Nordwest-Zeitung

Kindsköpfe

Wie der Streit um den Präsidente­n den gesamten Verein Hannover 96 entzweit

- VON KRISTOF STÜHM

Der Kampf um die Mac.t bei Hannover 96 erreic.t die näc.ste Stufe. Es ge.t um alles – nur nic.t ums Sportlic.e.

HANNOVER – Der Trainer angeschlag­en, die Mannschaft am Abgrund – und der Club heillos zerstritte­n: Mitten in der sportliche­n Krise hat der Machtkampf bei Hannover 96 eine neue Eskalation­sstufe erreicht. Der Club-Vorstand um Präsident Martin Kind lehnt eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g ab, obwohl die Opposition dafür genügend Stimmen gesammelt hatte.

Die Interessen­gemeinscha­ft „Pro Verein 1896“, die auf der Mitglieder­versammlun­g die der Kind-Linie folgenden Aufsichtsr­äte Veronika von Lintel, Michael Beck und Valentin Schmidt abberufen wollte, bringt nun ihre Anwälte in Stellung. Der Vorstand um Kind verstoße „zum wiederholt­en Male gegen die Satzung des Vereins und geltendes Recht“, teilte die Organisati­on mit, es zeige „sich erneut der mangelnde Respekt des Vorstands vor den Vereinsmit­gliedern und der Vereinssat­zung.“

Mit der nun geplatzten Mitglieder­versammlun­g wollte „Pro Verein 1896“Kind in seinem Ringen um die Allmacht bei 96 stoppen – durch die Installati­on von drei neuen Aufsichtsr­äten, die gegen Kinds Antrag auf eine Ausnahmege­nehmigung bei der so genannten 50+1-Regel sind. Obwohl 1271 gültige Stimmen für die außerorden­tlich Mitglieder­versammlun­g abgegeben worden waren – nötig wären 1145 gewesen – lehnte der 96-Vorstand den Antrag ab. „Dazu wurde der Rat mehrerer Juristen eingeholt“, teilte der Verein mit, die Entscheidu­ng sei „auf Basis eines unabhängig­en Rechtsguta­chtens“getroffen worden.

Den Vorwurf, dass Kind die Mitglieder­versammlun­g bis zur Entscheidu­ng des Schiedsger­ichts der Deutschen Fußball Liga (DFL) über seinen Ausnahmean­trag zu 50+1 verhindern will, wies der 74-Jährige zurück: „Das hat nichts miteinande­r zu tun.“

96 nannte vier Gründe, warum der Antrag abgelehnt wurde. Unter anderem fehle die „Eilbedürft­igkeit“, weil die ordentlich­e Mitglieder­versammlun­g schon lange auf den 23. März 2019 terminiert ist. Außerdem seien Ab- und Neuwahl der Aufsichtsr­äte nicht bei einer Versammlun­g möglich, 96 müsste daher „in zweieinhal­b Monaten insgesamt drei (!) Mitglieder­versammlun­gen abhalten. Das ist für Mitglieder weder vertretbar noch zumutbar“, hieß es. Kind steht nach der Mitglieder­versammlun­g im März nach 20 Jahren nicht mehr als Clubvorsta­nd zur Verfügung.

Die eskalieren­de Schlammsch­lacht kommt für Hannover sportlich gesehen zur Unzeit. Es wäre „gut und hilfreich, wenn die Reihen geschlosse­n sind“, hatte Manager Horst Heldt zuletzt gesagt: „Aber wenn das nicht möglich ist, ist das eine Situation, die man annehmen muss.“Allerdings gelingt dies dem Team von Trainer Andre Breitenrei­ter nicht, nach vier Niederlage­n aus den letzten fünf Spielen sind die Niedersach­sen nur noch Tabellenvo­rletzter. In Mainz muss Breitenrei­ter am Sonntag wohl gewinnen, sonst gerät sein Job ernsthaft in Gefahr. Er könne in dieser prekären Situation niemandem einen „Freifahrts­chein“ausstellen, sagte Heldt.

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DPA-BILD: PETER STEFFEN Im Mittelpunk­t aller Diskussion­en: Hannover-Präsident Martin Kind

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