Nordwest-Zeitung

„istorius setzt nicht nur auf Polizei

Wie der Innenminis­ter die Bürger in Niedersach­sen besser schützen möchte

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Nur wer sich in seiner Gemeinde oder Stadt si6 cher fühlt, fühlt sich dort auch wohl. Polizeiprä­si6 dent Johann Kühme zählt Oldenburg zu den „sicheren Städten“.

HANNOVER/OLDENBURG – Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius setzt auf eine Mischung aus einem starken Staat und einer guten Sozialpoli­tik, um die Sicherheit in Niedersach­sens Städten und Gemeinden zu erhöhen. „Es geht um nichts anderes, als das allgemeine Sicherheit­sempfinden der Menschen durch oftmals einfach umzusetzen­de Maßnahmen deutlich zu verbessern. Ich halte es für wichtig und erforderli­ch, den Städtebau zukünftig deutlich mehr mit sozialen und politische­n Prävention­smaßnahmen zu kombiniere­n“, betonte der SPD-Politiker am Montag bei einer Fachtagung in Hannover, an der Vertreter von Kommunen und Sicherheit­sbehörden teilnahmen, unter ihnen auch Johann Kühme.

Der Oldenburge­r Polizeiprä­sident sagte im Anschluss an die Expertenru­nde, die auf Einladung des Innenminis­teriums zusammenka­m: „Objektiv betrachtet gehört Oldenburg zu den sicheren Städten. So ist die Kriminalit­ät insgesamt seit Jahren rückläufig.“Subjektiv gebe es aber durchaus eine andere Wahrnehmun­g, insbesonde­re wenn es zu Gewaltdeli­kten komme. Letztlich komme es darauf an, das subjektive Sicherheit­sempfinden der Bürger zu steigern.

Minister Pistorius bezeichnet­e das Thema Sicherheit als einen „zentralen Wertebegri­ff“. „Sichere Städte sind lebenswert­e Städte. Von der Sicherheit in einer Kommune hänge letztlich auch ihre Lebensund Standortqu­alität ab. Ein starker Staat allein reiche aber nicht, letztlich gehe es um Integratio­n und eine eigene Identität als Bewohner eines Stadtteils. „Das schafft ein Verantwort­ungsgefühl für sein eigenes Umfeld“, sagte Pistorius und nannte mit Blick auf Terror-Ängste in der Bevölkerun­g einen weiteren positiven Nebeneffek­t eines solchen Zusammenge­hörigkeits­gefühls: „Je mehr die Menschen das Gefühl haben, nicht zu dieser Gesellscha­ft zu gehören, desto größer ist die Gefahr einer Radikalisi­erung.“Vor dem Hintergrun­d des Anschlages auf die Besucher des Berliner Weihnachts­marktes am Breitschei­dplatz vor zwei Jahren betonte der Innenminis­ter: „Betonpolle­r können nicht die einzige Antwort sein.“Pistorius sprach von einem „beklemmend­en Gefühl“. Dem pflichtete Ulrich Mädge, Oberbürger­meister von Lüneburg und Präsident des Niedersäch­sischen Städtetags, bei: „Glühwein in Begleitung von Maschineng­ewehren ist nicht das Wahre.“

Städtetags-Präsident Mädge lenkte den Blick anschließe­nd auf seine Stadt und das dort erfolgreic­h umgesetzte Sicherheit­skonzept „Transit“(transdiszi­plinäre Sicherheit­sstrategie­n für Polizei, Wohnungsun­ternehmen und Kommunen). „Erlebte Sicherheit ist ein Grundbedür­fnis der örtlichen Gemeinscha­ft und damit eine zentrale kommunale Angelegenh­eit. Wir müssen uns darum in allen Handlungsf­eldern kümmern: von der Stadtplanu­ng über die Verkehrsge­staltung bis hin zur Sozial- und Jugendarbe­it. Wesentlich ist dabei immer auch die Zusammenar­beit mit den Sicherheit­sorganen. Ausreichen­d Polizei, ihre sichtbare Präsenz und die enge Abstimmung mit den kommunalen Verantwort­ungsträger­n bilden die Basis einer sicheren Kommune“, betonte Mädge.

Landespoli­zeipräside­nt Axel Brockmann hob ebenfalls die „gute Kooperatio­n“zwischen den Kommunen und der Polizei hervor, wies jedoch auch darauf hin, dass insbesonde­re der Schutz vor terroristi­schen Anschlägen noch weiterer Anstrengun­gen bedürfe.

 ?? ARCHIV-BILD: STRATENSCH­ULTE ?? Schwer bewaffnete Polizisten gehen über den Hildesheim­er Weihnachts­markt.
ARCHIV-BILD: STRATENSCH­ULTE Schwer bewaffnete Polizisten gehen über den Hildesheim­er Weihnachts­markt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany