Ier macht das Rennen?
Kurz vor der Wahl der neuen CDU-Spitze liegen die Nerven blank
Na3h 18 Jahren im Amt wirkt die s3heidende CDU-Chefin Angela Merkel fast gelöst. Dafür sind die Kandidaten für ihre Na3hfolge ho3hnervös, und ni3ht nur die.
HAMBURG – Donnerstagnachmittag dann Abschied Teil eins. Warmer langer Applaus für Kanzlerin Angela Merkel im Nobel-Hotel Atlantic an der Außenalster. Das letzte Mal leitet die CDU-Chefin die Sitzungen von Vorstand und Präsidium, sagt „Tschüss“, wie es in Hamburg heißt.
Natürlich sei sie gespannt wie alle anderen auch, sagt Merkel bei ihrem Rundgang in der Messehalle, wo an diesem Freitag und Samstag der 31. CDU-Bundesparteitag stattfindet – und ihr Nachfolger gewählt wird: CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, ExUnionsfraktionschef Friedrich Merz oder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Gut 24 Stunden vor ihrem Abschied als Parteichefin wirkt sie gelassen, beinahe befreit. 18 Jahre lang hatte sie das Amt inne, doch nun: Keine Spur von Wehmut, im Gegenteil. „Dankbar“sei sie für diese „lange, lange Zeit“, und natürlich habe die CDU Höhen und Tiefen erlebt, räumt Merkel ein. Aber: Sie freue sich auf den Tag der Entscheidung, sagt Merkel. „Das ist Demokratie pur, wenn Auswahl besteht“, lobt sie den Kandidatenwettbewerb um ihre Nachfolge. Den Rest würden die 1001 Delegierten nun entscheiden.
So ruhig und entspannt die Kanzlerin am Tag vor dem historischen Parteitag wirkt, so heftig tobt der Wettbewerb um ihr politisches Erbe. Nach sechs Wochen fairen Wahlkampfs kracht es plötzlich, droht auf den letzten Metern eine offene Schlammschlacht. Fairnessabkommen, Treueschwüre und Appelle an die Vernunft – all dies scheint nicht mehr zu gelten. CDUVizechef Armin Laschet rief die Partei zur Geschlossenheit auf, warnt davor, dass es am Ende nur Verlierer geben könnte.
Showdown im CDUMachtkampf: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wagt sich am Donnerstag aus der Deckung und greift CDUÜbervater Wolfgang Schäuble an, der sich offen für die Wahl von Merz ausgesprochen hatte. „Überrascht und gewundert“habe ihn Schäubles Wahlempfehlung für Merz, schaltete der Merkel-Vertraute Altmaier auf Angriff und macht sich zum Fürsprecher für Kramp-Karrenbauer. „Da Wolfgang Schäuble jetzt den Damm gebrochen hat, kann ich sagen: Ich bin überzeugt, dass wir mit Annegret Kramp- Karrenbauer die beste Chance haben, die CDU zu einen und Wahlen zu gewinnen“, wirbt er für die Generalsekretärin als Merkel-Nachfolgerin und kontert Schäuble. „AKK“, wie sie in der Partei kurz genannt wird, wäre aus seiner Sicht die erfolgreichere Wahlkämpferin, die gefährlichste Kanzlerkandidatin für Grüne und SPD. Das habe sie mehrfach – anders als Merz – als Ministerpräsidentin des Saarlandes unter Beweis gestellt. „Sie ge- winnt Wahlen in der Mitte“, lobt Altmaier. Zwar würde Rivale Merz den Liberalen womöglich Wähler abjagen, doch sollten sich Union und FDP nicht gegenseitig Stimmen wegnehmen.
Offener Schlagabtausch – schließlich geht es bei der Entscheidung über den CDUVorsitz auch um den künftigen Kurs der Partei und den nächsten möglichen Kanzlerkandidaten. Weiter Kurs der Mitte mit Kramp-Karrenbauer oder Schwenk nach rechts mit Merz? Für die CDU ist es in jedem Fall eine tiefe Zäsur.
Auslöser für den Krach waren die Äußerungen von Wolfgang Schäuble gewesen, der offen die Wahlkampftrommel für seinen Freund und Vertrauten Merz rührt. Dessen Wahl sei „das Beste für das Land“, hatte der Bundestagspräsident erklärt.
Kramp-Karrenbauer oder Merz? Immer mehr prominente Unterstützer werben offen für einen der beiden. Jens Spahn, der sich ebenfalls zur Wahl stellt, werden kaum Chancen eingeräumt. Auch in Meinungsumfragen liegt er weit abgeschlagen zurück. Das erste Mal seit 47 Jahren hat die CDU die Wahl zwischen mehreren Kandidaten für den Parteivorsitz.
Spahn gibt sich dennoch nicht geschlagen: „Es wird spannend“, gab er sich am Donnerstag noch zuversichtlich. In den Regionalkonferenzen bei der Vorstellung der Bewerber sei Aufbruchstimmung zu spüren gewesen. „Diesen Geist sollten wir mitnehmen“, appelliert Spahn. Was, wenn er unterliegt? „Ich bleibe auf jeden Fall im Team, möchte auf jeden Fall den Erfolg der CDU“, versichert der Gesundheitsminister. Ähnlich hatten sich auch Kramp-Karrenbauer und Merz geäußert.
Noch einmal wird es Freitagmittag in Hamburg Ovationen für Merkel zum Abschied geben. Die scheidende CDUChefin wird in einer Rede auf ihre Amtszeit zurückblicken und den Delegierten ihr politisches Vermächtnis abgeben. Danach – nach fast zwei Jahrzehnten – macht Merkel den Weg frei für eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger.
Noch einmal präsentieren sich die Kandidaten, bevor schließlich am Nachmittag die Entscheidung fällt. 501 der 1001 Delegierten-Stimmen reichen im ersten Wahlgang für den Sieg. Werden sie von keinem Kandidaten erreicht, kommt es zur Stichwahl mit den beiden höchstplatzierten Bewerbern. „Wichtig ist – und das wissen, glaube ich, alle drei Kandidaten –, dass die CDU auch nach der Wahl morgen geschlossen bleibt“, appelliert Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer an die Vernunft ihrer Parteifreunde und warnt vor einer Spaltung.
Riesenandrang und ein enormes Interesse an der Entscheidung auf dem CDUBundesparteitag in Hamburg: Mehr als 1000 Gäste und 1800 Journalisten aus aller Welt wollen den Kandidaten-Krimi miterleben – ein Parteitag der Superlative.
9 :ch bin -berzeugt, dass .ir mit Annegret Kram4Karrenbauer die beste Chance haben, die CDU zu einen und Wahlen zu ge.innen;
PETER ALTMAIER
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WOLFGANG SCHÄUBLE