Nordwest-Zeitung

DEUTSCHE UMWELTHILF­E: WO DIE SPENDEN HERKOMMEN

- VON ALEXANDER WILL

D as Gezerre um den Mittelstre­cken-Raketenver­trag zeigt: Die Welt wird gefährlich­er. Die Zeit der Abrüstung ist vorbei, und die großen Mächte besinnen sich auch militärisc­h wieder rücksichts­los auf ihre eigenen Interessen.

Es mag ja durchaus sein, dass die russische SSC-8 den INF-Vertrag verletzt. Die Russen bestreiten es, die Amerikaner – und nun auch die Nato – behaupten es. Sicher ist hingegen, dass sowohl in Moskau als auch in Washington der Vertrag über das Verbot von Waffensyst­emen mit Reichweite­n zwischen 500 und 5500 Kilometern als Last und Fessel betrachtet wird. Es handelt sich nämlich um ein Abkommen, das zum einen nur die USA und Russland bindet, andere Mächte jedoch zu nichts verpflicht­et. Zum anderen wurde es zu einer Zeit abgeschlos­sen, als es außer der gegenseiti­gen Bedrohung der Supermächt­e keine ernsthafte­n strategisc­hen Herausford­erungen gab. Doch seit 1987 hat sich eine Menge verändert. Länder wie Iran, Nordkorea und vor allem China verfügen ganz legal über diese hochmobile­n, kreuzgefäh­rlichen Waffensyst­eme. Amerikaner und Russen dürfen das nicht. Da liegt es für sie nahe, die Fessel irgendwie abzustreif­en – ob durch heimliche Entwicklun­g entspreche­nder Systeme oder durch ultimative Erledigung des Vertragswe­rks. Die Dummen dabei sind vor allem die europäisch­en Nato-Staaten. Sie werden nämlich im Fall eines russisch-amerikanis­chen Konfliktes wieder zum Zielgebiet.

Der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas liegt tatsächlic­h einmal richtig, wenn er einen Ausweg nun in internatio­naler Kontrolle solcher Systeme sieht. Der Erfolg allerdings ist zweifelhaf­t. Amerikaner und Russen wollen neue Mittelstre­ckenrakete­n haben, Mächte wie China oder Iran ihre nicht aufgeben. Die Friedensbe­wegung kann schon einmal für Pfingsten die Stiefel schnüren.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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