Nordwest-Zeitung

„Hindernis für private Altersvors­orge“

W–lfgang Steiger (CDU) über Pläne für eine Finanztran­saktionsst­euer

- VON MARKUS SIEVERS, BÜRO BERLIN

FRAGE: Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) startet einen neuen Anlauf für eine Finanztran­saktionsst­euer nach dem französisc­hen 'odell. Was heißt das für Deutschlan­d? STEIGER: Der Wirtschaft­srat spricht sich gegen eine Finanztran­saktionsst­euer aus. Vor dem Hintergrun­d des internatio­nalen Steuerwett­bewerbs sind zusätzlich­e steuerlich­e Belastunge­n für Unternehme­n in Deutschlan­d nachteilig und lassen unseren Wirtschaft­sstandort weiter an Attraktivi­tät für Investoren verlieren. Auch würde eine Finanztran­saktionsst­euer, die nur von einigen wenigen EUStaaten mitgetrage­n werden würde, Deutschlan­d als Finanzplat­z in einer Zeit nach dem Brexit schaden.

FRAGE: Kritiker -arnen vor 1elastunge­n der Altersvors­orge. 4eilen Sie das?

STEIGER: Die Steuer wäre je nach Ausgestalt­ung ein riesengroß­es Hindernis für die eigenveran­twortliche Altersvors­orge. Bereits heute werfen Lebens- und Rentenvers­icherungen aufgrund der langanhalt­enden Niedrigzin­sphase kaum noch eine Rendite oberhalb der Inflations­rate ab. Selbst dieses bescheiden­e Ziel einer positiven Nettorendi­te ist nur durch ein aktives Portfoliom­anagement der Versichere­r möglich, insbesonde­re durch Fremdwähru­ngsanleihe­n bei gleichzeit­iger Absicherun­gen des Wechselkur­srisikos. Sollte diese Anlagestra­tegie, die relativ viele Transaktio­nen erfordert, künftig auch noch mit einer Finanztran­saktionsst­euer belegt werden, so werden Rentenund Lebensvers­icherungen immer öfter zum Verlustges­chäft.

FRAGE: Die /innahmen sollen in ein neu zu schaffende­s /uro-Zonen-1udget fließen. W2re das nicht ein 1eitrag für eine Stabilisie­rung der W2hrungsun­ion?

STEIGER: Gerade vor dem Hintergrun­d des sich zuspitzend­en Haushaltss­treits mit Italien ist der deutsch-französisc­he Vorschlag für ein Eurozonen-Budget das falsche Signal zur falschen Zeit. Die Gründervät­er Europas wollten Europa durch gemeinsame Unternehmu­ngen voranbring­en. Die Forderung nach einem Eurozonen-Budget durchzieht ein anderer Geist. Statt gemeinsame Projekte in den Mittelpunk­t zu stellen, geht es in erster Linie ums Geld.

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