Mit viel Geschick und Kreativität
Sabrina Roth bietet auch Kurse an – seltenes Handwerk in vierter Generation
Die urige Zinkwanne ist noch wie vom Großvater, das Wissen auch. „Darin müssen die Weiden weichen; je nach Sorte und Stärke, mit oder ohne Rinde zwischen mehreren Stunden bis zu drei Wochen“, erklärt Sabrina Roth in ihrer Oldenburger Werkstatt kreuz und quer die Voraussetzung für die spätere Verarbeitung. Aufgewachsen in einer Korbmacherfamilie in der Nähe von Heilbronn erlernte sie schon früh das Flechthandwerk in der Werkstatt ihres Großvaters. „Die Weiden dafür standen auf einer Wiese in der Nähe des Hauses, genug um damit die Körbe der Bauern zu reparieren und Neues anzufertigen. Obwohl man sagen muss, dass so ein Weidenkorb eigentlich richtig lange.“
Weide ist nicht gleich Weide
Doch Weide ist nicht gleich Weide. Rund 300 Arten gibt es weltweit, die sich in ihren Eigenschaften teils deutlich unterscheiden. Hauptanbaugebiete für die deutschen Großhändler sind Polen und Spanien, die Haupternte ist jetzt im Dezember. Danach müssen die Ruten zunächst komplett durchtrocknen, wobei sie etwa 30 Prozent ihres Volumens verlieren und so nach dem späteren Wässern ihre volle Biegsamkeit für ein stabiles Geflecht entfalten.
Immaterielles Kulturerbe
Obwohl Sabrina Roth mit dem Fertigen von Körben, Schalen und Korbmöbeln aufgewachsen ist, entdeckte sie erst Jahre später ihre Leidenschaft für das Handwerk wieder. „Nach dem Besuch eines Korbmachermarktes musste ich mich selbst sofort ans Werk machen und war ganz überrascht, wie leicht mir das noch immer von der Hand ging: Jeder Griff saß“, freut sich die 54-Jährige, die das Handwerk damit in vierter Generation betreibt und inzwischen auch Mitglied im bundesweiten Verein Flechtwerk e.V. ist. Um noch mehr Wissen zu sammeln, zog es die Autodidaktin häufig nach Dänemark, wo das traditionelle Flechten, das in Deutschland übrigens 2016 in die UnescoListe des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, auch mit modernen Aspekten gepflegt wird. In zahlreichen Workshops hat sie die unterschiedlichsten Techniken erlernt.
Nachhaltige Werkstücke
Seit 2001 lebt Kunsthistorikerin Sabrina Roth, die auch als Museumspädagogin tätig ist, in Oldenburg. Hier hat sie schon vor einigen Jahren angefangen, Kurse im Flechten zu geben, wobei ihr nicht nur das Handwerk an sich am Herzen liegt, sondern auch der künstlerische Aspekt. Daher entstehen in ihrer Werkstatt nicht nur klassische Körbe, Taschen, Schalen und Stühle, die sie übrigens auf Anfrage auch restauriert, sondern auch allerlei Dekoratives aus Papier und anderen Recyclingmaterialien. „Der Trend geht zu Naturmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen“, so Sabrina Roth, die sich bereits im Rahmen des Oldenburger Repair-Cafés für die Wertschätzung von Einkaufskörben und damit das Vermeiden von Plastiktüten eingesetzt hat.
Bei Interesse an Kursen bitte melden bei Sabine Rothe unter Tel. 0441/3906578 oder SabrinaRoth@gmK.de Europaweit befindet sich die einzige Schule für die dreijährige Ausbildung zum Flechtwerkgestalter (so die heutige Bezeichnung des einstigen Korbmachers) im oberfränkischen Lichtenfels. Hier kann man sowohl die Gesellenprüfung ablegen als auch seinen Meister machen. Neben Geschick sind auch Kreativität und Fantasie gefragt. Vermittelt werden vielseitige handwerkliche und gestalterische Fertigkeiten sowie wesentliche Grundlagen aus Gestaltung, Produkt- und Möbeldesign.
@ www.faszination-flechten.de