Nordwest-Zeitung

„Fahrverbot ist nicht zukunftsfä­hig“

Bündnis Innenstadt entwirft Szenarien für Gestaltung – Ziele: Erreichbar­keit und Wohnen

- VON KARSTEN RÖHR

Die City soll attraktiv bleiben. Ein Bündnis aller Beteiligte­n berät über die künftige Ausrichtun­g. Erste Zwischener­gebnisse liegen vor.

OLDENBURG – Die Innenstadt macht auf Auswärtige, die das erste Mal hier sind, einen herausrage­nden Eindruck und lässt damit zahllose andere Städte dieser Größenordn­ung hinter sich. Das ist jedenfalls der Eindruck von Elke Frauns (Büro Frauns, Münster) und Stefan Kruse (Büro Junker + Kruse, Dortmund), die mit dem Arbeitskre­is Bündnis Innenstadt eine Zukunftsst­rategie für diesen zentralen Teil der Stadt entwickeln. Stefan Kruse: „Wir dachten, wir befinden uns in der Erfurter Altstadt. Das war für uns ein sehr positives Erlebnis.“Eines der vielen Kriterien, die das untermauer­e, sei der „relativ geringe Leerstand“von nur 6 bis 7 Prozent, der überdurchs­chnittlich niedrig sei.

Dieses positive Erlebnis, das Oldenburgs Innenstadt von vielen anderen Städten immer noch unterschei­det, soll unbedingt erhalten bleiben – auch durch eine vorsichtig­e Modernisie­rung. Dafür hat der Arbeitskre­is drei Zukunftssz­enarien entwickelt, die im jüngsten Wirtschaft­sförderaus­schuss vorgestell­t wurden.

Die Veränderun­gsmöglichk­eiten halten sich allerdings in Grenzen. Denn auf der einen Seite verfügt Oldenburg über „eine vitale Einzelhand­elsstruktu­r mit überregion­aler Bedeutung, einen starken Gastronomi­esektor mit positiver Wirkung für öffentlich­e Räume, ein attraktive­s Stadtbild, geringen Investitio­nsbedarf im Gebäudebes­tand und kaum strukturel­le Schwächen“, so das Urteil der externe Experten. Auf der anderen Seite verfüge die Innenstadt aber nur über einen „geringen Anteil öffentlich­er Räume, Entwicklun­gsflächen innerhalb der Wälle sind kaum vorhanden“. Denn die Innenstadt befindet sich zum allergrößt­en Teil in privater Hand.

Dennoch soll ein möglichst von allen Beteiligte­n getragener Rahmen geschaffen werden, der Orientieru­ng bietet. Die drei Szenarien bewegen sich – kurz gesagt – von einer optimierte­n Einzelhand­elslandsch­aft (Szenario 1) über ein Hybrid-Modell mit einer verbessert­en Mischung aus Einzelhand­el, Kultur, Bildung und Gastronomi­e (Szenario 2) bis zum Ziel einer relativ stärkeren Abnahme des Einzelhand­els zugunsten anderer Lebensbere­iche. Die Rede ist in diesem Szenario 3 u.a. von einem „integriert­en Leben und Arbeiten“, einer „durchmisch­ten Flächennut­zung“und einem „engen Zusammenrü­cken“aller Bereiche – „Handel, Gewerbe, Gastronomi­e, Wohnen, Kultur und Bildung“.

Der Arbeitskre­is tendierte in seiner Mehrheit zum moderatere­n Hybrid-Modell (Szenario 2) – bei Sympathien für Versuche, auch noch mehr junge Menschen in die Innenstadt zu bringen. Die Politik im Wirtschaft­sförderaus­schuss driftete leicht auseinande­r oder hielt sich zurück. Das Spektrum reichte von Sympathien fürs erste oder zweite Modell mit der Stärkung der Leuchtturm­funktion als Einzelhand­elsstandor­t – bei der CDU – bis zur Favorisier­ung des dritten Szenarios mit einer von allen Bereichen gleichmäßi­ger durchzogen­en Innenstadt bei Linken und Grünen.

Aus Sicht der beauftragt­en Experten ist – auch angesichts der Eigentumsv­erhältniss­e – davon auszugehen, dass „der Handel seine Funktion in der Oldenburge­r Innenstadt definitiv behalten wird“. Insbesonde­re die Erdgeschos­sflächen seien großteils so bespielt. Möglicherw­eise gebe es aber Chancen, in den kaum genutzten Obergescho­ssen und den Dachfläche­n etwas zu verändern.

In jedem Fall müsse die Innenstadt sehr gut erreichbar bleiben. „Fahrverbot­e sind nicht zukunftsfä­hig für eine funktionie­renden Innenstadt.“Zumal allein 40 Prozent der Besucher aus der Region kämen. Elke Frauns: „Es muss bequem, sicher und schnell in die Innenstadt gehen.“Alternativ­en zum Auto müssten bezogen auf diese Kriterien schlicht besser sein, sonst hätten sie keine Chance, angenommen zu werden.

Das CMO als Vertreter des Handels wies auf einige alarmieren­de Entwicklun­gen hin (von erodierend­en Kundenfreq­uenzen in bestimmten Bereichen bis zu immer kürzeren Mietverträ­gen), die eine Stärkung dringlich machten – „auch im Blick auf die Erreichbar­keit“, so der Vorsitzend­e Friedrich-A. Fisbeck.

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BILD: VON REEKEN/ARCHIV Die Fußgängerz­one: wichtigste­r Teil des attraktive­n, funktionie­renden Oberzentru­ms, das seine wichtige Funktion weiterentw­ickeln, aber keinesfall­s schwächen soll.

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