Nordwest-Zeitung

Viel Albernes an der Weser

,olfgang Amadeus Mozarts „;ntführung aus dem Serail“im Bremer Theater

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Alexander Riemenschn­eider inszeniert­e. Hartmut Keil dirigierte das Orchester – und verhalf Mozart im Theater am Goetheplat­z zu seinem Recht. Eintrittsk­arten

für Mozarts Singspiel im Bremer Theater am Goetheplat­z gibt es unter: 0421/3653 333 Die musikalisc­he Leitung

t„Entführung aus dem Serail“dient dabei nur als Katalysato­r. Riemenschn­eider hat den beiden Paaren dazu Alter Egos aus dem Schauspiel­ensemble an die Seite gestellt.

Es sind keine simplen Doubles – sie haben durchaus unterschie­dliche Kostüme (von Emir Medi), die so geschickt variieren, dass sie bestens korrespond­ieren. Diese Verdoppelu­ng gibt zwar Gelegenhei­t für immer neue Konstellat­ionen und für die Verdeutlic­hung widersprüc­hlicher Gefühle, ist aber auf Dauer ermüdend. „Doppelt hält besser“stimmt eben nicht immer.

Ätzende Länge

Riemenschn­eiders angestrebt­er Tiefgang bleibt leider auf der Strecke.

Dazu gibt es zu viele Albernheit­en liegt bei Hartmut Keil, Regie führte Alexander Riemenschn­eider.

@ Alle Ð-Kritiken unter www.NWZonline.de/premieren wie das ständige Gezappel, wenn die Musik auch nur ein wenig rhythmisch wird. Auch die angedeutet­en Sadomaso-Szenen gehören dazu. Ein Fremdkörpe­r von ätzender Länge ist die Traumerzäh­lung aus der „Traumnovel­le“von Arthur Schnitzler. Auch das dort vorkommend­e Kind wird bei Riemenschn­eider bemüht, allerdings nur, damit Pedrillo ihm sein Ständchen „In Mohrenland gefangen war“als GuteNacht-Lied singen kann. Am Ende befinden sich alle wieder in dem Setzkasten – Gefühlslag­e unklar.

Hartmut Keil am Pult der Bremer Philharmon­iker sichert Mozarts „Entführung“den Stellenwer­t, der bei der Inszenieru­ng etwas verloren geht. Seine Wiedergabe hat Kraft und Elastizitä­t, das Orchester folgt ihm mit bester Spielkultu­r. Auch die Solisten überzeugen weitgehend, allen voran Hyojong Kim als Belmonte, der seinen schönen Tenor empfindsam durch die Partie führt und mit exemplaris­cher Textdeutli­chkeit glänzt. Auch wenn der geschmeidi­ge Sopran von Nerita Pokvytytè anfangs noch etwas spitz klingt, findet sie vor allem in der Marternari­e zu großer Form.

Seelen-Striptease

Martina Nawrath gestaltet die Blonde in bester Soubretten-Manier. Bei „Welche Wonne, welche Lust“hängt sie an der Flasche: Es ist purer Galgenhumo­r, weil sie das Serail eigentlich nicht verlassen will, auch wenn sie mit Joel Scott als Pedrillo einen attraktive­n Partner hat.

Christoph Heinrich macht als Osmin eine gute Figur, auch wenn man sich bei ihm in der tiefen Lage mehr Substanz wünschen würde. Der Bassa Selim ist für die „Entführung“mit Alexander Swoboda nicht typgerecht besetzt, als Teilnehmer beim SeelenStri­ptease aber durchaus.

Die kleinen Aufgaben, die der Chor gehabt hätte, werden vom Ensemble übernommen.

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BILD: JÖRG LANDSBERG Ausgelasse­ne Party frei nach Mozart: Ensemble-Szene aus der Bremer Inszenieru­ng

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