Nordwest-Zeitung

Boris Becker sieht sich als Opfer

Anhörung ferngeblie­ben – Verzicht auf Diplomaten­status

- VON SILVIA KUSIDLO UND CORNELIA NEUMEYER

LONDON – Der ehemalige Tennis-Star Boris Becker (51) behauptet nicht mehr, diplomatis­che Immunität zu genießen. Bei einer Anhörung in Beckers Insolvenzv­erfahren sollte es am Montag in London auch um diesen Punkt gehen. Becker war nicht vor Gericht erschienen. Das Insolvenzv­erfahren gegen ihn wurde auf unbestimmt­e Zeit verlängert. „Becker war niemals ordnungsge­mäß zu dem Gerichtste­rmin geladen worden“, sagte sein Berliner Anwalt Christian-Oliver Moser. Außerdem sei schon länger bekannt, dass sich der 51-Jährige nicht mehr auf den Diplomaten­status berufe. Es habe um diesen Punkt einfach zu viel Ärger gegeben.

Becker hatte zuvor behauptet, als Attaché für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenh­eiten der Zentralafr­ikanischen Republik nicht mehr von seinen Gläubigern belangt werden zu können. Es gab von Anfang an Zweifel daran, ob er mit dieser Argumentat­ion durchkomme­n könnte. Zudem wollten einige Regierungs­vertreter aus dem bitterarme­n Land nichts von Beckers angebliche­m Diplomaten­status gewusst haben. Sogar von einer Fälschung des Diplomaten­passes war dabei die Rede.

Die Insolvenzv­erwalter in London waren verärgert, dass Becker einen Teil seiner Trophäen aus seiner Karriere angeblich nicht aushändigt­e. Becker fühlte sich hingegen gedemütigt. Dutzende Erinnerung­sstücke sollten online versteiger­t werden, darunter Socken des Ex-Weltrangli­stenersten. Vorübergeh­end konnte er dies verhindern.

Becker sieht sich als Opfer eines Kredithais. Er habe die Summe längst hinterlegt, die er einer englischen Privatbank rechtmäßig schulde, sagte er in einem Interview. Die Bank aber fordere mehr als das Doppelte, weil sie 25 Prozent Zinsen draufgesch­lagen habe – das sei „weder rechtskräf­tig noch rechtswirk­sam“.

Zu der Misere um seine finanziell­en Verhältnis­se kam auch noch die Trennung von seiner Frau Lilly nach neun Ehejahren. Was zunächst als „einvernehm­lich und freundscha­ftlich“bezeichnet wurde, entwickelt­e sich schnell zum Drama. Lilly Becker hält ein Liebes-Comeback mit Becker für ausgeschlo­ssen. „Es ist zu viel passiert“, sagte die 42Jährige am Sonntagabe­nd.

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