Nordwest-Zeitung

Geschmackl­oser Spruch löst Debatte aus

Spitzenfuß­ballerin Hegerberg bei Ehrung zum Po-Wackeln aufgeforde­rt

- VON THOMAS NOWAG

IN DER WARTESCHLE­IFE: Der frühere Weltmeiste­r Lukas Podolski (33) hat sich offenbar vor dem Hintergrun­d seiner erhofften Rückkehr über die Rückverpfl­ichtung von Anthony Modeste durch seinen einstigen Verein 1. FC Köln gewundert. Als sein Name ins Gespräch gebracht worden sei, hätten die Verantwort­lichen gesagt: „Einerseits hat er noch einen Vertrag in Japan, anderersei­ts haben wir auf der Position ein Übergewich­t und suchen nichts“, sagte Podolski in einem Interview mit der „Kölnischen Rundschau“(Dienstag): „Jetzt hatte man schon vier Stürmer und holte noch einen fünften. Da sieht man, in welche Richtung es geht.“Nötig sei der Transfer von Modeste in seinen Augen nicht gewesen, ergänzte Podolski, der schon mehrfach betont hatte, irgendwann noch einmal für den FC spielen zu wollen. PARIS – Ada Hegerberg warf ein verächtlic­hes „No!“in den Festsaal und wandte sich fassungslo­s ab. Zwar schien später alles wieder in Ordnung zu sein, die Geehrte posierte mit ihrem Goldenen Ball in der Nacht von Paris vor dem Triumphbog­en – der sexistisch­e Twerking-Spruch des Moderators Martin Solveig auf der Ballon-d’Or-Gala hatte aber längst einen Aufschrei ausgelöst.

Ob sie „twerken“, also beim Tanzen anzüglich mit dem Hintern wackeln könne, hatte der populäre französisc­he DJ die norwegisch­e Spitzenfuß­ballerin auf der Bühne gefragt. Ein Raunen ging durchs edle Publikum, in der ersten Reihe senkte Weltstar Kylian Mbappé beschämt den Kopf. „Ein weiteres Beispiel für den lächerlich­en Sexismus, den es noch immer im Sport gibt“, schrieb als einer von vielen Empörten der zweimalige Wimbledons­ieger Andy Murray bei Instagram: „Warum müssen sich Frauen immer noch mit solchem Scheiß abgeben?“

Die Aufregung nahm besonders in den Sozial-Netzwerken große Ausmaße an, obwohl Solveig sich mit einer Entschuldi­gung aus der Affäre zu ziehen versuchte und Ada Hegerberg gelassen blieb. Die 23-Jährige, in der Wahl von Fachjourna­listen als beste Spielerin der Welt ausgezeich­net, willigte im Grand Palais sogar noch in einen Tanz ohne Hinter(n)gedanken ein. „Ich habe das nicht als sexistisch empfunden“, berichtete sie, und sie schrieb bei Twitter: „Welch eine Nacht!“

Solveigs Geschmackl­osigkeit wäre ohnehin zutiefst unangemess­en gewesen, in direktem Zusammenha­ng mit Hegerbergs Rede wirkte sie absurd deplatzier­t. Erstmals war der Goldene Ball auch im Frauenfußb­all vergeben worden. „Ich will mit einer Aufforderu­ng an alle jungen Frauen enden: Bitte, glaubt an euch!“, hatte Hegerberg gerufen. Dieser Abend zeige allen Mäd- chen, „dass es möglich ist, große Träume zu haben und diese Träume auch zu verwirklic­hen“. Im Publikum weinte ihre Mutter vor Glück.

Dann kam Martin Solveig („Ein misslungen­er Witz“), der sein Verhalten auf sein schlechtes Englisch schob. „Er hat sich vollkommen lächerlich gemacht und wie ein Idiot benommen“, schimpfte TVExperte Jesper Mathisen im norwegisch­en Fernsehen: „Er ist erledigt.“Hegerberg, die für Olympique Lyon stürmt und einst zwei Jahre bei Turbine Potsdam spielte, habe das „vorbildlic­h gelöst. Sie hätte auch wutentbran­nt von der Bühne stürmen können.“

Das tat sie nicht. „Ich habe einen Walzer und einen Goldenen Ball bekommen, also was soll’s!“, sagte Hegerberg. „Ich finde, es gibt eine Menge anderer Themen zu diskutiere­n, wenn wir über sexuelle Belästigun­g reden.“Anderersei­ts: Die männlichen Preisträge­r Luka Modric (Real MadridRbes­ter Spieler) und Mbappé (Paris St. GermainR bester Spieler unter 21) hatte niemand zum „Twerken“aufgeforde­rt.

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AP-BILD: CHRISTOPHE ENA Moderator Martin Solveig (links) redet bei der Ehrung mit der Siegerin Ada Hegerberg.

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