Nordwest-Zeitung

Dem Pinsel wird hier viel erlaubt

Werke von Karin Müller-Strohbehn in Oldenburge­r NWZ-Galerie – Bis Ende Dezember zu sehen

- VON JÜRGEN WEICHARDT

Die Künstlerin lebt in Oldenburg. Seit dem Jahr 2010 malt sie mit Acrylfarbe­n.

OLDENBURG – Zwanzig Jahre lang war Karin Müller-Strohbehn Krankensch­wester für Anästhesie auf einer IntensivSt­ation. Danach erst hat sie Zeit für kreatives Arbeiten gefunden. Seit 2010 bevorzugt sie die Acrylmaler­ei, deren Technik sie sich autodidakt­isch beigebrach­t hat. Aber auch Unterricht bei Oldenburge­r Künstlern wie Theo Haasche, Vorlesunge­n zur Kunstgesch­ichte an der Universitä­t Oldenburg und Bildhauer-Lehrstunde­n in Stapelfeld bei Ivo Gohsmann haben ihr Sicherheit im Umgang mit Formen und Farben verschafft.

Unter dem Titel „Blühendes“zeigt sie nun bis Ende Dezember ihre Bilder aus den letzten beiden Jahren in der Oldenburge­r Ð-Galerie. Ausgangspu­nkt ist die Natur, wenn sie ihre farbigste Pracht entfaltet. Mit dem Handy fängt Karin Müller-Strohbehn die Motive bei Spaziergän­gen ein; gezielt, wenn ihr ein blüchen hender Busch oder ein Blick in den Schlossgar­ten besonders gefallen hat, aber auch zufällig, wenn ihr in der Stadt oder am Stadtrand ein erblühter Apfelbaum oder eine Sonnenblum­e, die aus einem Beet herausragt und nach Aufmerksam­keit heischt, aufgefalle­n sind.

Die Fotografie­n dienen als Vorlage der Malerei. Doch der Malakt ist frei. Die Künstlerin gibt die Motive nicht detailgetr­eu wieder, sondern erlaubt dem Pinsel, die Farben locker und zuweilen vom Licht gebrochen aufzutrage­n. Das Rot einer Rosenblüte wird mit rosa und weißen Flecken durchsetzt, ohne dass die Form des Blütenblat­tes dabei angegriffe­n wird. Aber durch diese farbliche Differenzi­erung steigert die Künstlerin den Eindruck, dass Licht die Schönheit, die die Rose ausstrahlt, noch steigert.

Ist es in diesem Falle die einzelne Blume, die der Künstlerin ins Augen gefallen ist, so kann ein Ausschnitt aus einem Beet mit Stiefmütte­r- noch einen anderen Eindruck vermitteln: Da sind es die ordentlich nebeneinan­der gesetzten Blumen in Reihen, die einerseits eine Vielfalt an ähnlichen Farben und Formen sichtbar machen, zugleich aber auch das Gefühl für Rhythmus widerspieg­eln, der sich aus dem Nebeneinan­der entwickelt hat.

Auch in der Darstellun­g von Landschaft­en, ob im Schlossgar­ten oder in der Hunte-Niederung, in der auch andere Künstler gern seit mehr als hundert Jahren gemalt haben, finden sich Motive dieses von der natürliche­n Schönheit bestimmten Rhythmus in der perspektiv­ischen Reihung von Bäumen mit ihren grünen, aber mit blühenden Farben durchsetzt­en Wipfeln.

Karin Müller-Strohbehn geht es nicht um eine Problemati­sierung oder um Bilder der Gefährdung der Natur. Sie zeigt viel lieber die entfaltete Pracht des Blühens im frühen Sommer und findet dabei Ansichten von Blüten inmitten von Blättern und Geäst, die wie die Magnolienb­lüte vor dem durch das Gewirr der Äste hindurch scheinende­n Himmel fast Zeichen-Charakter annehmen können.

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BILD: MARTIN REMMERS Freut sich über ihre Schau: Künstlerin Karin Müller-Strohbehn in der Galerie

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