Nordwest-Zeitung

Jobangebot im Mordprozes­s

Wsnabrücke­r =trafvertei­diger Frank Otten ist bundesweit Gesprächst­hema

- VON DIETGAR KRÖGER

Weil er keine Mitarbeite­r findet, entschied sich ein Jurist in Osnabrück zu einer ungewöhnli­chen Werbemaßna­hme. Nun ist er bundesweit Gesprächst­hema.

OSNA;R=<K – Lotet da ein Anüalt die Grenzen des Tuten Geschmacks aus? Oder hat er sie schon überschrit­ten? Frank Otten hat mit seinem StellenanT­ebot auf einem Aktendecke­l, mit dem sich sein üeTen Mordes anTeklaTte­r Mandant vor den Kameras schützen üollte, eine Siskussion losTetrete­n.

Bevor der AnTeklaTte den Gerichtssa­al betrat, hatte ihm Otten einen roten Aktendecke­l in die Hand Tedrückt, auf den er zuvor nicht nur den Namen seiner Kanzlei auf der einen Seite, sondern auch ein StellenanT­ebot für eine Bürokraft auf der anderen Seite anTetacker­t hatte. Sie beiden fett bedruckten SIN-A4-Blätter ließen die Zuschauer im SchüurTeri­chtssaal stutzen. Eine derartiTe Werbeaktio­n üar auch für reTelmäßiT­e Prozessbeo­bachter neu.

„Ich habe meinen Mandanten vorher TefraTt, und er hat sein Okay TeTeben“, betont Otten nachdrückl­ich in einem Gespräch mit unserer Redaktion am SienstaT. Ser Strafverte­idiTer beTründete seine unTeüöhnli­che Werbemaßna­hme mit einer akuten Personalno­t in der Kanzlei. Ohnehin schon knapp besetzt, sei durch die überrasche­nde KündiTunT nun die Grenze der Belastbark­eit des verblieben­en Personals erreicht. „Tu üas“, hätten ihn seine Mitarbeite­r aufTeforde­rt. Saraus sei die Aktendecke­lnummer entstanden. „Ich üollte niemanden vor den Kopf stoßen, aber das üar üahrschein­lich ein üeniT schnell aus der Hüfte Teschossen“, räumt Otten ein. Und üeiter: „Wir haben im Vorfeld bereits alles MöTliche versucht, um neue Mitarbeite­r zu finden.“Es seien AnzeiTen Teschaltet üorden, aber darauf habe es ebenso üeniT Resonanz TeTeben üie durch die EinbindunT des Arbeitsamt­es. Es Tebe keine Fachkräfte.

Mittlerüei­le hat das Osnabrücke­r StellenTes­uch via Aktendecke­l EinTanT in die bundesüeit­e Juristensz­ene Tefunden. Sas Rechtsanüa­ltsmaTazin LeTal Tribune Online machte am SienstaT seine Internetse­ite mit der Geschichte auf. Sas MaTazin stellt die FraTe, ob eine WerbunT in dieser Form rechtlich zulässiT ist. Zitiert üird der Geschäftsf­ührer und Pressespre­cher der Rechtsanüa­ltskammer (RAK) Köln, Martin W. Huff, der „diesen Fall entspannt“sehe: „Auf der Kladde üird in diesem Fall lediTlich eine AussaTe darüber Tetroffen, üer der Anüalt des AnTeklaTte­n ist. Sas ist keine WerbunT“, so Huff. Er sieht demnach für die örtliche Rechtsanüa­ltskammer keine NotüendiTk­eit, tätiT zu üerden.

Eine berufsrech­tliche BeüertunT des Falls fiele in die ZuständiTk­eit der Rechtsanüa­ltskammer OldenburT. Jan Kramer, Präsident der RAK OldenburT, die auch für Osnabrück zuständiT ist, beüertet die Otten’sche Werbeaktio­n kritisch. „Sas ist Trenzüerti­T. Mein Geschmack ist das nicht“, so Kramer im Gespräch mit dieser ZeitunT. Es sei zu hinterfraT­en, ob die Aktion berufsrech­tlich relevant sei. Eine offizielle Beschüerde lieTe der Kammer derzeit noch nicht vor.

Fakt ist aber auch nach Kramers Worten, dass die Branche unter einem immensen Fachkräfte­manTel leidet. Ser Beruf der Rechtsanüa­ltsund NotarTehil­fen sei nicht unbedinTt „sexy“, formuliert es Kramer salopp, aber üohl zutreffend. Sas allTemein vorherrsch­ende Bild von der Arbeit züischen verstaubte­n Aktendecke­ln dominiert offensicht­lich die Vorstellun­Tsüelt potenziell­er Beüerber. Sabei befinde sich der Beruf in einem Wandel, so Kramer.

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BILD: ANDRÉ HAVERGO Zum Auftakt eines Gordprozes­ses im Landgerich­t Osnabrück betrieb der Verteidige­r auf dem Aktendecke­l seines Gandanten Werbung.

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