„Fahrverbot ist nicht zukunftsfähig“
Bündnis Innenstadt entwirft Szenarien für Gestaltung – Ziele: Erreichbarkeit und Wohnen
Die City soll attraktiv bleiben. Ein Bündnis aller Beteiligten berät über die künftige Ausrichtung. Erste Zwischenergebnisse liegen vor.
OLDENBURG – Die Innenstadt macht auf Auswärtige, die das erste Mal hier sind, einen herausragenden Eindruck und lässt damit zahllose andere Städte dieser Größenordnung hinter sich. Das ist jedenfalls der Eindruck von Elke Frauns (Büro Frauns, Münster) und Stefan Kruse (Büro Junker + Kruse, Dortmund), die mit dem Arbeitskreis Bündnis Innenstadt eine Zukunftsstrategie für diesen zentralen Teil der Stadt entwickeln. Stefan Kruse: „Wir dachten, wir befinden uns in der Erfurter Altstadt. Das war für uns ein sehr positives Erlebnis.“Eines der vielen Kriterien, die das untermauere, sei der „relativ geringe Leerstand“von nur 6 bis 7 Prozent, der überdurchschnittlich niedrig sei.
Dieses positive Erlebnis, das Oldenburgs Innenstadt von vielen anderen Städten immer noch unterscheidet, soll unbedingt erhalten bleiben – auch durch eine vorsichtige Modernisierung. Dafür hat der Arbeitskreis drei Zukunftsszenarien entwickelt, die im jüngsten Wirtschaftsförderausschuss vorgestellt wurden.
Die Veränderungsmöglichkeiten halten sich allerdings in Grenzen. Denn auf der einen Seite verfügt Oldenburg über „eine vitale Einzelhandelsstruktur mit überregionaler Bedeutung, einen starken Gastronomiesektor mit positiver Wirkung für öffentliche Räume, ein attraktives Stadtbild, geringen Investitionsbedarf im Gebäudebestand und kaum strukturelle Schwächen“, so das Urteil der externe Experten. Auf der anderen Seite verfüge die Innenstadt aber nur über einen „geringen Anteil öffentlicher Räume, Entwicklungsflächen innerhalb der Wälle sind kaum vorhanden“. Denn die Innenstadt befindet sich zum allergrößten Teil in privater Hand.
Dennoch soll ein möglichst von allen Beteiligten getragener Rahmen geschaffen werden, der Orientierung bietet. Die drei Szenarien bewegen sich – kurz gesagt – von einer optimierten Einzelhandelslandschaft (Szenario 1) über ein Hybrid-Modell mit einer verbesserten Mischung aus Einzelhandel, Kultur, Bildung und Gastronomie (Szenario 2) bis zum Ziel einer relativ stärkeren Abnahme des Einzelhandels zugunsten anderer Lebensbereiche. Die Rede ist in diesem Szenario 3 u.a. von einem „integrierten Leben und Arbeiten“, einer „durchmischten Flächennutzung“und einem „engen Zusammenrücken“aller Bereiche – „Handel, Gewerbe, Gastronomie, Wohnen, Kultur und Bildung“.
Der Arbeitskreis tendierte in seiner Mehrheit zum moderateren Hybrid-Modell (Szenario 2) – bei Sympathien für Versuche, auch noch mehr junge Menschen in die Innenstadt zu bringen. Die Politik im Wirtschaftsförderausschuss driftete leicht auseinander oder hielt sich zurück. Das Spektrum reichte von Sympathien fürs erste oder zweite Modell mit der Stärkung der Leuchtturmfunktion als Einzelhandelsstandort – bei der CDU – bis zur Favorisierung des dritten Szenarios mit einer von allen Bereichen gleichmäßiger durchzogenen Innenstadt bei Linken und Grünen.
Aus Sicht der beauftragten Experten ist – auch angesichts der Eigentumsverhältnisse – davon auszugehen, dass „der Handel seine Funktion in der Oldenburger Innenstadt definitiv behalten wird“. Insbesondere die Erdgeschossflächen seien großteils so bespielt. Möglicherweise gebe es aber Chancen, in den kaum genutzten Obergeschossen und den Dachflächen etwas zu verändern.
In jedem Fall müsse die Innenstadt sehr gut erreichbar bleiben. „Fahrverbote sind nicht zukunftsfähig für eine funktionierenden Innenstadt.“Zumal allein 40 Prozent der Besucher aus der Region kämen. Elke Frauns: „Es muss bequem, sicher und schnell in die Innenstadt gehen.“Alternativen zum Auto müssten bezogen auf diese Kriterien schlicht besser sein, sonst hätten sie keine Chance, angenommen zu werden.
Das CMO als Vertreter des Handels wies auf einige alarmierende Entwicklungen hin (von erodierenden Kundenfrequenzen in bestimmten Bereichen bis zu immer kürzeren Mietverträgen), die eine Stärkung dringlich machten – „auch im Blick auf die Erreichbarkeit“, so der Vorsitzende Friedrich-A. Fisbeck.