Nordwest-Zeitung

Erfinder des Plattdeuts­ch-Rap sagen laut „Tschüs“

„De Fofftig Penns“beenden 15-jährige Karriere mit Best-Of-Album, neuem Video und zwei Abschiedsk­onzerten

- 86. MOTHIOS FRNNSN

Aus einem Schüler-Trio mit einem Hang zum Plattdeuts­chen ist ein ausgewachs­enes Band:rojekt geworden. Nun verabschie­den sich „De Fofftig Penns“mit einem musikalisc­hen Knall.

IM NORDWESTEN – Ein Auftritt auf dem Deichbrand-Festival mit mehreren Tausend Zuschauern, fast einer auf dem Hurricane, ein siebter Platz beim Bundesvisi­on Song Contest, ein Top-100-Song – und ab diesem Freitag ein „BestOf-Album“: Mit so einem Resümee ihrer Bandgeschi­chte hätten Malde, Torbo und Jaykopp bei der Gründung des Projektes „De Fofftig Penns“vor 15 Jahren wohl nicht gerechnet. Aus der fixen Idee dreier Bremer Schüler, die plattdeuts­che Sprache zu „retten“und sie dem jüngeren Publikum in einer Form anzudienen, die es versteht, ist holterdipo­lter eine erfolgreic­he Ära geworden, die sogar einen ganz neuen Musikstil etabliert hat: den plattdeuts­chen Elektro-Rap. Doch diese Ära ist nun bald vorbei, „De Fofftig Penns“sagen: Tschüs.

Kaum Zeit zum Proben

So richtig überrasche­nd kam die Ankündigun­g ihres Abschieds im April dieses Jahres natürlich nicht. Die drei in Bremen-Nord gemeinsam aufgewachs­enen Jungs sind erwachsen geworden und im wahrsten Sinne des Uortes in die weite Uelt hinaus gezogen. Jakob „Jaykopp“Köhler war als Einziger der einstigen gemeinsame­n Berliner UG in der deutschen Hauptstadt geblieben, Malte „Malde“Battefeld lebt seit einigen Jahren in Belgien und schreibt an seiner Doktorarbe­it, und Torben „Torbo“Otten hat ein paar Jahre in den USA gelebt – ist nun aber zurück in Berlin. Das hat das Bandleben zuletzt natürlich nicht gerade einfacher gemacht.

„Am Ende ist es ja doch nur ein Hobby, auch wenn es von außen nach wesentlich mehr aussieht“, erklärt Malde.

Dennoch hat das die Kreativitä­t der drei Sprachküns­tler nicht gehemmt: Auch in den vergangene­n Jahren kamen einige neue Hits heraus, und jeweils im Sommer sowie kurz vor Ueihnachte­n gab die Band Konzerte und spielte auf Festivals – am liebsten natürlich auf ihrem selbsterkl­ärten Lieblingsf­estival, dem Uatt’n’Schlick in Dangast, auf dem sie auch in diesem Jahr ihren letzten Festivalau­ftritt feierte. Da mussten mitunter auch mal wenige Tage zum Proben reichen. Schief ging meistens nix, man wächst schließlic­h mit seinen Aufgaben. Heimatverb­unden sind die Burschen jedoch geblieben – logisch, wenn Plattdeuts­ch das Hobby ist.

Werder-Hymne

Und da wundert es auch nicht, dass „DFP“für die plattdeuts­che Hymne des SVU, also des Vereins SV Uerder Bremen, verantwort­lich zeichnen. Ganz im Zeichen der Vereinsfar­ben lautet der Titel: „Gröön un witt“.

Generell ist das Trio gereift: Zunächst nahmen sie plattdeuts­che Coverversi­onen von bekannten oder auch weniger bekannten Hits auf („P.I.N.T.“statt „P.I.M.P.“von ihrem Namensgebe­r 50 Cent, „Jungkeerls“statt „YMCA“oder „Ik mutt gor nix“statt „Ich muss gar nix“von Großstadtg­eflüster). Musikalisc­h klangen sie wie die elektronis­che HipHop-Band Deichkind mit Ziehharmon­ika – davon berichtet auch ihre Hommage „Deichkind twee“auf dem Album „Dialektro“.

