Spitzenmusiker stecken mit Spielfreude an
Kammerensemble „Altera pars“macht mit Mozarts Zeitgenossen neugierig
OLDENBURG – Wer kennt Kraus und Woelfl? Ersatzspieler beim VfB oder bei Werder? Nein – bisher Ersatzspieler in der Musikgeschichte. Dass diese Zeitgenossen Mozarts als Kompositionskollegen etwas zu sagen hatten bewies das Konzert des Kammerensembles „Altera pars“am Samstagabend im festlichen Saal des Schlosses.
Joseph Martin Kraus wirkte am königlichen Hof in Stockholm. Sein Streichquartett fiel durch eine ungewöhnliche Formbehandlung auf. Nach der eröffnenden Fuge, sehr transparent vom Ensemble gespielt, verflüchtigte sich diese in einer Romanze. Das Werk endete in einem rhythmisch eigenwilligen Menuett. Das rasche Zeitmaß und die Synkopen der ersten Violine ließen den zugrundeliegenden Tanz nur noch erahnen.
Der Salzburger Komponist und Pianist Joseph Woelfl war mit der Familie Mozart befreundet. Er ging später nach London, wo er eine Pianistenschule gründete. Seine D-Dur Sinfonie in der Transkription für Flöte, Streichquartett und Kontrabass erlebte in diesem Konzert seine Premiere. Das sechsköpfige Solistenensemble, besetzt mit Spitzenmusikern aus Russland, Polen und Deutschland, verlieh den vier Sinfoniesätzen, die in der Klangsprache Haydn nahestanden, durch seine überbordende Spielfreude Leben und machte neugierig auf weitere Werke dieses Tonsetzers.
Der Prager Komponist Anton Reicha verarbeitete die ironische Cavatina des Figaro aus Mozarts Oper zu spektakulären Variationen. Polina Gorshkova mit schlankem und biegsamem Traversflötenton, Martyna Pastuszka mit kernigem und äußerst präsentem Violinspiel und Cellist Pavel Serbin boten eine atemraubende Interpretation, die den virtuosen Passagen und auch dem humorvollen Gestus absolut gerecht wurde. Serbin inspirierte immer wieder seine Mitspielerinnen durch sein klangvolles, wohldosiertes Violoncellospiel. Dass solch ein Ausnahmemusiker am renommierten Moskauer Tschaikowski-Konservatorium unterrichtet ist ein Glück für die dortigen Studenten.
Von dem italienischen Komponisten Luigi Boccherini erklang das ausdrucksstarke g-Moll Quintett in einer dynamisch fein abgestuften Interpretation, durchdacht in der Phrasierung und ansteckend in der Spielfreude. Das Menuett wurde hier zum inspirierenden Tanz, überaus geschmeidig und elegant in der diesem Tanz innewohnenden Metrik dargeboten.
Natürlich kam auch Wolfgang Amadeus Mozart selber zu Gehör. In seinem Flötenquartett durften die Mittelstimmen mache bewegte Spielfigur zum elodisch lebhaften Satzbild beitragen. Klanglich herausragend war der mit Pizziccati der Streicher begleitete h-Moll Mittelsatz, in welchem die in Oldenburg lebende Flötistin Polina Gorshkova mit ihrem lyrischexpressivem Traversflötenton besonders schön zur Geltung kam.
Die ansteckende und mitreißende Art und Weise des Musizierens, gepaart mit wohlüberlegten interpretatorischen Ausdrucksmitteln macht neugierig darauf, weiteres vom Ensemble „Altera pars“zu hören.