Radioaktiver Müll in marodem Bergwerk
Minister Olaf Lies besucht Schachtanlage Asse bei Wolfenbüttel und fordert Gesamtplan bis 2019
0n Tiefen bis 750 Meter lagern rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen – die %ückholung dauert noch. Dabei wird es Zeit, Wasser dringt ins marode Bergwerk ein.
REMLINGEN – Rasend schnell senkt sich der Fahrstuhl in die Tiefe. Der Förderkorb, wie die Bergleute sagen, bringt die Besucher in nur einer Minute in 490 Meter Tiefe. Aus dem Korb steigt auch Olaf Lies (SPD/Sande, Kreis Friesland), der in seiner Funktion als niedersächsischer Umweltminister am Mittwoch erstmals die Schachtanlage Asse II in Remlingen bei Wolfenbüttel besucht hat.
Zwischen 1967 und 1978 wurden in dem mittlerweile rund 100 Jahre alten Kali- und Salzbergwerk radioaktive Abfälle eingelagert. In dem maroden Bergwerk lagern in Tiefen zwischen 511 und 750 Metern rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Weil täglich mehrere Tausend Liter Wasser in das Lager eindringen, sollen sie herausgeholt werden. Frühestens im Jahr 2033 könne damit begonnen werden, sagte Dr. Thomas Lautsch, technischer Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) am Mittwoch vor Pressevertretern. Die Sanierung des maroden Bergwerks wird
„mehrere Milliarden Euro“kosten, schätzte Umweltminister Lies.
Unterdessen machte die Bürgerinitiative „AufpASSEn“Druck, weil die Wassermengen, die in die Asse drücken, immer größer werden. Vertreter der Initiative brachten ihre Bedenken am Mittwochmittag bei einem Treffen mit Lies im Anschluss an die AsseFührung zum Ausdruck. Der Minister bekräftigte, dass die notwendige Akzeptanz bei den Menschen in der Region nur durch Aufrichtigkeit, echte Beteiligungsmöglichkeiten und Transparenz erreicht
werden könne. Er regte zudem an, dass die technischen Lösungen für die Bergung und Rückholung in der Asse in der Region entwickelt und gebaut werden sollten. „Das ist trotz des schwierigen Themas auch eine Chancen für die Region, die vor großen Herausforderungen steht“, betonte der Minister. Zudem forderte Lies, bis Ende 2019 einen Gesamtplan zu erstellen, in dem alle einzelnen Punkte wie etwa Schachtbau, Rückholung und Zwischenlagerung mit möglichen Varianten und Zeitplänen aufgeführt werden sollen.
Kritik gab es von den Grünen. „Die Aussagen des Umweltministers sind nichtssagend. Die Rückholungsmaßnahmen müssen intensiviert werden. Die Arbeiten im Bergwerk sind im Vier-Schicht-Betrieb rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche voranzutreiben. Die gestiegenen Salzzuflüsse erhöhen den Druck auf die Rückholung der strahlenden Abfälle zusätzlich“, meinte Miriam Staudte, atompolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion.
In der Asse laufe nicht alles rosig, „das sollte ein niedersächsischer Umweltminister
auch gegenüber der Bundesregierung klarstellen“, sagte Staudte. Das Bundesumweltministerium habe sich aus der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Asse-II-Begleitgruppe verabschiedet, das sei ein Affront gegenüber den engagierten Bürgern, Kommunalpolitikern und Initiativen.
Minister Olaf Lies bezeichnete die sichere Stilllegung der Asse im Anschluss an seinen Besuch am Mittwoch als „eine der größten Herausforderungen in der Umweltpolitik“.
@ Video vom Asse-Besuch unter www.NWZonline.de/videos