Der Tiernotdienst wird zum Notfall
Die Kleintierklinik ist seit August die einzige im weiten Umkreis – Bestand nicht gesichert
Die Betreiber der Tierklinik beklagen fehlende Fachkräfte, eine hohe Belastung und die oft fehlende Wertschätzung. Sie würden die Klinik gerne weiterführen, geben aber keine Garantie für die Zukunft.
OLDENBURG Die Besitzer der tierischen Patienten der Kleintierklinik in Oldenburg nehmen oft eine lange Anreise in Kauf – notgedrungen. Ein Einzugsgebiet von Holland bis zum Bremer Hinterland und von der Nordsee bis Osnabrück haben die aktuell 19 Ärzte und 14 Tierärztlichen Fachangestellten (TFA) zu betreuen. „Seit im August die Tierklinik in Bramsche ihren Klinikstatus zurückgegeben hat, sind wir die einzige Klinik im weiten Umfeld“, sagt Klinikgrüner Dr. Klaus-Peter Vick im Gespräch mit der . – Machen sich Sorgen: (von links) Dr. Thorsten Kopp, Dr. Klaus-Peter Vick und Dr. Matthias Vick
Wenn Kliniken ihren Klinikstatus zurückgeben und als Praxis weiterarbeiten, befreit sie das von der Pflicht, rund um die Uhr Anlaufstelle für tierische Notfälle zu sein. Sie sind dann allenfalls Teil eines Notdienstsystems am Wochenende. Auch das klappt längst nicht immer, weiß Dr. Thorsten Kopp, der gemeinsam mit Dr. Klaus-Peter Vick und dessen Sohn Dr. Matthias Vick die Klinik führt. „Wir hören von unsere Kunden immer wieder, dass die Tierärzte auf ihren Anrufbeantworter sprechen, die Tiere gleich bei uns vorzustellen. Und oft ist der eigentlich eingeteilte Notdienst am Wochenende schlicht nicht erreichbar.“
Die Oldenburger Kleintierklinik ist auch außerhalb der Sprechzeiten besetzt – mit mindestens einem Arzt und einer TFA. Beide fallen für den nächsten Tag aus, so will es die das Arbeitszeitgesetz. Das erklärt die große Personalstärke, um die die Klinik kämpfen muss. „Es ist schwierig, unsere Stellen zu besetzen“, sagt Dr. Matthias Vick. Die Ansprüche der Bewerber an die Arbeitszeiten und ihre WorkLife-Balance seien im Vergleich zu früher deutlich gestiegen. Die drei Ärzte wünschen sich vom Gesetzgeber mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten. Es könne schon helfen, statt der täglichen die wöchentliche Arbeitszeit zu deckeln.
Auffällig sei, dass verstärkt im Notdienst Patienten mit eher kleinen Gesundheitsproblemen vorgestellt würden. Zum Teil geschehe das aus Unsicherheit der Tierbesitzer, zum Teil aber auch, weil Herrchen oder Frauchen während der Sprechstundenzeiten keine Zeit oder Lust haben, zum Haustierarzt zu gehen, sagt Dr. Thorsten Kopp. Gleichzeitig werde aber verlangt, dass die Betreuung in den Notdienstzeiten genauso zügig und womöglich mit dem gleichen Personaleinsatz wie sonst über die Bühne gehe. Das werde vor Ort oft vehement eingefordert, „sonst gibt es im Internet einen echten Shitstorm“, sagt Matthias Vick. Sogar bedroht wurden die Ärzte schon. „Wenn mein Hund stirbt, sterbt ihr auch“– an diesen Satz erinnert sich Dr. Klaus-Peter Vick mit Grausen. Die Wertschätzung und der Respekt vor der Arbeit der Tiermediziner fehle immer öfter.
„Wir alle lieben unseren Beruf und unser Ziel ist es, diese Klinik als Klinik weiterzuführen“, fasst Dr. Matthias Vick zusammen. „Aber es muss nicht mehr viel passieren, dass wir die Qualität, die wir von uns erwarten, nicht mehr garantieren können.“Spätestens dann sei die Rückgabe des Klinikstatus ein echtes Thema.