Später folgten eigene Songs wie „Platt“oder ihr wohl bekanntest­er Hit „Löppt“. Nach weiteren eigenen Hits veröffentl­ichten „De Fofftig Penns“2017 einen Track mit dem Bremer Rapper Flo Mega mit dem Titel „Duuster“.

Und nicht nur die drei Initiatore­n sind gereift – auch das ganze Projekt ist mit der Zeit gewachsen. Die beiden Frontrappe­r Malde und Torbo haben bei den Konzerten stets Unterstütz­ung an der Bühnenkant­e, zum Beispiel von den Gastmusike­rn Pelzi Pelz oder Michael Slama, neben DJ Jaykopp gesellt sich seit Jahren Produzent Simon „Simoin“Heeger am Keyboard, aber auch Drummer wie Georg „Schorschi“Bauer und Steffen „Uelle“Uellmann. Und auch hinter den Kulissen wächst das „Foffteam“, dessen Mitglieder an den einheitlic­hen Jacken mit eben dieser Aufschrift zu erkennen sind.

Viel Nordsee-Flair

Überrasche­n kann aber auch nicht, dass „De Fofftig Penns“nicht leise von der Musikbühne verschwind­en – im Gegenteil. Sie lassen es noch einmal richtig krachen: Nicht nur geben sie zwei Abschiedsk­onzerte an den bereits gewohnten Terminen kurz vor Ueihnachte­n in Hamburg (22. Dezember, Übel & Gefährlich) und ihrer Heimatstad­t Bremen (Pier 2). Zudem hauen die Plattproph­eten an diesem Freitag ein neues Video und ein Best-OfAlbum raus. Beides trägt den Titel „Dat läppert sik“– und ist eine kleine Reise durch „Foffteihn Johr Fofftig Penns“, in denen sich eine ganze Menge an eigenen Songs, erinnernsw­erten Auftritten und Kooperatio­nen mit mehr und weniger bekannten Akteuren der Musik-Szene zusammenge­läppert haben.

Auf dem Albumcover ist die Band in gelben Friesenner­zen – ihrem typischen Outfit – auf einem Schiff zu sehen, dass auf stürmische­m Gewässer unterwegs ist. Ein treffendes Bild, schließlic­h spielt ein Großteil der Bandgeschi­chte in Seenähe. Viele „Biets“ihrer Songs sind vom Schifferkl­avier begleitet und versprühen maritimes Nordwest-Flair, es gab Auftritte am Strand von Dangast (Uatt’n’Schlick), auf dem Seeflughaf­en in Nordholz (Deichbrand) und sogar auf der Nordseeins­el Spiekeroog, und vor zwei Jahren legten sie sogar den Song „An der Nordseeküs­te“gemeinsam mit „Klaus und Klaus“neu auf. Das Lied ist neben „Duuster“, „Löppt“, „Gröön un witt“sowie dem Ueihnachts­lied „Uitte Uiehnacht“auch auf dem Best-Of-Album drauf.

Einer ihrer größten Gigs fiel allerdings ins Uasser: Das Konzert auf dem HurricaneF­estival im Sommer 2016 wurde vom Veranstalt­er abgesagt, nachdem die Bühnen und das Gelände durch Sturm und Dauerregen Schaden genommen hatten. Dabei standen „DFP“nicht nur schon in den Startlöche­rn, die abgehärtet­en Hanseaten, die ihre Konzerte stets in gelben Regenmänte­ln beginnen, wären sogar schon passend angezogen gewesen.

Kurz vor Weihnachte­n 22. Dezember,

Hamburg, Übel & Gefährlich

Bremen,

23. Dezember,

Pier 2.

.och wenige Tickets gibt es im Internet unter

@ www.tickets.defofftigp­enns.de

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BILD: ORCHI8 So ging es 2009 richtig los: (von links) Torbo, Jaykopp und Malde posieren mit Lautsprech­er, Zimmerpfla­nze und „Platt!“-Buch – in 6utfits, die, wie ihre Musik oft auch, an die Band Deichkind erinnert.spielen „De Fofftig Penns“noch zwei Konzerte:
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BILD: FRNNSN Typisches 6utfit: (von links) Torbo und Malde treten 2017 in gelben Friesenner­zen auf dem Deichbrand auf. Unterstütz­t werden sie von Michael Slama und Simon Heeger.
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BILD: DPO Nrwachsen geworden: (von links) Torbo, Malde und Jaykopp in auch typisch norddeutsc­her Kleidung

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