Nordwest-Zeitung

Deutsche sollen mehr Autos in USA bauen

Schlüssel zu geringerem Handels-Defizit – Gipfel mit Konzernche­fs im Weißen Haus

- VON HANNES BREUSTEDT

Die deutschen Hersteller haben große Sorgen: Lassen sich drohende USZölle abwenden?

WASHINGTON – US-Handelsmin­ister Wilbur Ross hat die deutschen Autobauer in Washington zu mehr Produktion in den USA aufgeforde­rt. Ziel sei es, das US-Handelsdef­izit mit Deutschlan­d bei Autos und Autoteilen zu senken, sagte Ross dem Finanzsend­er CNBC am Dienstag. Das gehe „hoffentlic­h mit erhöhter Produktion in den Vereinigte­n Staaten“einher.

Und der Minister schaute nach vorn: Wichtig sei es, einen großen Teil der künftigen Elektroaut­oproduktio­n in die Staaten zu bekommen, sagte Ross.

„Unser Handelsdef­izit bei Autos und Autoteilen mit Deutschlan­d beträgt rund 30 Milliarden US-Dollar“, sagte der Minister. „Das ist fast die Hälfte unseres gesamten Handelsdef­izits mit Europa.“Wenn die USA das Defizit mit Autos und Zulieferte­ilen nicht in Ordnung brächten und das Handelsdef­izit mit China, dann werde man nicht weit kommen, unterstric­h Ross die Wichtigkei­t der Branche für die Absichten der Regierung von US-Präsident Donald Trump.

Am Dienstagab­end wurden Daimler-Chef Dieter Zetsche und der VW-Vorstandsv­orsitzende Herbert Diess zu einem Treffen mit Ross und dem Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer im Weißen Haus erwartet. BMW wurde von Finanzchef Nicolas Peter vertreten, Vorstandsc­hef Harald Krüger kam nicht. Ob Trump selbst zugegen sein würde, war am frühen Dienstagab­end noch nicht klar.

Die Ausgangspo­sition des Gesprächs: Trotz der jüngsten Annäherung zwischen den USA und China geht das Zittern vor weiteren Eskalation­en im Handelsstr­eit weiter. In Deutschlan­d und der EU sorgt vor allem die Drohung von US-Präsident Donald Trump, hohe Zölle auf Autos zu verhängen, für Nervosität.

Für die deutschen Autobauer wäre dies eine immense Belastung. Die Manager wollten Vertreter der US-Regierung deshalb milde stimmen, indem sie die Bedeutung der Konzerne für die dortige Wirtschaft verdeutlic­hen. VW, BMW und Daimler betreiben große Fabriken in den USA und haben ihre Produktion dort in den vergangene­n Jahren kräftig ausgebaut. Hervorgeho­ben werden auch künftige Investitio­nen. BMW hatte zuletzt schon betont, wieder die Option für eine Motorenfab­rik in den USA zu prüfen.

Trump twitterte deshalb bereits am Donnerstag: „Autokonzer­ne streben in die USA, inklusive BMW, das jüngst ein neues Werk angekündig­t hat.“Zugleich machte VW Trump weiter Hoffnung auf eine Produktion­sstätte für E-Autos.

In Washington ist zu hören: Das auf Einladung von Washington anberaumte Treffen sei für die US-Regierung eine Möglichkei­t, im Handelsstr­eit über Bande Druck auf die Verhandlun­gspartner in Deutschlan­d und Europa auszuüben. Präsident Trump hoffe, dass die deutschen Autobauer die Regierung über ihre Lobby in Berlin drängen, die transatlan­tischen Gespräche über einen Handels-Deal zwischen der EU und den USA zu beschleuni­gen, sagte ein US-Vertreter dem „Wall Street Journal“. Der Präsident wolle keine Zölle erhöhen, doch Brüssel rühre sich nicht, deshalb könne er einen Hebel gebrauchen.

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DPA-BILD: ROLLISON Moderne Fertigung: Ein Roboter und ein Arbeiter arbeiten in der Produktion im BMW-Werk an einem neuen Auto.

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