Jungspund trifft auf alten Hasen
Wie sich Werders Kohfeldt (36) und Düsseldorfs Funkel (64) unterscheiden
Am Abend erwartet Werder die Fortuna. An der Seitenlinie ist es ein Generationenduell, bei dem Kohfeldt Druck spürt.
BREMEN 2 Friedhelm Funkel hat im Fußball als Spieler und Trainer (fast) alles erlebt, was man erleben kann. 470-mal stand der 64-Jährige als Coach in der Bundesliga an der Seitenlinie, sechsmal führte er eine Mannschaft von der zweiten in die erste Liga, als Spieler gelang ihm zweimal so ein Aufstieg. An diesem Freitag, 20.30 Uhr, erlebt der älteste Trainer in Deutschlands höchster Liga dennoch eine Premiere: Er trifft mit Fortuna Düsseldorf im Bremer Weserstadion auf Florian Kohfeldt.
„Nein, den Florian kenne ich bisher nicht“, sagt Funkel über seinen 28 Jahre jüngeren Kollegen. Als dieser 1982 in Siegen (Nordrhein-Westfalen) geboren wurde, war Funkel schon ein gestandener Fußballprofi, spielte gerade für den 1. FC Kaiserslautern. Drei Jahre später feierte er seinen größten Erfolg als Aktiver, den sensationellen DFB-Pokalsieg mit Bayer Uerdingen.
Erste Reifeprüfung
Und so prallen an diesem Freitag auch zwei Trainergenerationen aufeinander. Hier Kohfeldt, der Jungspund, der vor der Saison forsch das Ziel Europapokal für den SV Werder ausgerufen hat, und der gerade seine erste Krise erlebt. Und da Funkel, der alte Hase, der am kommenden Montag seinen 65. Geburtstag feiert, und der genau weiß, dass es mit der Fortuna nur um den Klassenerhalt gehen kann.
„Wenn wir die Leistung der letzten Spiele wiederholen können, haben wir eine Chance, wieder etwas mitzunehmen“, sagt Funkel über die Partie an der Weser, in dem Wissen, dass dort ein rauer Herbststurm aufgezogen ist. Nur ein Punkt in den vergangenen fünf Spiele – Kohfeldt steht vor seiner ersten großen Reifeprüfung in seiner erst 38. Partie als Chefcoach in der Bundesliga.
„Ja, es ist ein Druckspiel“, gab der Bremer Trainer am Donnerstag zu. Der schlechte Lauf und die bis zur Winterpause anstehenden dicken Brocken Dortmund, Hoffenheim und Leipzig sorgen für Magengrummeln vor dem Duell mit dem Aufsteiger. „Wir wollen da oben dran bleiben. Wir wollen ein Ergebnis und wir werden ein Ergebnis liefern“, sagt Kohfeldt.
Drei Punkte sind gegen den auswärts noch sieglosen Aufsteiger für Werder Pflicht. Daran ändert auch nichts, dass die Personalsituation sich am Donnerstag nicht entspannte. Abwehrchef Niklas Moisander ist gelb-gesperrt und fehlt ebenso wie der verletzte Milos Veljkovic. Dazu kämpfen Ludwig Augustinsson, Claudio Pizarro und Yuya Osako mit den Folgen eines Infekts und dürften kaum topfit sein.
Statistik macht Mut
Zumindest eine Statistik dürfte Werder Mut machen. Die Fortuna hat nur zwei von 22 Gastspielen in Bremen gewonnen, das letzte Mal im Jahr 1977. Zu dieser Zeit war Kohfeldt noch gar nicht geboren – und Funkel erreichte als 24-jähriger aufstrebender Kicker mit dem damaligen Zweitligisten Bayer Uerdingen überraschend das Halbfinale des DFB-Pokals (0:1 gegen Hertha BSC). Angesprochen auf diese Statistik greift das Trainer-Urgestein zu einer Weisheit, die er schon oft in seiner Karriere benutzt haben wird: „Noch wird alles auf dem Platz entschieden. Dort wollen wir uns dagegenstemmen, dass das Ergebnis nicht vorher feststeht.“