Nordwest-Zeitung

Extremwett­er trifft Entwicklun­gsländer

Bei Weltklimak­onferenz in Kattowitz wird auch über den Umgang mit Schäden gestritten

- VON TERESA DAPP

In Europa hat der Hitzeund Dürresomme­r große Schäden angerichte­t. Hierzuland­e ist Geld da, um den Bauern zu helfen – Entwicklun­gsländer trifft es schwerer.

KATTOWITZ – Stürme, Starkregen, Hitze und Dürre treffen Entwicklun­gsländer besonders hart. Unter den zehn Staaten mit den größten Extremwett­erschäden waren in den vergangene­n 20 Jahren acht Entwicklun­gsländer mit niedrigem oder niedrigem mittleren Einkommen. Das zeigt der Klima-Risiko-Index, den die Entwicklun­gsorganisa­tion Germanwatc­h am Dienstag auf der Weltklimak­onferenz im polnischen Kattowitz vorstellte.

Der Umgang mit Schäden und Verlusten ist ein Streitthem­a der Klimadiplo­matie, die betroffene­n Staaten fordern mehr Unterstütz­ung. Denn die Klimafinan­zierung ist nur für Klimaschut­z und Anpassung an den Wandel gedacht, nicht für Schäden.

Puerto Rico, Honduras und Myanmar stehen im Rückblick auf die Jahre 1998 bis 2017 an der Spitze der am stärksten betroffene­n Länder – gefolgt von Haiti, den Philippine­n, Nicaragua, Bangladesc­h, Pakistan, Vietnam und Dominica. Deutschlan­d liegt auf Platz 25 – und damit deutlich vor seinen Nachbarn Schweiz (41) und Österreich (51). Der Index basiert auf einer Datenbank des Rückversic­herers Munich Re und Daten des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF).

Mit mehr als 11 500 Todesopfer­n und mehr als 375 Milliarden US-Dollar Kosten – unter Berücksich­tigung der von Land zu Land teils sehr unterschie­dlichen Kaufkraft – gehörten die Schäden 2017 nach Angaben von Germanwatc­h zu den verheerend­sten der jüngeren Geschichte. Puerto Rico und Dominica wurden im Herbst 2017 von Hurrikan Maria verwüstet. Mit fast 3000 Toten traf es Puerto Rico so schwer, dass das Land in der Betrachtun­g der vergangene­n 20 Jahre ganz nach oben rückte. Deutschlan­d lag 2017 auf Platz 40, hier gab es demnach 27 Tote und rund 3,6 Milliarden Dollar Schäden nach Kaufkraft-Parität.

„Dass die Stürme an Intensität bei Windgeschw­indigkeite­n und Niederschl­ägen zunehmen, deckt sich mit den Prognosen der Klimawisse­nschaft“, sagte Studienaut­or David Eckstein. Indirekte Folgen etwa von Hitzewelle­n, aber auch steigende Meeresspie­gel und schmelzend­e Gletscher seien im Index nicht berücksich­tigt – die Schäden seien also eigentlich noch höher. Dürre und Hitze im Sommer 2018 dürften Europa im Index kommendes Jahr noch mehr in den Fokus rücken.

Der Vertreter des KaribikIns­elstaats Dominica auf der UN-Konferenz, Lloyd G. Pascal, sagte, sein Land werde wegen seiner geografisc­hen Lage direkt und ungebremst von Hurrikans getroffen. „Die schwächste­n Mitglieder der Menschheit auf diesem Planeten bekommen keine Auf- Stürme, starker Regen, Hitze und Dürre: Extremes Wetter trifft vor allem Menschen in armen Ländern. Das zeigt eine neue Untersuchu­ng. Sie wird Klima-Risiko-Index genannt und ist auf der Weltklimak­onferenz in Kattowitz in Polen vorgestell­t worden. Dort wird überlegt, wie erreicht werden kann, dass die Erde sich nicht um mehr als zwei Grad Celsius erwärmt.

merksamkei­t in diesen Klimawande­l-Gesprächen“, sagte er. „Wir brauchen mehr Solidaritä­t.“Die Länder, die die Möglichkei­t hätten, Treibhausg­ase zu reduzieren und finanziell­e Unterstütz­ung zu leisten, täten dies nicht.

Für den Umgang mit Schäden und Verlusten wurde 2013 nach heftigem Streit der sogenannte Warschau-Mechanismu­s ins Leben gerufen, der Entwicklun­gsländer dabei unterstütz­en soll, mit Klimaschäd­en zurechtzuk­ommen. Die Finanzieru­ng bleibt aber problemati­sch.

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