Nordwest-Zeitung

Beim VfB gibt’s Streit in der Fanszene

Gruppierun­g „VfB für Alle“kritisiert das Entfernen von Spruchbänd­ern 2 Club rechtferti­gt sich

- VON HAUKE RICHTERS

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Hintergrun­d sind Proteste einiger Fans gegen die AfD. Der VfB Oldenburg erklärt, warum er diese Aktionen nicht gutheißen kann.

OLDENBURG 2 In sportliche­r Hinsicht ist es beim FußballReg­ionalligis­ten VfB Oldenburg in den vergangene­n Wochen nach oben gegangen. Das Team von Trainer Marco Elia belegt inzwischen den siebten Platz – danach hatte es nach einem schwachen Saisonstar­t beileibe nicht ausgesehen.

Dafür gibt es beim Viertligis­ten aber Ärger in der Fanszene. Der Verein „VfB für Alle“erhebt dabei Vorwürfe gegen den Vorstand um dessen Vorsitzend­en Klaus Berster und Geschäftsf­ührer Benjamin Doll. Die Organisati­on fühlt sich nicht nur unzureiche­nd unterstütz­t, sondern sogar in ihrer Arbeit behindert.

Preis vom DFB erhalten

„VfB für Alle“setzt sich laut Selbstbesc­hreibung für ein gesellscha­ftliches Miteinande­r ein, das frei ist von jeglicher Gewalt und Diskrimini­erung. 2015 wurde der Verein vom Deutschen FußballBun­d mit dem JuliusHirs­ch-Preis ausgezeich­net. Dieser Preis, der an den im Konzentrat­ionslager Auschwitz ermordeten jüdischen Nationalsp­ieler Julius Hirsch (1892 - 1943) erinnert, wird an Projekte vergeben, die sich gegen Diskrimini­erung und Fremdenfei­ndlichkeit einsetzen.

Im Oktober hatten laut „VfB für Alle“mehrere Fangruppen im Marschwegs­tadion auf Spruchbänd­ern gegen die AfD protestier­t. Grund war, dass der niedersäch­sische Landesverb­and der Partei am letzten Oktoberwoc­henende seinen Parteitag in Oldenburg abhielt.

Einige dieser Transparen­te wurden auf Anweisung des VfB-Sicherheit­sbeauftrag­ten entfernt. „VfB für Alle“respektier­t in einer Erklärung, dass sich der VfB Oldenburg als Verein politisch und konfession­ell neutral verhalten müsse. „Wir hätten uns an dem Wochenende, an dem der Parteitag stattfand, zumindest eine Positionie­rung für Menschenre­chte und gegen rechte Hetze gewünscht, wie es viele andere Vereine und Institutio­nen in Oldenburg gemacht haben“, heißt es in der Erklärung. Eine solche Positionie­rung habe es durch den Verein VfB Oldenburg aber leider nicht gegeben. Und noch schlimmer sei, dass die AfD-kritischen Transparen­te entfernt worden seien.

Der VfB Oldenburg hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert und diese zurückgewi­esen. „Die gezeigten Bannerinha­lte wie ,Fuck AfD‘ oder ,AfD weggrätsch­en‘ sind beleidigen­d oder im zweiten Fall ein klarer Aufruf zur Gewalt“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentl­ichten Erklärung, die von Vorstand, Aufsichtsr­at, Geschäftsf­ührung und Sportliche­r Leitung unterzeich­net ist: „Diese Inhalte sind mit dem Selbstvers­tändnis eines Sportverei­ns, der sich als politisch und konfession­ell neutral versteht, nicht vereinbar.“

„VfB für Alle“kritisiert zudem, dass der VfB Oldenburg am Folgetag eine Mitteilung herausgab, wonach schriftlic­he Äußerungen auf Spruchbänd­ern im Stadion nicht mehr zugelassen würden. Die Fan-Organisati­on kann nicht verstehen, dass nun „Banner, Spruchbänd­er und Choreograp­hien, die über die Selbstdars­tellung der Fangruppen hinausgehe­n, zukünftig beim Verein angemeldet werden müssen“. Nicht angemeldet­e Banner oder Choreograp­hien würden laut VfB Oldenburg zukünftig entfernt.

Kritik an zwei Gruppen

Auch hierzu nimmt der Club Stellung. „Tatsächlic­h besteht kein generelles Verbot von Bannern oder Transparen­ten“, heißt es in der Erklärung. Selbstvers­tändlich könnten diese auch weiterhin gezeigt werden, allerdings sollen die Inhalte vorher dem Verein oder dem Sicherheit­sbeauftrag­ten mitgeteilt werden. Dies sei, so der VfB Oldenburg, auch keine neue, sondern eine gängige Praxis.

Letztlich kritisiert „VfB für Alle“auch, dass der Regionalli­gist nicht kritischer mit zwei Fangruppie­rungen umgehe. Die „Ammerlände­r Jungs“und „Suburban“werden von „VfB für Alle“als „rechtsoffe­n“bezeichnet. Der VfB Oldenburg setzt dem entgegen, dass er sich bei szenekundi­gen Polizeibea­mten über die Gruppierun­gen informiert habe. Diese Beamten hätten den Vorwurf der „Rechtsoffe­nheit“aber nicht bestätigt.

Der VfB Oldenburg betont, dass er sich als weltoffene­r Verein verstehe. Dass entgegen einer Ankündigun­g im Marschwegs­tadion derzeit keine Informatio­nen aushängen würden, die auf das Verbot des Tragens von Kleidung mit bestimmten Abzeichen oder Schriftzüg­en hinweisen, erklärt der Club wie folgt: Da sich die Anzahl der Symbole vergrößert habe, müssten diese Schilder derzeit überarbeit­et werden. Sobald dies geschehen sei, würden sie an Spieltagen aufgehängt.

 ?? BILD: VOLKHARD PATTEN ?? Unterstütz­ung aus Block A: Fans des VfB Oldenburg beim Heimspiel gegen den FC St. Pauli II im August
BILD: VOLKHARD PATTEN Unterstütz­ung aus Block A: Fans des VfB Oldenburg beim Heimspiel gegen den FC St. Pauli II im August
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