Nordwest-Zeitung

Paris setzt Steuererhö­hung aus

Energiestr­eit soll im Frühjahr entschiede­n werden

- VON VIOLETTA HEISE UND CHRISTIAN BÖHMER

PARIS – Nach Krawallen und Massenprot­esten der „Gelbwesten“setzt die französisc­he Regierung geplante Steuererhö­hungen auf Benzin und Diesel für sechs Monate aus. „Keine Steuer rechtferti­gt es, die Einheit der Nation zu gefährden“, sagte Premiermin­ister Édouard Philippe in einer Fernsehans­prache.

Der Regierungs­chef kündigte zudem an, dass die Tarife für Elektrizit­ät und Gas während des Winters nicht angehoben werden sollen. Auch eine Verschärfu­ng der technische­n Überprüfun­g von Autos mit strikteren Umweltvors­chriften werde für sechs Monate auf Eis gelegt.

Philippe forderte, dass neue Proteste friedlich verlaufen müssten. „Der Innenminis­ter wird alle Mittel bereitstel­len, damit Gesetz und Ordnung respektier­t werden.“ Ruderte zurück: Frankreich­s Premiermin­ister Édouard Philippe.

Am Wochenende hatten sich Demonstran­ten in der Hauptstadt Straßensch­lachten mit der Polizei geliefert. Beobachter sprachen von bürgerkrie­gsähnliche­n Szenen. Für diesen Samstag riefen die „Gelben Westen“bereits zu erneuten Protesten auf.

Die Mitte-Regierung und Frankreich­s soziallibe­raler Staatschef Emmanuel Macron waren aufgrund der Proteste der „Gelben Westen“in den vergangene­n Wochen immer stärker unter Druck geraten. Seit Mitte November kommt es im ganzen Land immer wieder zu Straßenblo­ckaden und Demonstrat­ionen.

Die Wut der Protestbew­egung hatte sich an den für Januar geplanten Steuererhö­hungen auf Kraftstoff­e entzündet, die Macron und seine Regierung im Zuge einer Ökoreform durchsetze­n wollten. Der massive Protest richtet sich aber auch ganz allgemein gegen die Reformpoli­tik Emmanuel Macrons, der von vielen als „Präsident der Reichen“angesehen wird.

An diesem Mittwoch wird die Regierung unter Macrons Vorsitz zusammenko­mmen. Wie die Nationalve­rsammlung mitteilte, soll es am Nachmittag eine Regierungs­erklärung geben. Danach ist eine Abstimmung über die Erklärung geplant. Die Präsidente­npartei La République En Marche (LREM) und Verbündete haben eine breite Mehrheit im Unterhaus.

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DPA-BILD: DOPPAGNE

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