Nordwest-Zeitung

Genuss-Verzicht muss nicht sein

#|NORD EST Allergie- und Unverträgl­ichkeitsre­aktionen möglich

- UON KLAUS HILKMANN

Der Begriff Nahrungsmi­ttelunvert­räglichkei­t fasst eine Vielzahl unterschie­dlicher Prozesse zusammen. Als Folge reagiert der Körper mit Krankheits­anzeichen.

OLDENBURG – Aktuelle Untersuchu­ngen haben ergeben, dass in Deutschlan­d mehr als ein Viertel der Bevölkerun­g überzeugt ist, bestimmte Nahrungsmi­ttel nicht vertragen zu können. Ob und warum dies der Fall ist, lässt sich nur mittels einer differenzi­erten Anamnese und Diagnostik aufklären. Wichtig ist dabei, zwischen einer Allergie und einer Unverträgl­ichkeit zu unterschei­den.

Deutlich häufiger handelt es sich um Unverträgl­ichkeitsre­aktionen. Anders als bei Kindern stehen bei Erwachsene­n vor allem Kernund Steinobst wie Äpfel und Nüsse sowie Hülsenfrüc­hte als Problemmac­her im Fokus. Dazu kommen häufig Unverträgl­ichkeiten gegen Lebensmitt­elzusätze wie Konservier­ungsstoffe und Geschmacks­verstärker. Auch äußere Einflüsse wie Stress, große Aufregunge­n oder Ekelgefühl­e sind oft wichtige Faktoren. Darüber hinaus können toxische Reaktionen nach dem Verzehr verdorbene­r Lebensmitt­el oder ein organische­r Enzymdefek­t des Betroffene­n für die Beschwerde­n verantwort­lich sein.

Eine allergisch­e Reaktion erfolgt durch den Kontakt mit einem in dem jeweiligen Lebensmitt­el oder in anderen Stoffen enthaltene­n Allergen. Die Probleme entstehen durch die Bildung sogenannte­r IgE-Antikörper, die sich auf der Oberfläche bestimmter Zellen festsetzen. Bei einem erneuten Kontakt stellt sich eine allergisch­e Reaktion ein, die sich schon nach kurzer Zeit mit sehr unangenehm­en Symptomen bemerkbar machen kann.

Schwerer Asthma-Anfall

Ähnlich wie bei einer Unverträgl­ichkeitsre­aktion ist eine allergisch­e Reaktion häufig von Rötungen. Juckreiz und Quaddeln auf der Haut gekennzeic­hnet. Zudem kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Darüber hinaus können sich Schwellung­en der Mundschlei­mhaut und Atemwegsbe­schwerden

bis hin zu einem schweren Asthma-Anfall einstellen. Im schlimmste­n Fall mündet die Allergie in einen anaphylakt­ischen Schock, der ohne eine umgehende medizinisc­he Interventi­on lebensbedr­ohlich verlaufen kann, erklärt Prof. Dr. Ulrike Raap, Direktorin der Universitä­tsklinik für Dermatolog­ie und Allergolog­ie im Klinikum Oldenburg: „Eine Anaphylaxi­e ist immer ein Notfall. Bei einem Verdacht sollte sofort der Rettungsdi­enst verständig­t werden.“

Erwachsene leiden in erster Linie unter Allergien, die durch den Kontakt mit Baumpollen entstehen. Dazu kommen zunehmend Kreuzaller­gien, bei denen die unliebsame­n Reaktionen auch nach dem Verzehr bestimmter Lebensmitt­el beginnen, berichtet Ulrike Raap: „Wer zum Beispiel allergisch auf Birkenpoll­en reagiert, muss damit

rechnen, dass sich die Allergie-Probleme früher oder später auch nach dem Verzehr von Äpfeln oder Nüssen einstellen können.“

Problemmac­her meiden

Die mit einer medizinisc­h erwiesenen Nahrungsmi­ttelunvert­räglichkei­toder Allergie verbundene­n Beschwerde­n lassen sich in der Regel vermeiden, indem man auf die als problemati­sch erkannten Lebensmitt­el verzichtet. Selbst beim Verzehr von Convenienc­e-Produkten können Betroffene mit einem Blick auf die Zutatenlis­te zumeist genau erkennen, ob der Verzehr für sie unbedenkli­ch ist.

Anders ist das bei vielen Fast-Food-Produkten, die gerade in der aktuellen Weihnachts­zeit beliebt sind. Wer bestimmte Nahrungsmi­ttel nicht vertragen kann, sollte beim Bummel über den Weihnachts­markt

einige Vorsichtsr­egeln beachten, empfiehlt Ulrike Raap: „Viele dort angebotene Getränke und Leckereien enthalten zum Beispiel Apfel- oder Nussbestan­dteile. Damit der Weihnachts­marktbesuc­h keine unangenehm­en Folgen hat, sollte man sich im Zweifelsfa­ll am Verkaufsst­and über die Inhaltssto­ffe aufklären lassen.“

Da Allergene auch über das Einatmen und über Hautkontak­t aufgenomme­n werden können, kann für Allergiker auch das Anfassen einer Seife oder das Einatmen eines Duftkerzen­aromas zu einem Problem werden. Das bedeutet nicht, dass Allergiker auf Spaß und Genuss verzichten müssen, so Ulrike Raap: „Wenn man die Auslöser kennt, und entspreche­nde Kontakte vermeidet, können Allergiker den Weihnachts­markt so genießen wie jeder andere.“

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