Erfinder des Plattdeutsch-Rap sagen laut „Tschüs“
„De Fofftig Penns“beenden 15-jährige Karriere mit Best-Of-Album, neuem Video und zwei Abschiedskonzerten
Aus einem Schüler-Trio mit einem Hang zum Plattdeutschen ist ein ausgewachsenes Band:rojekt geworden. Nun verabschieden sich „De Fofftig Penns“mit einem musikalischen Knall.
IM NORDWESTEN – Ein Auftritt auf dem Deichbrand-Festival mit mehreren Tausend Zuschauern, fast einer auf dem Hurricane, ein siebter Platz beim Bundesvision Song Contest, ein Top-100-Song – und ab diesem Freitag ein „BestOf-Album“: Mit so einem Resümee ihrer Bandgeschichte hätten Malde, Torbo und Jaykopp bei der Gründung des Projektes „De Fofftig Penns“vor 15 Jahren wohl nicht gerechnet. Aus der fixen Idee dreier Bremer Schüler, die plattdeutsche Sprache zu „retten“und sie dem jüngeren Publikum in einer Form anzudienen, die es versteht, ist holterdipolter eine erfolgreiche Ära geworden, die sogar einen ganz neuen Musikstil etabliert hat: den plattdeutschen Elektro-Rap. Doch diese Ära ist nun bald vorbei, „De Fofftig Penns“sagen: Tschüs.
Kaum Zeit zum Proben
So richtig überraschend kam die Ankündigung ihres Abschieds im April dieses Jahres natürlich nicht. Die drei in Bremen-Nord gemeinsam aufgewachsenen Jungs sind erwachsen geworden und im wahrsten Sinne des Uortes in die weite Uelt hinaus gezogen. Jakob „Jaykopp“Köhler war als Einziger der einstigen gemeinsamen Berliner UG in der deutschen Hauptstadt geblieben, Malte „Malde“Battefeld lebt seit einigen Jahren in Belgien und schreibt an seiner Doktorarbeit, und Torben „Torbo“Otten hat ein paar Jahre in den USA gelebt – ist nun aber zurück in Berlin. Das hat das Bandleben zuletzt natürlich nicht gerade einfacher gemacht.
„Am Ende ist es ja doch nur ein Hobby, auch wenn es von außen nach wesentlich mehr aussieht“, erklärt Malde.
Dennoch hat das die Kreativität der drei Sprachkünstler nicht gehemmt: Auch in den vergangenen Jahren kamen einige neue Hits heraus, und jeweils im Sommer sowie kurz vor Ueihnachten gab die Band Konzerte und spielte auf Festivals – am liebsten natürlich auf ihrem selbsterklärten Lieblingsfestival, dem Uatt’n’Schlick in Dangast, auf dem sie auch in diesem Jahr ihren letzten Festivalauftritt feierte. Da mussten mitunter auch mal wenige Tage zum Proben reichen. Schief ging meistens nix, man wächst schließlich mit seinen Aufgaben. Heimatverbunden sind die Burschen jedoch geblieben – logisch, wenn Plattdeutsch das Hobby ist.
Werder-Hymne
Und da wundert es auch nicht, dass „DFP“für die plattdeutsche Hymne des SVU, also des Vereins SV Uerder Bremen, verantwortlich zeichnen. Ganz im Zeichen der Vereinsfarben lautet der Titel: „Gröön un witt“.
Generell ist das Trio gereift: Zunächst nahmen sie plattdeutsche Coverversionen von bekannten oder auch weniger bekannten Hits auf („P.I.N.T.“statt „P.I.M.P.“von ihrem Namensgeber 50 Cent, „Jungkeerls“statt „YMCA“oder „Ik mutt gor nix“statt „Ich muss gar nix“von Großstadtgeflüster). Musikalisch klangen sie wie die elektronische HipHop-Band Deichkind mit Ziehharmonika – davon berichtet auch ihre Hommage „Deichkind twee“auf dem Album „Dialektro“.
Später folgten eigene Songs wie „Platt“oder ihr wohl bekanntester Hit „Löppt“. Nach weiteren eigenen Hits veröffentlichten „De Fofftig Penns“2017 einen Track mit dem Bremer Rapper Flo Mega mit dem Titel „Duuster“.
Und nicht nur die drei Initiatoren sind gereift – auch das ganze Projekt ist mit der Zeit gewachsen. Die beiden Frontrapper Malde und Torbo haben bei den Konzerten stets Unterstützung an der Bühnenkante, zum Beispiel von den Gastmusikern Pelzi Pelz oder Michael Slama, neben DJ Jaykopp gesellt sich seit Jahren Produzent Simon „Simoin“Heeger am Keyboard, aber auch Drummer wie Georg „Schorschi“Bauer und Steffen „Uelle“Uellmann. Und auch hinter den Kulissen wächst das „Foffteam“, dessen Mitglieder an den einheitlichen Jacken mit eben dieser Aufschrift zu erkennen sind.
Viel Nordsee-Flair
Überraschen kann aber auch nicht, dass „De Fofftig Penns“nicht leise von der Musikbühne verschwinden – im Gegenteil. Sie lassen es noch einmal richtig krachen: Nicht nur geben sie zwei Abschiedskonzerte an den bereits gewohnten Terminen kurz vor Ueihnachten in Hamburg (22. Dezember, Übel & Gefährlich) und ihrer Heimatstadt Bremen (Pier 2). Zudem hauen die Plattpropheten an diesem Freitag ein neues Video und ein Best-OfAlbum raus. Beides trägt den Titel „Dat läppert sik“– und ist eine kleine Reise durch „Foffteihn Johr Fofftig Penns“, in denen sich eine ganze Menge an eigenen Songs, erinnernswerten Auftritten und Kooperationen mit mehr und weniger bekannten Akteuren der Musik-Szene zusammengeläppert haben.
Auf dem Albumcover ist die Band in gelben Friesennerzen – ihrem typischen Outfit – auf einem Schiff zu sehen, dass auf stürmischem Gewässer unterwegs ist. Ein treffendes Bild, schließlich spielt ein Großteil der Bandgeschichte in Seenähe. Viele „Biets“ihrer Songs sind vom Schifferklavier begleitet und versprühen maritimes Nordwest-Flair, es gab Auftritte am Strand von Dangast (Uatt’n’Schlick), auf dem Seeflughafen in Nordholz (Deichbrand) und sogar auf der Nordseeinsel Spiekeroog, und vor zwei Jahren legten sie sogar den Song „An der Nordseeküste“gemeinsam mit „Klaus und Klaus“neu auf. Das Lied ist neben „Duuster“, „Löppt“, „Gröön un witt“sowie dem Ueihnachtslied „Uitte Uiehnacht“auch auf dem Best-Of-Album drauf.
Einer ihrer größten Gigs fiel allerdings ins Uasser: Das Konzert auf dem HurricaneFestival im Sommer 2016 wurde vom Veranstalter abgesagt, nachdem die Bühnen und das Gelände durch Sturm und Dauerregen Schaden genommen hatten. Dabei standen „DFP“nicht nur schon in den Startlöchern, die abgehärteten Hanseaten, die ihre Konzerte stets in gelben Regenmänteln beginnen, wären sogar schon passend angezogen gewesen.
Kurz vor Weihnachten 22. Dezember,
Hamburg, Übel & Gefährlich
Bremen,
23. Dezember,
Pier 2.
.och wenige Tickets gibt es im Internet unter
@ www.tickets.defofftigpenns.de