handeln in einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen, die die Globalisierung und die Digitalisierung mit sich bringen. Es geht darum, mit dieser Zielperspektive wirtschaftliche Prozesse und ihre ökonomischen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu gestalten – mit Zuversicht.
FRAGE: Die Klimakonferenz findet im polnischen Kattowitz, im Herzen des Oberschlesischen Industriereviers statt. Wird dieser Umstand die Konferenz beeinflussen? OVERBECK: Die extremen Wetterereignisse der vergangenen Monate in vielen Teilen der Welt haben allen vor Augen geführt, dass es Zeit ist, zu handeln. Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass die Ortswahl die Arbeit der Konferenz in nennenswerter Weise beeinflussen wird. Es geht um den Klimawandel als weltweites Phänomen, das nicht an nationalen oder geografischen Grenzen halt macht. Ich setze große Hoffnungen in die Verhandlungen: Drei Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen und der Festlegung auf das Zwei-Grad-Ziel ist es notwendig, verbindliche und konkrete Umsetzungsregeln zu vereinbaren.