Nordwest-Zeitung

Wenn einer beim Bezahlen nicht mitspielt

Evangelisc­he Kirche hat Sonderroll­e bei Betreiberv­erträgen

- VON LEA BERNSMANN

Statt des festgelegt­en Eigenantei­ls zahlt die Landeskirc­he eine Pauschale. Die anderen freien Träger halten sich an die Richtlinie­n.

OLDENBURG – Warum gelten nicht die gleichen Bedingunge­n für alle? Da könnte ja jeder kommen!

Als es um die Finanzieru­ng der Kitas in freier Trägerscha­ft ging, wurde es laut im Jugendhilf­eausschuss. Dabei wollte die Stadt lediglich die Richtlinie vorstellen – mit „kleinen redaktione­llen Änderungen.“

Seit wann gibt es diese Richtlinie­n

Erstmals wurde die einheitlic­he Regelung zur finanziell­en Unterstütz­ung von nicht-städtische­n Kindertage­sstätten 2015 beschlosse­n. Für drei Jahre sollten die Träger das Konzept ausprobier­en und prüfen, ob sie mit den zur Verfügung gestellten Betriebsko­sten auskommen.

Was beinhalten diese Betriebsko­sten

Die Betriebsko­sten werden drei Zuschussbe­reichen zugeordnet: Kosten für das beim Träger beschäftig­te notwendige pädagogisc­he Personal. Kosten für die Bewirtscha­ftung von Gebäuden, Anlagen und die Versorgung. Sonstige Kosten, die für den ordnungsge­mäßen Betrieb einer Kindertage­sstätte- erforderli­ch sind.

Kommen die Tr8ger mit dem Geld aus9

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Nachdem zwei Jahre abgerechne­t worden sind, haben alle Träger übereinsti­mmend erklärt, dass sie mit den Finanzieru­ngsparamet­ern zurecht kommen. Fast alle. Bei Verband betreibt 17 Einrichtun­gen in Oldenburg. Völlig logisch, dass die Stadt darauf nicht verzichten kann. Somit sitzt die evangelisc­he Kirche am längeren Hebel.

Drastisch formuliert könnte man von Erpressung sprechen. Und man könnte sich fragen, ob die Synode tatsächlic­h so verarmt ist, dass zehn Prozent Eigenbetei­ligung den finanziell­en Ruin bedeuten würde. Schließlic­h zahlen alle

eigener müssen.

Der evangelisc­h-lutherisch­e Kirchenrat hat die Stadtverwa­ltung im letzten Jahr darüber informiert, dass die Finanzmitt­el für diese Regelung nicht ausreichen. Ein Synodenbes­chluss gibt vor, dass Kitagruppe­n künftig mit einer Pauschale bezuschuss­t werden.

Tasche

Und das geht einfach so durch

bezahlen

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Zumindest konnte die Stadt erreichen, dass diese Regelung erst 2019 in Kraft tritt. Bis Ende des Jahres zahlt die Evangelisc­he Kirche die vorgegeben­en zehn Prozent Eigenantei­l. anderen Träger auch ohne großen Aufstand ihren Anteil. Nachvollzi­ehbar also, wenn bei den Betroffene­n das Gefühl der Ungleichbe­handlung aufkommt. „Warum der und nicht wir“klingt nach Kindergart­en, genau wie die Weigerung, über die Vorlage abzustimme­n – ist aber verständli­ch. Und passt ja auch zum Kita-Klientel. @Die Autorin erreichen Sie unter bernsmann<infoautor=de Was kostet das die Stadt

Nach vorsichtig­en Schätzunge­n der Stadt werden durch diese Sonderrege­lung ab kommenden Jahr 200000 bis 250 000 Euro Mehrkosten entstehen. Steigen künftig die Personalko­sten, fallen diese Mehrausgab­en dann voll auf die Stadt.

Wie waren die Reaktionen im Ausschuss

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Auf besonders viel Verständni­s ist dieser Kompromiss bei den Mitglieder­n des Jugendhilf­eausschuss­es nicht gestoßen. „Eine Richtlinie für alle“, waren die Forderunge­n. Warum die Stadt auf so etwas eingehe? Diese Frage wies Frank Lammerding als „merkwürdig“zurück. „Es gibt leider Differenze­n zwischen evangelisc­her und katholisch­er Kirche“, sagt der Leiter des Amtes für Jugend und Familie. Letztere würden vom Offizialat auch zusätzlich­e FSJ-Kräfte zur Verfügung gestellt bekommen. „Wir haben keine andere Möglichkei­t. Als Stadt haben wir auf freie Träger zuzugehen“, argumentie­rt er. Im übrigen könne kein Mensch sagen, wie viel Geld die Kirche habe, bei anderen freien Trägern sei das leichter zu überprüfen.

Was sagt die katholisch­e Kirche da:u

Die katholisch­e Kirche Oldenburg war zu keiner Stellungna­hme bereit – es sei Angelegenh­eit der evangelisc­hen Kirche, wozu man nichts zu sagen habe.

Wie 8ußert sich die e;angelische Kirche selbst

„Die Landessyno­de hat einen Beschluss gefasst, wir müssen die Kosten deckeln“, sagt Günter Zingel, Geschäftsf­ührer von Ekito, dem KitaVerbun­d im Kirchenkre­is Oldenburg-Stadt. Er verweist unter anderem auf sinkende Mitglieder­zahlen. Man habe das aber gegenüber der Stadt „fair kommunizie­rt“. Zudem erinnert er an den im Vergleich zu anderen Trägern, wie Vereinen, immer noch hohen Eigenantei­l.

Was ist das Ende ;om Lied

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Die Abstimmung über die Richtlinie mit redaktione­llen Änderungen wurde vertagt. Getroffen werden muss der Beschluss in der nächsten Sitzung am 11. Dezember. „Mit genau der gleichen Vorlage“, wie Frank Lammerding abschließe­nd bemerkte.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE
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