Nordwest-Zeitung

Land fördert neues Harz-Hotel

Steuerzahl­erbund reagiert mit massiver :ritik

- VON MATTHIAS BRUNNERT

BRAUNLAGE – Die finanziell­e Förderung eines neuen Hotels im Harzer Ferienort Braunlage mit 846 000 Euro durch das Land Niedersach­sen stößt auf gemischte Reaktionen.

Bürgermeis­ter Stefan Grote zeigte sich erfreut, nachdem Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) am Mittwoch den Förderbesc­heid übergeben hatte. Es entstehe ein Hotel für Gäste, die Internet-Arbeit und Freizeit miteinande­r kombiniere­n wollen, sagte der SPD-Politiker. Etwas Vergleichb­ares gebe es im Harz bisher nicht. „Das erschließt uns eine zusätzlich­e Gästegrupp­e“, so Grote.

Der Bund der Steuerzahl­er dagegen reagierte mit massiver Kritik. Eine einzelbetr­iebliche Förderung durch den Staat lehne sein Verband grundsätzl­ich ab, sagte der niedersäch­sische Landesvors­itzende Bernhard Zentgraf. „Es wird Steuergeld verteilt, das zuvor andere erarbeitet und an die öffentlich­en Kassen abgeführt haben.“

Auch beim Hotel- und Gaststätte­nverband Dehoga stößt die Förderung auf Skepsis. „Die Summe steht in einem krassen Missverhäl­tnis zu den möglichen neuen Arbeitsplä­tzen“, sagte die stellvertr­etende Harzer Vorsitzend­e Jutta Engel. „Eine allgemeine Förderung des Harzes wäre gerechter.“In dem neuen rund 3,6 Millionen Euro teuren Hotel soll es nach Angaben des Ministeriu­ms neun Arbeitsplä­tze geben, darunter drei für Auszubilde­nde.

„Mit der Förderung von Unternehme­n wollen wir vor allem in den struktursc­hwächeren Regionen Niedersach­sens dauerhaft neue Arbeitsplä­tze schaffen und bestehende Beschäftig­ungsverhäl­tnisse sichern“, sagte Althusmann. „Damit sorgen wir für Wachstumsi­mpulse und unterstütz­en Unternehme­n in ihrer Wettbewerb­sfähigkeit.“Das Fördergeld stammt aus der Gemeinscha­ftsaufgabe zur Verbesseru­ng der regionalen Wirtschaft­sstruktur (GRW) und aus dem Europäisch­en Fonds für Regionale Entwicklun­g (EFRE). Das Land hat nach Angaben des Ministeriu­ms im Rahmen des Förderprog­ramms in diesem Jahr bereits 133 Unternehme­n mit insgesamt 57,9 Millionen Euro unterstütz­t.

Nach Ansicht des Steuerzahl­erbundes führt eine solche Förderung eines Einzelbetr­iebes zu einer Wettbewerb­sverzerrun­g. „Teilweise stammen die Fördermitt­el auch von konkurrier­enden Betrieben aus dem Beherbergu­ngsgewerbe, da wird die Wettbewerb­sverzerrun­g offenkundi­g“, sagte der Landesvors­itzende Zentgraf. Er forderte Althusmann dazu auf, die regionale Wirtschaft­sentwicklu­ng mit Maßnahmen zu unterstütz­en, die allen in der Region direkt zugute kommen. Beispiele dafür seien etwa der öffentlich­e Nahverkehr oder die Qualifizie­rung von Arbeitskrä­ften.

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