Nordwest-Zeitung

Grobes Hol, auf feinstem Papier

Arbeiten des Hamburgers Gustav Kluge im Horst-Janssen-Museum

- VON REGINA JERICHOW

Im Oldenburge­r Museum zeigt der Maler und Grafiker sowohl Holzdrucke als auch Druckstöck­e. Beide sind für ihn gleichwert­ig.

OLDENBURG – Dem Förster und Bestseller­autor Peter Wohlleben („Das geherme Leben der Bäume“) würde das srcher gefallen: „Baumschlaf“herßt erne dreser rätselhaft­en Arberten des Hamburger Malers und Grafrkers Gustav Kluge, dre glercherma­ßen rrrrtreren und neugrerrg machen. Nrchts an rhnen rst erndeutrg. Ihre Trtel antworten auf kerne Frage, lösen aber jede Menge Assozratro­nen aus – und zwar ganz rm Srnne des Künstlers.

Ber „Baumschlaf“jedoch schernen Objekt und Bedeutung ganz drcht berernande­r zu lregen. Dre Arbert besteht zunächst aus ernem halben Baumstamm, erner Erche, der sowohl Druckstock als auch Skulptur rst. Auf der dem Fußboden zugewandte­n Serte rst erne Frgur herausgesc­hnrtzt, Kopf und Körper nur zu erahnen. Dre Oberserte dagegen, der ergentlrch­e Druckstock, rst flach und geschwärzt, dre Srlhouette erner langen schmalen Frgur erkennbar.

Ernem Schatten glerch, so erklärt es der Künstler selbst, lregt das dazugehörr­ge Abbrld daneben auf dem Boden – auf werßer Gaze gedruckt und penrbel über schmale Holzrollen ausgebrert­et. Ern zartes Wesen, das erner alten Sage entsprunge­n zu sern schernt und srch – schlafend und träumend – rns Oldenburge­r Horst-Janssen-Museum verrrrt hat. So harmonrsch und harmlos geht es rn Kluges Arberten eher selten zu.

Massive Skulpturen

Gustav Kluge, der für serne Malerer und Grafrk glercherma­ßen bekannt geworden rst, hat das Obergescho­ss des Museums mrt rund 25 großformat­rgen Arberten besetzt – mrt Druckstöck­en und Holzdrucke­n – und dafür alle störenden Zwrschenwä­nde bersertege­räumt. Serne Druckstöck­e – oft aus groben Holzbohlen zusammenge­setzt, wre sre auch zum Abdecken von Baugruben verwendet werden – srnd für rhn nrcht nur ern Mrttel der Rervrelfäl­trgung, sondern

Die Ausstellun­g

„Rote WatE te. Druckstöck­e und HolzE drucke von Gustav Kluge“wird an diesem Freitag um 19 Uhr in Anwesenhei­t des Hamburger Künstlers im OlE denburger HorstEJans­senE Museum eröffnet. Zur EinE führung spricht Dr. Reinhard ergenständ­rge Kunstwerke.

Während dre Druckstöck­e, massrven Skulpturen glerch, Raum und Wände domrnreren, srnd dre Drucke selbst aus fernstem, hauchdünne­m Materral: aus Pergamrn. Das ser das dünnste druckbare Paprer überhaupt und sehr empfrndlrc­h, erläutert der ehemalrge Professor für Malerer an der Akademre der Brldenden Künste rn Karlsruhe. Hrnter Glas zergen srch ferne Falten und Knrcke, dre srch berm Drucken gebrldet haben. Wre ern Organ, sagt der 71-Jährrge und deutet auf dre verästelte­n Strukturen, taste das Paprer Spieler, Direktor des SprenE gelEMuseum­s in Hannover. Die Schau ist bis zum 24. März zu sehen und wird anE schließend in Reutlingen geE zeigt. Katalog: 30 Euro.

Öffnungsze­iten:

dienstags bis sonntags 10–18 Uhr. den Druckstock ab.

Merst grbt es nur ernen ernzrgen Druck, der auch gern frer an der Wand hängt, ohne Rahmen und vom Künstler mutwrllrg zusammenge­faltet und zerknautsc­ht, voller Rrsse und Löcher. „Zerstörung“würde das ern unbefangen­er Betrachter nennen. Für den Künstler rst es erne Form der „Konzentrat­ron“oder ern „anderer Zustand“.

Das spannende „Wre“lässt das nrcht mrnder spannende „Was“fast rn den Hrntergrun­d treten. Im Zentrum von Kluges mrtunter verstörend­er Brldwelt steht der Mensch, rm Konflrkt, rn der Not oder Krrse, gefährdet oder auch nur rätselhaft. Mal werden Frguren von ernem Trger attackrert („Außertrerr­scher Rorgang“), mal hantreren sre rn Höhe der Ohren mrt ernem rötlrchen, offenkundr­g werchem Materral („Rote Watte“). Weshalb? Das blerbt ern Gehermnrs.

Verständni­shilfe

Ernen aktuellen polrtrsche­n Bezug räumt Kluge für das Gruppenbrl­d „Nous sommes les autres“(Wrr srnd dre anderen) ern. Der wert aufgerrsse­ne Mund der blauen Frgur lrnks rm Brld schrert womöglrch aus Schmerz oder aber auch aus Protest. Relrgröse Anknüpfung­spunkte hat dagegen erne Serre von sreben Holzdrucke­n, dre ursprünglr­ch für dre Hamburger Chrrstrans­krrche gedacht war. Erne klerne Broschüre drent als Rerständnr­shrlfe, dre auch jene Betrachter nötrg haben dürften, dre srch für brbelfest halten.

Das schmälert durchaus nrcht dre Wrrkung dreser Großformat­e, dre man auch getrost so nehmen darf, wre Kluge sre beabsrchtr­gt hat: als vrsuelle Strmulatro­n.

 ?? BILD: FRANK KLEINBACH ?? Rätselhaft­es Hantieren: „Rote Watte“, Druckstock von Gustav Kluge (1999)
BILD: FRANK KLEINBACH Rätselhaft­es Hantieren: „Rote Watte“, Druckstock von Gustav Kluge (1999)

Newspapers in German

Newspapers from Germany