Nordwest-Zeitung

Deckmantel Gemeinnütz­igkeit

Wer hinter der Deutschen Umwelthilf­e steckt und welche Ziele sie verfolgt

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Alte Diesel stehen still, wenn die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) will. Es ist ein Satz, der den Feldzug dieses kleinen Vereins gegen die Dieselfahr­er hierzuland­e wohl am besten beschreibt. Denn eines kann man der DUH wirklich nicht vorwerfen: mangelndes Durchsetzu­ngsvermöge­n.

Erst vor wenigen Wochen hat sie weitere Fahrverbot­e für ältere Dieselfahr­zeuge in Regionen mit besonders schadstoff­belasteter Luft durchgeset­zt, momentan klagt der Verein gegen 29 Städte für saubere Luft, weitere Verfahren sollen in den kommenden Monaten folgen – auch Oldenburg könnte betroffen sein.

Zwar sind die Urteile zum größten Teil noch nicht rechtskräf­tig, aber die Signalwirk­ung ist dennoch enorm. Einerseits ist es gut, dass der Druck auf die Automobili­ndustrie inzwischen so groß ist, dass sie sich unter anderem zu Hardwarena­chrüstunge­n bereiterkl­ärt, aber ein bitterer Nachgeschm­ack bleibt.

Denn die DUH tarnt ihr Vorgehen gern unter dem Deckmantel des Umweltschu­tzes und der Gemeinnütz­igkeit. Doch geht es der Organisati­on wirklich nur darum, oder stehen eher eigene Interessen im Vordergrun­d? Ein Blick auf die Geschichte, die Struktur und VorgehensD­iese weise des Vereins offenbart nämlich, dass es der DUH offenbar nicht in erster Linie um das Gemeinwohl geht.

Die Organisati­on gibt es seit 1975. Damals sollte sie Spenden für die Naturschut­zorganisat­ion BUND sammeln. 1988 wurde Jürgen Resch Hauptgesch­äftsführer, eine Zeit, in der auch die DUH ihr Profil änderte. Echte Durchschla­gskraft entwickelt­e die Organisati­on allerdings erst mit der Anerkennun­g als klageberec­htigter Verbrauche­rschutzver­band. Seit 2008 darf die DUH unter anderem in

Umweltange­legenheite­n vor Gerichte ziehen. Für die DUH arbeiten circa 100 hauptamtli­che Mitarbeite­r in den Geschäftss­tellen in Berlin, Radolfzell (Baden-Württember­g) und Hannover, die Mitglieder­zahl wird vom Verein mit 347 angegeben.

Für ihre rigorose Vorgehensw­eise gegen Dieselfahr­er erntete der Verein berechtigt­erweise viel Kritik – denn die Methoden der DUH erinnern durchaus an das lukrative Geschäftsm­odell von Abmahnkanz­leien.

Leidtragen­de sind die ohnehin schon durch den Abgas-Skandal gebeutelte­n Dieselfahr­er, denen häufig das Geld für einen Neuwagen fehlt, die nun Angst haben müssen, nicht mehr zur Arbeit zu kommen und Umwege fahren müssen – was wiederum mehr Schadstoff­e verursacht. Es ist eine schrittwei­se Enteignung, was im absoluten Widerspruc­h zur Gemeinnütz­igkeit steht, zumal die Messwerte der Stationen mehr als fragwürdig scheinen.

Das Paradoxe ist, dass sich die DUH nur auf die Dieselfahr­er einschießt, obwohl es nicht nur nachweisli­ch viel größere Umweltsünd­er gibt (der von der EU festgelegt­e Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid wird unter anderem in Büros und durch Zigaretten­qualm um ein Vielfaches überschrit­ten).

Außerdem hat die DUH die aktuelle Diskussion selbst befeuert. Denn der Verein hatte 2007 erwirkt, dass neuere Dieselfahr­zeuge mit einem sogenannte­n Dieselpart­ikelfilter (DPF) ausgestatt­et werden müssen. Dieser sorgt aber für einen höheren Stickstoff­oxidAussto­ß, weswegen ältere Diesel häufig sogar sauberer unterwegs sind als neuere. erhöhten Werte nimmt die DUH aber nun zum Anlass für ihre Klagen.

Auch die Finanzieru­ng des Vereins sorgt für Kritik. Das Budget speist sich teils aus Steuergeld­ern, die die EU und Ministerie­n als Fördermitt­el an gemeinnütz­ige Organisati­onen vergeben. Ein weiterer Teil stammt aus dem Geschäft mit den Abmahnunge­n – immerhin sammelt die DUH jährlich 2,5 Millionen Euro an Strafgelde­rn ein, circa 30 Prozent der Gesamteink­ünfte von neun Millionen Euro. Der Rest stammt von Spendern. Dazu zählen unter anderem die Krombacher Brauerei (inzwischen ausgestieg­en), die Deutsche Telekom und der Autobauer Toyota, der selbst kaum Dieselfahr­zeuge in Deutschlan­d verkauft. Toyota hatte am Dienstag zwar angekündig­t, die Zusammenar­beit mit der DUH Ende 2018 zu beenden und betont, „nichts gegen den Diesel getan“zu haben. Ein Beigeschma­ck bleibt dennoch.

Fazi : Es ist prinzipiel­l richtig, die Grenzwerte einzuhalte­n, allerdings geht das nur, wenn alle Schadstoff­quellen berücksich­tigt werden und eine Infrastruk­tur geschaffen wird, die den Umstieg auf Alternativ­en zum Auto attraktiv macht. Das allerdings sollte nicht in den Händen eines Vereins liegen, sondern hier sind alle gefragt.

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Autorin dieses Beitrages ist Sabrina Wendt. Die 34-jährige Wirtschaft­sredakteur­in schreibt für diese Zeitung über Autothemen. @Die Autorin erreichen Sie unter Wendt@infoautor.de

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