Nordwest-Zeitung

Monsterjag­d

- VON ALEXANDER WILL

D as Treffen der Euro-Finanzmini­ster wirkte wie typische Routine. War es aber nicht. Die Minister haben nämlich in aller Eile eine finanziell­e Megakanone geladen, mit der sie den Angriff eines Krisen-Monsters abzuwehren gedenken, das sein hässliches Haupt bereits an der nächsten Ecke zeigt. Das wird nicht gelingen.

Ist man ehrlich, dann ist die Schuldenla­ge der Euro-Staaten nämlich längst außer Kontrolle. Elf von 19 reißen die Kriterien der Stabilität­sverträge. Sieben stehen mit ihrer gesamten jährlichen Wirtschaft­sleistung in der Kreide oder haben sogar noch höhere Schulden aufgetürmt. Niemals werden diese Länder zu soliden Verhältnis­sen zurückfind­en.

Zudem hält die EZB durch Nullzinsen und ihr AnleihenKa­ufprogramm die Zombie-Haushalte nicht nur dieser Schuldenkö­nige künstlich am Leben. Geld wird ohne Grenzen aus dem Nichts geschaffen, Staaten sind süchtig danach. Die Nullzinspo­litik produziert unterdesse­n Blasen am Aktienund Immobilien­markt, weil man ja für sein Geld keine Zinsen mehr bekommt. Die Milliarden von der EZB müssen auch noch irgendwo untergebra­cht werden. Gleichzeit­ig zieht die Inflation an. Das entlastet die Staaten – wer als Einzelner aber auf Einkünfte aus Arbeit angewiesen ist, oder Erspartes besitzt, verliert in diesem Spiel. Blasen sind darüber hinaus noch immer geplatzt, und den europäisch­en Banken geht langsam die Puste aus. Im Explosions­fall wollen die Europäer die Banken nun mit superschne­ll verfügbare­n Milliarden­fluten löschen – also mit exakt dem Werkzeug, das verantwort­lich für die Misere ist. Rational geht anders.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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ZEICHNUNG: HORST HAITZINGER
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